Mainz Vogelschutzwarte soll sich auch um Schutz von Uhus kümmern
Die geplante neue Vogelschutzwarte Rheinland-Pfalz soll sich auch um den Schutz von Eulen, Greifvögeln oder Störchen in der Umgebung von Stromleitungen kümmern. Nach dem Fund eines toten Uhus in der Eifel sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in Mainz: "Insgesamt erhoffen wir uns dadurch wieder einen besseren Überblick, um dann noch notwendige Maßnahmen proaktiv anzugehen."
Zum zweiten Mal in diesem Jahr kam in diesem Monat ein Uhu an einem Strommast in Rheinland-Pfalz ums Leben. Weil die Vogelschutzvorkehrungen an dem Mast bei Plaidt (Kreis Mayen-Koblenz) nicht korrekt montiert worden seien, habe der Uhu einen tödlichen Stromschlag erlitten, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE), Stefan Brücher.
Der erste tote Uhu wurde im Januar in Kusel unter einem Strommast gefunden. Zuvor hatte die EGE den letzten derartigen Fall 2019 bei Polch (Kreis Mayen-Koblenz) registriert. Brücher sprach sich dafür aus, dass die zuständigen Behörden die Umsetzung der vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen besser kontrollieren sollten.
In den vergangenen Jahren habe es "regelmäßig wenige solcher Fälle" gegeben, heißt es im Umweltministerium in Mainz. Schwerpunkte seien die Eifel, Rheinhessen und der Westerwald. Bei Neubauten für das Leitungsnetz seien Vogelschutzeinrichtungen mittlerweile Stand der Technik. Im Einzelfall seien aber immer wieder Verbesserungen notwendig, insbesondere bei alten Anlagen.
An dem Mittelspannungsmast bei Plaidt fand zuletzt 2019 eine Überprüfung statt. "Der Fehler an diesem Mast wurde hierbei bedauerlicherweise übersehen", sagte eine Sprecherin des Netzbetreibers Westnetz. Der Mast werde jetzt umgehend umgebaut, entsprechend der derzeit gültigen VDE-Anwendungsregel "Vogelschutz an Mittelspannungsmasten". Für die Bergung des toten Vogels und die Umbauten muss die Freileitung zeitweise abgeschaltet werden; die angeschlossenen Haushalte und Unternehmen werden dann über ein Notstromaggregat versorgt.
Eulenexperte Brücher fand den Uhu am Montag vergangener Woche nach dem Hinweis eines Anwohners. Der Mast liegt zwischen vier Brutplätzen der weltweit größten Eulenart in Steinbrüchen und an Naturfelsen. An drei Plätzen habe er bereits Jungvögel beringt, sagt der Eulenschützer. Der vierte blieb in diesem Jahr ohne Nachwuchs. Die Jungvögel sind zur Sicherung ihrer Ernährung auf beide Eltern angewiesen. Wenn nur noch die Mutter erjagte Mäuse zum Brutplatz bringt, kann es kritisch werden.
Zum Jagen brauchen die Uhus erhöhte Plätze wie einen Strommast. Grundprinzip ihrer Sicherung sei es, die gefährlichste Stelle zu versperren und eine sichere Stelle anzubieten, erklärt Brücher. Aber an dem Strommast, der dem Uhu zum Verhängnis wurde, waren nach seinen Angaben alle Stellen mit einem sogenannten Andreaskreuz versperrt gewesen. "Hier wurde versucht, mit vier Kreuzen den gesamten Mast unattraktiv zu machen, was erfahrungsgemäß nicht funktioniert - erst recht nicht, wenn der Mast auf freiem Feld zwischen vier Uhu-Brutplätzen liegt. Dann wollen die jagen und suchen sich eine erhöhte Stelle."
Nachdem der Uhu in den 1970er Jahren in Rheinland-Pfalz ausgestorben war, wurde er mit inzwischen 300 bis 400 Brutpaaren erfolgreich wiederangesiedelt. "Der Bestand ist mindestens stabil, wenn nicht leicht wachsend", sagt Brücher zu den Brutergebnissen der vergangenen Jahre. Sorge bereiten ihm die zunehmend verbreiteten Waschbären, die jungen Uhus nachstellen.