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Alternative Buchmesse startet
Leipziger Leser lassen sich nicht unterkriegen


Aktualisiert am 18.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Besucher der Leipziger Buchmesse verfolgen eine Lesung (Archiv): Nach der Absage der Leipziger Buchmesse entstanden sich schnell AlternativenVergrößern des Bildes
Besucher der Leipziger Buchmesse verfolgen eine Lesung (Archiv): Nach der Absage der Leipziger Buchmesse entstanden sich schnell Alternativen (Quelle: Sebastian Willnow/dpa)
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Viele waren wütend über die Absage der Leipziger Buchmesse – doch einige nutzten die Energie produktiv: Sie stampften Alternativveranstaltungen innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden. Am Freitag starten in Leipzig die alternativen Lesefeste "Buchmesse-Popup" und "Weiterlesen22".

Im November 2021 hatten noch ausreichend Verlage ihre Teilnahme für die diesjährige Buchmesse angekündigt. Doch sechs Wochen vor Messebeginn zogen viele ihre Zusage zurück. Zu viele. Die Buchmesse musste abgesagt werden.

Leipzig ohne Buchmesse: unvorstellbar

Für die Menschen in Leipzig war das ein Schock. Denn es geht nicht nur um die Messe an sich: Das Begleitprogramm "Leipzig liest" füllte üblicherweise mit tausenden Lesungen Veranstaltungsorte in der ganzen Stadt. Leipzig ohne Buchmesse, das ist eigentlich unvorstellbar.

"Meine erste Reaktion war Fassungslosigkeit", berichtet auch Leif Greinus im Gespräch mit t-online. Er ist Gründer und Geschäftsführer des Voland & Quist-Verlags. "Politik, Messe und viele unabhängige Verlage hatten sich zu der Veranstaltung bekannt. Die Absage war wie eine Handbremse." In der Buchbranche machten viele ihrem Unmut Luft. Auch im Netz wurde geflucht.

Die Wut produktiv genutzt

Doch Greinus wollte diese Energie lieber produktiv nutzen. Noch am Tag der Absage beschloss er mit dem Verleger Gunnar Cynybulk eine Alternativveranstaltung auf die Beine zu stellen. Sie fingen an, herumzutelefonieren.

Viele fühlten ähnlich und halfen bei der Organisation. Insgesamt sagten mehr als 60 Verlage zu. Die Buchmesse-Popup entstand und findet nun vom Freitag bis Sonntag im Werk 2 in Leipzig-Connewitz statt.

Und sie ist nicht die einzige Alternative. Auch das Literaturfestival Weiterlesen22 füllt das kommende Wochenende mit literarischen Veranstaltungen.

"Die Idee entstand quasi über Nacht", sagt Susanne Tenzler-Heusler, Sprecherin des Festivals, und lacht dabei. "Dann konnten wir uns vor Anfragen kaum noch retten." Insgesamt 60 Lesungen organisierten sie auf diese Weise.

Tickets in Leipzig fast ausverkauft

Viele Autorinnen und Autoren freuten sich, endlich ihre Bücher vorstellen zu können. Und umgekehrt freuten sich auch die Leserinnen und Leser über die Gelegenheit zum Zuhören.

"Leipzig hat viele Menschen, die gerne lesen", weiß Tenzler-Heusler "Die sind gewohnt, dass es im März Literatur gibt, und freuen sich drauf." Auch Greinus berichtet von der positiven Resonanz: "Für einige Lesungen gibt es noch Tickets aber für die Messe selbst ist fast alles weg."

Obwohl die Pandemie in Deutschland nun ins dritte Jahr geht, wird also wieder gelesen in Leipzig. Nach der großen Begeisterung für Weiterlesen22 und Buchmesse-Popup berappelten sich sogar die Organisatoren der Leipziger Buchmesse.

Teile des ursprünglich geplanten Programms wurden nun doch an mehr als 40 verschiedene Orte in Leipzig und ins Internet verlegt. Am Donnerstag wurde zudem der Belletristik-Preis der Leipziger Buchmesse an den Schriftsteller Tomer Gardi für seinen Roman "Eine runde Sache" verliehen.

"Es ist nur ein Trost, wenn auch ein schöner"

Parallel zu den großen Veranstaltungen bildeten sich auch unabhängige Lesungen. Die Autorin Berit Glanz liest auf einer solchen am Samstag aus ihrem zweiten Roman "Automaton" vor. Sie erzählt, dass sie traurig war über die Absage der Buchmesse, die stets ein "wunderschönes Ereignis" sei.

Aber sie ist froh über die Alternativen: "Es ist toll, was spontan und enthusiastisch auf die Beine gestellt wurde", meint sie gegenüber t-online "aber es ist kein Ersatz für Reichweite und Strahlkraft einer Messe, eher ein Trost, wenn auch ein schöner."

Am Sonnabend in Leipzig: Lesungen zur Ukraine

Dieses Gefühl teilen wohl auch Greinus und Tenzler-Heusler. Die vergangenen fünf Wochen waren enorm stressig, berichten beide. In nur fünf Wochen eine kleine Messe oder ein Festival aus dem Boden zu stampfen, ist kein Zuckerschlecken.

Greinus musste sogar während seines Familienurlaubs früh morgens regelmäßig in Videokonferenzen. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, aber nächstes Jahr dann wieder Buchmesse", sagt er. Beide freuen sich besonders auf verschiedene Veranstaltungen am Sonnabend zur Ukraine, die angesichts des Krieges besonders wichtig seien.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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