Geflüchtete Kinder Was ukrainische Familien in Leipzig jetzt brauchen
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Etwa die Hälfte der ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Leipzig sind Kinder, schätzt eine Helferin. Doch wie kümmert sich die Stadt um sie? Bisher noch viel zu wenig, berichten Ehrenamtliche. Es fehlt vor allem an Informationen.
"Wir haben hier Kinder, die kurz vor dem Abitur waren und nicht wissen, wo sie ihren Abschluss machen sollen. Schwangere, die nicht wissen, wo sie ihr Kind kriegen sollen. Mütter, die nicht wissen, ob ihre Kinder in die Kita gehen können – oder, dass es überhaupt Kitaplätze für sie gibt", sagt Elena Rother.
Sie ist Ehrenamtliche beim Verein "Leipzig helps Ukraine" und kümmert sich vor allem um Kinder. Davon gibt es hier sehr viele: "Ich würde sagen, ungefähr die Hälfte der Geflüchteten hier sind Kinder", schätzt Rother.
Das größte Bedürfnis ihrer Eltern – meist sind es nur die Mütter – sagt sie, seien Informationen. "Die Leute haben ganz viele Fragen. Und was sie vor allem benötigen ist eine Lösung dafür, wie sie an diese Infos kommen." Was sie am dringendsten brauchen sei also eine Antwort auf die Frage: Wie geht es jetzt weiter?
Stadt Leipzig: Jedes Kind soll Schul- oder Kita-Platz bekommen
Annett König vom Leipziger Jugendamt formuliert das Ziel der Stadt so: "Neben einem Wohnplatz, gesundheitlicher Versorgung, Schutz und Teilhabe soll für zufluchtssuchende Kindern aus der Ukraine ein Kita- oder ein Schulplatz vorbehalten werden können."
Wie das geschafft werden soll, kann König noch nicht sagen. "Die Stadt prüft Möglichkeiten, die Kapazitäten zu erhöhen." Dies solle in enger Zusammenarbeit mit den Freien Trägern und dem Landesamt für Schule und Bildung erfolgen.
Allerdings könne erst in der nächsten Woche ein Plan vorgestellt werden. Helferin Rother gerät in einen Zwiespalt, wenn sie so etwas hört: "Wir freuen uns total über alles, was die Stadt macht. Aber derzeit reicht es einfach nicht."
Leipziger Zivilgesellschaft "sehr engagiert"
Es hat sich schon bei der Versorgung mit Unterkünften gezeigt – auch beim Thema Kinder reagiert die Zivilgesellschaft viel schneller, als die Behörden es können.
"Bei den Kindern und Familien, die privat in Gastfamilien untergekommen sind, funktioniert es gut. Die Gasteltern sind sehr engagiert", berichtet Rother. Es gebe eine riesige Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung.
Sind Kinder aber in den Unterkünften, sehe es deutlich schlechter aus. "Es gibt dort wenig Beschäftigung für die Kinder. Zwei Bälle zum Spielen – das reicht einfach nicht", berichtet Rother.
Kita-Plätze in Leipzig sofort verfügbar
Das sei doppelt ungünstig, sagt sie, weil hier in den Sammelunterkünfte ja vor allem diejenigen Geflüchteten seien, die niemanden in Deutschland kennen und die es sowieso schon sehr schwer haben.
Die Stadt könne zumindest Kita-Plätze aktuell sofort zur Verfügung stellen, sagt Annett König. Aber der Vorrat wird bald erschöpft sein. Das größte Problem bei der Erweiterung der Kapazitäten sei das dafür fehlende Personal. Also müssen wohl erstmal wieder Freiwillige ran – oder wie Elena Rother es ausdrückt: "Wir leisten hier echt Nothilfe."
- Gespräche mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, sowie Beschäftigten der Stadt Leipzig.