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Mainz: "Extinction Rebellion"-Gruppe fordert Klimanotstand


"Extinction Rebellion"
Mainzer Aktivisten fordern Klimanotstand – und noch mehr

Von Philip Brändlein

13.09.2019Lesedauer: 3 Min.
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Protest in der Mainzer Innenstadt: Die "Extinction-Rebellion"-Gruppe fordert den Klimanotstand für die Stadt – und noch mehr.Vergrößern des Bildes
Protest in der Mainzer Innenstadt: Die "Extinction-Rebellion"-Gruppe fordert den Klimanotstand für die Stadt – und noch mehr. (Quelle: Extinction Rebellion/Archiv)

Seit Kurzem treffen sich in Mainz Umwelt-Aktivisten der Protestbewegung "Extinction Rebellion", deren Aktionen teilweise umstritten sind. Die lokale Gruppe fordert vehement den Klimanotstand für die Stadt und beteiligte sich nun am Protest gegen die Automesse IAA.

Sie sind wütend – oder viel mehr in Rage. In Rage darüber, wie Menschen mit der Erde umgehen und wie wenig die Politik tut, um den Planeten zu schützen. Um aufzurütteln, veranstalten die Klima-Aktivisten von "Extinction Rebellion" sogenannte Trauermärsche für ausgestorbene Arten, blockieren Straßen oder treffen sich auf öffentlichen Plätzen, um sich bei "Die-ins" auf dem Boden liegend tot zu stellen. Damit wollen sie das Ende der Menschheit darstellen.

Dabei sind die umstrittenen Proteste manchmal nicht ungefährlich und auch nicht immer komplett legal. Die Aktivisten nehmen mitunter sogar Gefängnisstrafen in Kauf. Bei ihren Aktionen betonen sie allerdings stets den Grundsatz des gewaltfreien zivilen Ungehorsams und vergleichen sich selbst mit Mahatma Gandhi oder der Anti-Atomkraft-Bewegung.

In Deutschland gibt es bereits mehr als 70 lokale Ableger der Gruppe. Seit April treffen sich die Aktivisten nun auch in Mainz. Nach ersten kleineren Aktionen, wie einer spontanen Kundgebung am Neubrunnenplatz, plant die Gruppe nun, größer zu werden.

Blockade der Automesse IAA

Der Ableger zählt mehr als dreißig Aktivisten, dazu kommen nach eigenen Angaben noch mehr als siebzig Unterstützer. Sie treffen sich regelmäßig im "Pengland" in der Mainzer Oberstadt, um gemeinsame Aktionen vorzubereiten, zu diskutieren und Transparente zu bemalen. Die letzte Aktion gab es am Samstag: Gemeinsam mit anderen Gruppen beteiligten sich die Mainzer Klima-Aktivisten an einer Fahrradsternfahrt nach Frankfurt und versuchten dort, die Internationale Automesse IAA zu blockieren. In der Frankfurter Innenstadt und rund um die Messe kam es zu massiven Einschränkungen.

Besucher sollten die Messe gar nicht erst betreten können, sondern über das akute Klimaproblem aufgeklärt werden, hieß es schon vorab von der Mainzer Gruppe. Die Aktivisten werfen der Autoindustrie vor, Greenwashing zu betreiben und die Politik von klimaschützenden Gesetzen abzuhalten. Während die Bundesregierung ebenso wie die EU für das Jahr 2050 plant, weitestgehend klimaneutral zu sein, fordert "Extinction Rebellion" bereits bis 2025 die Treibhausgasemissionen auf Netto-Null zu senken.

Mainzer Aktivisten planen nicht nur lokale Aktionen

Die Mainzer "Rebellen" wollen künftig weitere lokale Aktionen durchführen, sie wollen aber auch die internationale Klimapolitik beeinflussen. Kurz vor dem UN-Klimagipfel rufen sie deshalb gemeinsam mit "Fridays for Future" zum globalen Klimastreik am 20. September auch in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt auf.

Ende September veranstaltet die Gruppe außerdem ein Aktionstraining, bei dem laut ihrer Homepage unter anderem verschiedene Blockadeformen vorgestellt werden. Anfang Oktober wollen sich die Mainzer Aktivisten weiterhin an einer größeren Aktion in Berlin beteiligen und dort "freundlich, aber bestimmt" Straßen und Plätze blockieren. Solange, bis sie gehört werden, sagte eine Sprecherin der Mainzer Gruppe, die aber nicht namentlich genannt werden möchte.

"Gerade fahren wir mit Vollgas gegen die Grenzen unseres Planeten. Je früher die Vollbremsung kommt, desto besser", sagte sie weiter. Deswegen fordert die Gruppe die Stadt Mainz auf, jetzt den Klimanotstand auszurufen.

Es scheint, als würden die Klima-Aktivisten gehört werden, denn mehrere Stadtratsfraktionen haben bereits entsprechende Anträge eingereicht. Ende September wollen die Stadtpolitiker dann über den Notstand entscheiden. Mehr als 2.500 Unterstützer haben bereits eine Online-Petition für das Ausrufen des Mainzer Klimanotstands unterschrieben.

Forderung nach bundesweitem Klimanotstand

Das wäre für die Mainzer Gruppe ein Etappensieg, doch sie will noch mehr. Die Umweltschützer fordern die Bundesregierung auf, den bundesweiten Klimanotstand auszurufen. Das hätte Symbolcharakter für andere Länder und würde zeigen, dass man die große, globale Dynamik der Klimaschützer ernst nehme, so die Sprecherin.

Ein nächster Schritt bestünde dann darin, sogenannte Bürgerversammlungen durch die Regierungen zu installieren, bei denen zufällig ausgewählte Bürger mit der Unterstützung von Wissenschaftlern über notwendige Maßnahmen entscheiden sollen, um die Krise abzuwenden.


Die XR-Aktivisten sind bereit, sich für ihre Überzeugung nach eigener Aussage "auch mal verhaften zu lassen". Das passierte gerade erst am Donnerstagabend. Nach einem Interview mit dem "Spiegel" wurde der Mitbegründer der Bewegung, Roger Hallam, in London festgenommen.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit der Sprecherin der Mainzer "Extinction Rebellion"-Gruppe
  • Homepage von "Extinction Rebellion" Mainz
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