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Corona in Leipzig: Vom Lockdown frustriert – von der Politik enttäuscht


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Lockdown-Frust in Sachsen
"Die Politiker haben von Tuten und Blasen keine Ahnung"

Von Titus Blome, Leipzig

Aktualisiert am 24.11.2021Lesedauer: 3 Min.
Der Weihnachtsmarkt in Leipzig ist abgeriegelt: Wegen des Teil-Lockdowns in Sachsen findet der Markt nicht statt.Vergrößern des Bildes
Der Weihnachtsmarkt in Leipzig ist abgeriegelt: Wegen des Teil-Lockdowns in Sachsen findet der Markt nicht statt. (Quelle: Sebastian Willnow/dpa)
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Auf dem Leipziger Marktplatz bleiben die Buden des Weihnachtsmarktes dicht, Shopping geht nur noch für Geimpfte und Genesene. Wie kommen die harten Maßnahmen an, nach mehr als eineinhalb Jahren Pandemie?

In der Leipziger Innenstadt bietet sich derzeit ein seltsames Bild. Denn hier hätte diese Woche der Weihnachtsmarkt beginnen sollen. Doch die bereits aufgebauten Stände stehen nun mit verschlossenen Läden wie sperrige Klötze in den Straßen. Die Passanten drücken sich zwischen ihnen und den Besitzern hindurch, die wütend ihre Buden abbauen.

Die seit Montag geltenden Corona-Regeln verbieten den Weihnachtsmarkt und machen Ungeimpften das Leben deutlich schwerer. Angesichts rasant steigender Inzidenzen und hoher Auslastung der Intensivstationen hat die Landesregierung den als "Wellenbrecher" bezeichneten Teil-Lockdown beschlossen. Im Einzelhandel gilt nun die 2G-Regel, es soll also kontrolliert werden, ob alle Kunden entweder genesen oder geimpft sind. Die Maßnahmen sind bis zum 12. Dezember geplant.

Weihnachtsmarkt bleibt dicht: "Die Kinder verstehen das nicht"

Auf die Frage, was sie davon halten, dass der Weihnachtsmarkt so spontan abgesagt wurde, reagieren die Betreiber ungehalten. "Verständlich", meint ein Fußgänger. "Das ist ihr Lebensunterhalt. Der Markt ist schon aufgebaut und findet nicht statt. Die Kinder verstehen das auch nicht." Neben ihm guckt seine kleine Tochter durch die Absperrungen auf die Tannen und rot-weißen Markisen auf dem Marktplatz.

In der Innenstadt um das Rathaus stehen die Türen aller Läden offen – zumindest teilweise. Viele haben ihre Eingänge mit Auslagen, Postkartenständen oder sogar Kisten verrammelt. So können Kunden den Laden nur durch einen schmalen Spalt betreten.

Hier stehen Angestellte zur Kontrolle. "Einmal die Bescheinigung bitte", heißt es. Kunden scheinen die neuen Regeln zu kennen und fügen sich. Obwohl es der erste Tag der Regelung ist, zeigen die meisten beim Betreten ihre Corona-Apps oder gelben Impfausweise unaufgefordert vor.

"Sogar Rentner machen das inzwischen problemlos", erzählt Henriette Müller beeindruckt. "Die machen zwei Klicks auf dem Handy und haben den QR-Code parat." Als Filialleiterin steht sie heute persönlich an der Tür von Hugendubel und scannt Impfzertifikate.

Sie sieht den Sinn dahinter, ist jedoch ein wenig genervt von dem zusätzlichen Aufwand. Vor ihrem Geschäft stehen stets Kunden Schlange, sie möchten hinein.

Oft reicht ein "Ja" auf die Frage, ob man geimpft oder genesen ist

Überall dort, wo sich Schlangen vor Läden bilden, kann man davon ausgehen, dass die neuen Regeln ernsthaft kontrolliert werden. Das ist der Eindruck, der entsteht. Besonders vor größeren Geschäften wie H&M, Galeria Kaufhof oder C&A stehen viele Menschen an.

Die Kunden halten ihre Handys bereit. Entfernt man sich vom Stadtzentrum, scheinen die Kontrollen weniger gründlich zu sein. Oft reicht ein "Ja" auf die Frage, ob man geimpft oder genesen sei. Doch auch in der Innenstadt geben sich einige Kontrolleure an den Eingängen mit einem flüchtigen Blick auf den QR-Code zufrieden. "Ich habe seriöse Kunden", meint der Besitzer einer kleinen Buchhandlung am Marktplatz dazu.

Die meisten Passanten in den Einkaufsstraßen stimmen zu, dass der "Wellenbrecher" notwendig sei. Viele sind jedoch frustriert von der Politik. "Eine Hand weiß nicht, was die andere macht", beschwert sich die Leipzigerin Ingrid Schneider. Sie ärgert sich wie viele andere, dass es bereits vor Wochen Warnungen gab, die offenbar ignoriert wurden. "Es hätte mutige Entscheidungen gebraucht", so ein anderer Fußgänger zu t-online.

"Ich hatte das mit den neuen Regeln gar nicht so richtig mitbekommen", erzählt Ferdinand Paxmann. Er arbeitet im Vertrieb eines Unternehmens in Leipzig. Seiner Ansicht nach werden die neuen Regeln einen verstärkten Impfanreiz bieten. Ob dieser Anreiz die Richtigen motiviert, sei fragwürdig.

Lange Schlange am Impfzentrum – für den Booster

Vor einem Impfzentrum in Plagwitz hat sich mittags eine lange Schlange gebildet. Bis um die nächste Straßenecke haben sich hier Menschen eingereiht. Ein hoffnungsvolles Bild. Doch auf Nachfrage wird schnell klar: Fast alle sind bereits doppelt geimpft. Man ist gekommen, um sich boostern zu lassen.

Beim Warten tauscht man Geschichten über Impfdurchbrüche und die hohen Inzidenzen aus. Auch hier hört man die Enttäuschung über die Politik heraus. Die Meinung der meisten scheint sich mit der von Ingrid Schneider zu decken, die sagte: "Ich hätte gerne, dass die in Zukunft die Entscheidungen den Virologen und Experten überlassen. Denn die Politiker, tut mir leid, haben echt von Tuten und Blasen keine Ahnung."

Ob der Teil-Lockdown reicht, wird sich nun zeigen müssen. Denn wie ernst die Lage ist, zeigt eine weitere Maßnahme, die Ende letzter Woche in Sachsen beschlossen wurde. Das Arbeitszeitgesetz wurde zwischenzeitlich gelockert. Der Zweck: Krematorien können nun auch sonntags arbeiten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Gespräche
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