Der Provokation bewusst Aufruhr um erotische Kirchen-Ausstellung
Eklat um homoerotische Bilder in einer Kirche: Wegen Widerstand wurde die Ausstellung geschlossen. Das Team vom CSD indes hofft auf eine baldige Wiedereröffnung.
Nach Kritik an teils expliziten sexuellen Darstellungen hat die Nürnberger Egidienkirche die Ausstellung "Jesus liebt" mit Bildern des Regisseurs Rosa von Praunheim vorübergehend geschlossen. Nun äußert sich der Förderverein Christopher Street Day (CSD) Nürnberg zu den Ereignissen.
Die Ausstellung begann im Zusammenhang mit dem Nürnberger Christopher Street Day. Dessen Förderverein betonte am Mittwoch: "Wir halten diese Ausstellung für eine großartige Möglichkeit, um mit Menschen in Austausch zu treten, auch wenn wir nicht einer Meinung sind." Schon vor der Vernissage sei Verein und Kulturpfarrer klar gewesen, "dass die gezeigten Bilder in einer Kirche für manche Personen eine Provokation darstellen. Jedoch wollen wir lediglich die Auseinandersetzung mit Sexualität, und in diesem Fall der Homosexualität, fördern."
Wirbel um Ausstellung in Nürnberger Egidienkirche
Nach Kritik an teils expliziten sexuellen Darstellungen hat die Nürnberger Egidienkirche die Ausstellung "Jesus liebt" mit Bildern des Regisseurs Rosa von Praunheim vorübergehend geschlossen. Das habe der Kirchenvorstand bei einem Treffen am Dienstag beschlossen, heißt es auf der Homepage der Gemeinde. Es habe eine "Vielzahl an Rückmeldungen" auf die Ausstellung gegeben. Die Ausstellung war seit dem 21. Juli zu sehen.
Die Verantwortlichen vom CSD respektieren den Entschluss der Kirche, "nach kritischen Kommentaren die Ausstellung vorübergehend zu schließen." Man wünsche sich aber, dass sie bald wieder öffne. "Denn eine dauerhafte Schließung würde ein ernsthaftes Bekenntnis zu einer Kulturkirche und der Öffnung der evangelischen Kirche für queere Lebensentwürfe in Frage stellen."
"Von Pornografie kann man überhaupt nicht sprechen", sagte Bastian Brauwer vom Nürnberger CSD-Vorstand mit Blick auf die Vorwürfe. "Klar ist Kunst oft überzeichnend und überspitzt." Beim Nürnberger CSD seien zahlreiche E-Mails aus ganz Deutschland mit Hasskommentaren und diffamierendem Inhalt eingegangen, sagte Brauwer. Viele beziehen sich ihm zufolge auf die immer gleichen Bilder, die in Internetforen kursierten. "Es gibt aber auch von Gläubigen sachlich dargebrachte Kritik, die sich in ihrem Glauben verletzt fühlen."
Viele Reaktionen im Netz
Dass die Ausstellung stark polarisiert, zeigt sich auf der Facebook-Seite der Egidienkirche. Dort reichen die Kommentare von "Pornografie in der Kirche. Widerlich!" bis "Eine gute, eine wichtige Ausstellung, gerade in einer Kirche."
Die evangelische Landeskirche in Bayern möchte sich zu der Angelegenheit nicht äußern. "Das ist eine Sache der Kirchengemeinde", sagte ein Sprecher. Auch die katholische Kirche in Nürnberg will nur grundsätzlich etwas zu dem Thema sagen. Es sei sehr wichtig, über Sexualität und Liebe in der Kirche zu sprechen, erläuterte Sprecherin Elke Pilkenroth. Aber: "Man sollte die religiösen Gefühle der Menschen nicht verletzen und ihnen nicht vor den Kopf stoßen." Das gelte besonders für eine Ausstellung in einem Gotteshaus, der man sich während der Gottesdienste nicht entziehen könne.
- Nachrichtenagentur dpa