Mainz Reiselust mit "Goldstücken" wecken: Aufschwung erwartet
Ostern und der Herbst sind traditionell die besten Zeiten fürs Tourismusgeschäft in Rheinland-Pfalz. Nach zwei entbehrungsreichen Corona-Jahren wollen Hotels, Ferienunterkünfte, Gasthäuser, Restaurants und Cafés in der bevorstehenden Saison endlich durchstarten und damit an alte Zeiten vor der Pandemie anknüpfen. Die Zeichen stehen angesichts weiterer Lockerungen der Corona-Beschränkungen zum 2. April gar nicht schlecht: "Die zehn Tourismusregionen gehen sehr optimistisch in die neue Saison. Der Trend zum Urlaub ist ungebrochen", sagte Jörn Winkhaus, Geschäftsführer der Hunsrück Touristik, am Donnerstag stellvertretend für die anderen Reiseregionen.
Die aktuellen Buchungszahlen weisen jedenfalls klar nach oben. Laut Winkhaus lagen sie im Januar und Februar im Schnitt um rund einem Drittel über denen der vergangenen beiden Jahre. Ob es am Ende dafür reicht, die Corona-Delle von 2020 und 2021 auszugleichen? "Da müssen wir gucken", sagte der Chef der Marketinggesellschaft Rheinland-Pfalz Tourismus, Stefan Zindler, auf einer Pressekonferenz in Mainz. Er sei eher vorsichtig und denke, dass es nicht ganz reichen werde. Aber auch für ihn ist klar: Besser als in den vergangenen zwei Jahren sollte es 2022 schon laufen.
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP), in deren Ressort auch der Tourismus fällt, wies auf die Belastungen hin, die viele Menschen urlaubsreif machten: Corona, Krieg in der Ukraine, immer größere Herausforderungen im Job. "Die Menschen haben das Bedürfnis nach Ruhe und Sicherheit, und sie haben Sehnsucht nach Heimat, Tradition, Kultur und Geschichte", sagte sie. "Viele Dinge davon haben wir vor der Haustür in Rheinland-Pfalz zu bieten."
Die neue Saison wird nach Ansicht der Tourismusexperten für viele Betriebe, insbesondere in der Gastronomie, nach der Corona-Krise entscheidend fürs Überleben. Damit das Geschäft gut läuft, will das Urlaubsland Rheinland-Pfalz kräftig die Werbetrommel für sich rühren. Mit der am Donnerstag vorgestellten neuen Kampagne "Goldstücke" soll bei Reisewilligen im In- und Ausland für einen Urlaub in einer der zehn Tourismusregionen des Landes und Städtereisen geworben werden. Dabei können sich potenzielle Gäste online eine Liste mit Sehenswürdigkeiten zusammenstellen, die sie besuchen wollen.
Mit von der Partie ist auch das Ahrtal, wie Winkhaus hervorhob. Dort ist nach seinen Worten ein Viertel der Betrieb wieder geöffnet, weitere wollen folgen. Auch Tagesgäste seien willkommen. "Besucher wären sehr wichtig" für die Region, die im vergangenen Sommer von einer Flutkatastrophe heimgesucht wurde.
Auch auf Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram und Twitter wollen die Urlaubsregionen und Städte des Bundeslands Besucher aus dem In- und Ausland anlocken. Zudem wird es in mehreren Großstädten sogenannte Guerilla-Aktionen geben, bei der quasi als "Street Art" Internet-Adresse aufgesprüht werden, die wiederum zu touristischen Werbeauftritten führen. Wichtige Herkunftsländer ausländischer Gäste sind die Niederlande, Belgien, Österreich und die Schweiz.
Laut Schmitt stellt das Land für die zwei großen Tourismuskampagnen "Goldstücke" und "Meilenstein" über eine Million Euro bereit. Hinzu kommen weitere rund 2,5 Millionen Euro, mit denen auch in diesem Jahr Regionen und Städte bei ihrem eigenen regionalen Marketing unterstützt werden. Die Mittel für die Förderrunde in diesem Jahr sind nach ihren Worten im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht worden. "Mit der Werbung für Urlaub in Rheinland-Pfalz unterstützen wir die Branche, damit der Tourismus in Rheinland-Pfalz nach zwei herausfordernden Jahren der Pandemie wieder Fahrt aufnehmen kann", sagte die Wirtschaftsministerin.
Die oppositionelle CDU-Fraktion im Landtag erklärte, der Tourismus sei nicht nur eine tragende Säule der Wirtschaft im ländlich geprägten Rheinland-Pfalz, sondern leiste auch einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität der Bewohner in Urlaubsregionen. Die Anhebung der Werbemittel sei daher zu begrüßen. Die Branche brauche zudem "verlässliche Zusagen seitens des Ministeriums, sodass auch in Zukunft stetig und verstärkt Marketingmittel zur Verfügung stehen", sagte der CDU-Abgeordnete Michael Wagner.