Nürnberg Arbeitsagentur: Suche nach Fachkräften aus dem Ausland
Von El Salvador bis zu den Philippinen: Die Arbeitsagenturen wollen ihre internationalen Aktivitäten vorantreiben. Ziel sei es, in Absprache mit der Landesregierung noch mehr Menschen vor allem berufsspezifisch anzuwerben. Erste Projekte seien erfolgreich angelaufen, sagte der Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, Markus Behrens. "Die, die hierher gekommen sind, wollen auch bleiben", sagte er. Gemessen am Gesamtbedarf an Beschäftigten sei der Umfang gering.
Die Projekte seien erste Leuchttürme und Beispiel dafür, welche Strukturen und Abläufe nötig sind, um erfolgreich Werbung für Arbeiten in Deutschland zu betreiben. "Wir fragen auch die Unternehmen direkt, wer hätte Interesse, Mitarbeiter aus dem Ausland in unterschiedlichen Berufen zu rekrutieren", sagte Behrens. Vorstellungsgespräche seien auch über Tausende Kilometer hinweg per Videoschalten möglich.
Momentan sind laut Behrens in Sachsen-Anhalt einige Ärzte aus Mexiko und Jordanien tätig, in Kliniken im Harz und im Burgenlandkreis. Seit 2020 kamen zudem etwa 30 Auszubildende für die Altenpflege aus El Salvador in die Region Wittenberg. Weitere Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt hätten Interesse zum Beispiel für Auszubildende aus dem lateinamerikanischen Ausland angemeldet. Wichtig sei neben der Anerkennung der Qualifikation und von Sprachkursen, eine "Kümmerkultur" für die Menschen zu etablieren, um ihnen den Start und das Leben fern der Heimat zu erleichtern, sagte Behrens.
Hintergrund des wachsenden Bedarfs an Fachkräften ist, dass Sachsen-Anhalt mangels Geburten und aufgrund von Abwanderung zu wenige Junge für den Arbeitsmarkt hat. Nach 1990 zogen vor allem Auszubildende und qualifizierte junge Frauen in anderen Bundesländer. Und immer mehr Ältere verabschieden sich aus dem Berufsleben.
Etwa 800.000 Menschen sind derzeit in Sachsen-Anhalt sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Laut Prognosen hat Sachsen-Anhalt bis 2035 einen massiven demografischen Verlust. "Wir werden etwa ein Viertel aller Erwerbspersonen verlieren", sagte Behrens. Auf zwei Aussteiger am Arbeitsmarkt komme nur ein Einsteiger.
Großen Bedarf gebe es in Sachsen-Anhalt gerade angesichts der alternden Gesellschaft im Gesundheits- und Sozialbereich, sagte Behrens. Zudem suchten vor allem kleinere und mittelständische Firmen händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern, zunehmend auch nach IT-Fachkräften und Mitarbeitern im gewerblich-technischen Bereich, in der Logistik.
Den Angaben zufolge schließt die Bundesagentur für Arbeit indes Projekte mit Ländern ab, die durch ihre Bevölkerungsstrukturen eine über die eigenen Bedarfe hinausgehende Verfügbarkeit von ausgebildeten Fachkräften haben. Weiterhin würden der Inhalt und der Ablauf der Ausbildung mit dem deutschen System abgeglichen. Behrens verwies auf das 2020 verabschiedete Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Bereits zuvor habe es Abkommen etwa mit den Philippinen gegeben, um gezielt Fachkräfte im Pflegebereich nach Deutschland zu holen.