"Vom Hotel bezahlter Bericht" Ofarim reagiert auf Vorwürfe
Kein Zeuge will eine Beleidigung gehört haben. So steht es wohl im Abschlussbericht des Leipziger Hotels, in dem Gil Ofarim angeblich von einem Mitarbeiter diskriminiert worden war. Jetzt kritisiert der TV-Star den Bericht.
Was passierte Anfang Oktober wirklich im "Westin"-Hotel in Leipzig? Der Sänger Gil Ofarim sagt, er sei antisemitisch beleidigt worden, das Hotel widerspricht. Am Mittwoch wurden Details aus einem vom "Westin" beauftragten Bericht zu den Vorfällen bekannt, die Ofarim schwer belasten.
Darauf hat der TV-Star und Sänger nun wiederum reagiert: Sein Anwalt Markus Hennig, der ihn auch medienrechtlich vertritt, teilte mit, Ofarim vertraue auf staatliche Ermittlungen und unterstütze ausschließlich diese.
"Ermittlungen sollten Staatsanwaltschaft und Polizei vorbehalten sein"
Ofarim wird in dem Schreiben, das t-online vorliegt, wörtlich zitiert: "Nach meiner Auffassung sollten die Ermittlungen auch weiterhin der verantwortlichen Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei vorbehalten bleiben, die sehr engagierte Arbeit leisten."
Weiter heißt es: "Ein vom Hotel bezahlter Untersuchungsbericht wird genauso wie zuvor an die Medien gespielte unvollständige Videosequenzen kein Beitrag zur Wahrheitsfindung sein. Die Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Antisemitismus erfordert eine ernsthafte Auseinandersetzung."
Zur parallel stattfindenden Untersuchung des Hotels habe Ofarim keinen Beitrag geleistet, so die Mitteilung des Anwalts. Dies sei auch "mit der ermittelnden Staatsanwaltschaft bereits von Anfang an" so verabredet gewesen.
Vorfälle in Leipzig: Hotelbericht nährt Zweifel
Zuvor waren durch einen Bericht der Wochenzeitung "Die Zeit" Einzelheiten aus dem vom "Westin" beauftragten Abschlussbericht öffentlich geworden. Demnach hat keiner der von der Rechtsanwaltskanzlei Pauka & Link befragten acht Zeugen am fraglichen Abend eine antisemitische Beleidigung gehört.
Stattdessen sei Ofarim laut den zitierten Zeugenaussagen in einen Streit mit einem Mitarbeiter des Hotels geraten, weil dieser andere Kunden bevorzugt behandelt haben soll. Der TV-Star habe dem Mann daraufhin gedroht, ein Video bei Instagram zu veröffentlichen, das "viral gehen" werde.
Ein solches Video veröffentlichte Ofarim tatsächlich: In ihm schilderte er, dass ihn ein Mitarbeiter des "Westin Leipzig" aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. Ofarim erstattete daraufhin Anzeige. Der beschuldigte Mitarbeiter wiederum zeigte Ofarim wegen Verleumdung an.
Die Anschuldigungen lösten eine Debatte über Antisemitismus in Deutschland aus. Die Zeugenbefragung durch die Polizei ist in dem Fall noch nicht abgeschlossen.
- Schreiben des Anwalts von Gil Ofarim
- Vorabmeldung der "ZEIT": Nr. 44 vom 28. Oktober 2021