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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Davidstern-Eklat in Leipzig Ermittlungen im Fall Ofarim kurz vor dem Abschluss
Die Staatsanwaltschaft rechnet täglich mit dem abschließenden Gutachten im Fall Ofarim. Danach kann es schnell gehen. Wie jetzt bekannt wurde, spielt wohl auch die Jacke des Sängers eine besondere Rolle.
Alle Zeugen sind gehört, die Ermittlungen stehen kurz vor dem Abschluss: Jetzt fehlt nur noch ein abschließendes Sachverständigengutachten im Fall Ofarim, dann geht es möglicherweise schnell.
"Wir rechnen jeden Tag mit dem Gutachten", sagte Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz am Dienstag zu t-online. Anschließend hätten alle Verfahrensbeteiligten noch einmal Gelegenheit zur Stellungnahme – und wenn dann niemand mehr zwingende neue Ermittlungsansätze liefere, werde die Staatsanwaltschaft ihre Entscheidung treffen: Verfahrenseinstellung oder Anklageerhebung.
Antisemitismusvorwürfe gegen Leipziger Hotelmitarbeiter
Der Sänger Gil Ofarim hatte im vergangenen Oktober in einem Instagram-Video geschildert, dass ihn ein Mitarbeiter des Hotels "The Westin Leipzig" aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. Ansonsten dürfe er nicht einchecken.
Ofarim sprach von einem antisemitischen Übergriff und erstattete Anzeige. Der beschuldigte Hotelmitarbeiter konterte seinerseits mit einer Anzeige wegen Verleumdung.
Zentraler Punkt bei den Ermittlungen ist die Frage, ob Ofarim seinen Davidstern am fraglichen Tag so getragen hat, dass der Hotelmitarbeiter ihn sehen konnte. Zu diesem Zweck hat ein Sachverständiger im Auftrag der Staatsanwaltschaft bereits Aufnahmen von Überwachungskameras ausgewertet. Außerdem ließen die Ermittler Anfang Dezember die Szenen im Hotel von Darstellern nachstellen, um beurteilen zu können, was die Kameras überhaupt einfangen konnten.
Bericht: Polizei hat Gil Ofarims Lederjacke sichergestellt
Wie die "Bild"-Zeitung jetzt berichtet, habe die Polizei dazu auch Ofarims Lederjacke sichergestellt. Man habe sehen wollen, ob der Davidstern eventuell beim Gestikulieren an der Rezeption so verrutscht sein könnte, dass er nicht mehr sichtbar war, schreibt das Blatt.
Staatsanwalt Schulz will diesen Bericht so allerdings nicht bestätigen. Zu Details der Rekonstruktion, etwa ob bestimmte Gegenstände von der Polizei sichergestellt oder möglicherweise auch von Verfahrensbeteiligten freiwillig zur Verfügung gestellt wurden, werde man sich nicht äußern, sagte er t-online. Generell bemühe man sich bei Rekonstruktionen immer darum, alles so originalgetreu wie möglich darzustellen.
- Gespräch mit Oberstaatsanwalt Schulz
- "Bild": "Was verrät Gil Ofarims Lederjacke?"