Banken Geschäftsaussichten der Sparkassen trüben sich ein
Die Sparkassen in Westfalen und Lippe machen profitable Geschäfte, doch die dunklen Wolken am Konjunkturhimmel sorgen auch bei ihnen für Unruhe. Unterdessen setzt sich das Filialsterben fort.
Die Rezession und die hohen Alltagskosten der Menschen führen bei den Sparkassen zu tiefen Sorgenfalten. Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe stellte am Dienstag Geschäftszahlen für 2023 vor, in denen die angespannte Lage erkennbar ist. So betrugen die Darlehenszusagen der Sparkassen 16,2 Milliarden Euro und damit knapp ein Drittel weniger als 2022. Das Minus erklärt sich zum Beispiel damit, dass sich viele Menschen angesichts gestiegener Zinsen und Baukosten keine neuen Wohnungen leisten können und daher keine Kredite brauchen. Auch Firmen wurden zurückhaltender.
Private Haushalte wiederum verringerten ihre Guthaben (Einlagenbestand) um 2,2 Prozent auf 91,1 Milliarden Euro. Das lag nach Lesart der Kassen auch daran, dass die Kunden nach Abzug der Inflation weniger in der Tasche hatten als noch vor einigen Jahren und ihren Konsum daher teilweise aus ihren Ersparnissen finanzierten.
Trotz der widrigen Bedingungen wirtschafteten die Sparkassen in Westfalen und Lippe profitabler, was an den insgesamt gestiegenen Zinsen gelegen haben dürfte. Bei höheren Zinsen machen Banken in der Regel bessere Geschäfte. Das Betriebsergebnis stieg um rund 0,5 Milliarden auf 1,9 Milliarden Euro.
Die Gewinnlage der Kassen biete "die Möglichkeit, nun Kraft zu tanken und genau die Resilienz aufzubauen, die wir benötigen, um uns für die anstehenden Herausforderungen zu wappnen", sagte Verbandspräsidentin Liane Buchholz und verwies auf den deutlichen Anstieg von Unternehmensinsolvenzen. Bei solchen Firmenpleiten drohen auch Sparkassen als Kreditgeber in die Röhre zu gucken.
Deutlich weniger Filialen
Unterdessen setzt sich das Filialsterben im Digitalzeitalter fort. Zum Jahreswechsel gab es in Westfalen-Lippe 1052 Geschäftsstellen, während es vor einem Jahr 1103 waren. Ähnlich hoch war das Minus in den Jahren davor. 2018 hatte es 1271 Filialen mit dem S-Logo gegeben. Als Filiale gilt nicht nur eine Niederlassung mit Personal, sondern auch ein reiner Automaten-Standort. Gut die Hälfte der Filialen haben Personal.
Auch im Rheinland sank die Zahl der Sparkassenfilialen, und zwar von 965 vor etwas mehr als einem Jahr auf 919 zum Jahresende 2023. Etwa ein Drittel davon sind reine Automaten-Filialen. Andere Banken dünnen ihr Filialnetz ebenfalls aus. Viele der Standorte, die bleiben, wurden zu Beratungszentren umgebaut, etwa für Gespräche über Baufinanzierungen oder Wertpapieranlagen.
Gründe des Rückgangs sind die Digitalisierung und veränderte Kundengewohnheiten: Die Banken setzen immer stärker auf das Internet, um Geschäfte zu machen. 2018 nutzten etwa 50 Prozent der Kunden Online-Banking. 2023 waren es 70 Prozent. Mit Blick auf die Zahl der Filialen sagte der westfälisch-lippische Verbandsvizechef Jürgen Wannhoff, er gehe davon aus, dass ein "Bodensatz" erreicht sei - dass also das Filialnetz künftig mehr oder minder gleichstark bleibe. Einzelne Anpassungen könnte es aber auch künftig geben, "massive Veränderungen" nicht.
Wannhoff betonte zudem, dass die Sparkassen weiter ein relativ starkes Filialnetz hätten. Mit Blick auf die deutschlandweit mehr als 11 000 Filialen sagte er: "Das ist wesentlich mehr als Aldi oder Lidl Filialen haben."
Wird eine Filiale, die Personal hat, geschlossen, wird sie mitunter als Selbstbedienungsstandort weitergeführt. Andernorts verschwindet das Sparkassen-Logo komplett. Dadurch sinkt auch die Zahl der Automaten, an denen die Kunden Geld abheben können: 2021 waren es in Westfalen-Lippe noch 2366 und zwei Jahre später 2113.
Weniger Automatensprengungen
Ein Grund für diese Entwicklung ist auch, dass Sparkassen bewusst Automaten aufgeben, um Geldautomaten-Sprengungen durch Kriminelle vorzubeugen - dies in Absprache mit den Sicherheitsbehörden. Der Verbandsvize berichtete, dass die Zahl der Sprengungen von Sparkassen-Geldautomaten in NRW im vergangenen Jahr um ein Fünftel auf 153 gesunken sei. Offensichtlich hätten sich Investitionen in Abwehrmechanismen, bei denen Bargeld nach der Sprengung verfärbt und unbrauchbar gemacht wird, gelohnt. In Westfalen-Lippe gibt es 47 Sparkassen, die insgesamt 21 455 Beschäftigte haben.
- Nachrichtenagentur dpa