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Antisemitismus-Eklat um Gil Ofarim: Hotel "Westin" zieht Konsequenzen


In Hotel diskriminiert
Empörung nach Antisemitismus-Eklat um Gil Ofarim

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 11.10.2021Lesedauer: 3 Min.
Gil Ofarim bei einem Konzert (Archivbild): Der Sänger berichtet von Diskriminierung in einem Leipziger Hotel.Vergrößern des Bildes
Gil Ofarim bei einem Konzert (Archivbild): Der Sänger berichtet von Diskriminierung in einem Leipziger Hotel. (Quelle: Photopress Müller/imago-images-bilder)
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Der Sänger Gil Ofarim berichtet, wie er in einem Leipziger Hotel nicht bedient wurde. Sein Davidstern soll der Grund gewesen sein. Der Vorfall löst Wut und Anteilnahme aus.

Der Sänger Gil Ofarim erhebt schwere Vorwürfe gegen Mitarbeiter des Hotels "Westin Leipzig". Der Musiker und TV-Star sei lange an der Rezeption stehen gelassen worden, während immer wieder andere Gäste vorgezogen wurden.

Als er nach dem Grund für die Behandlung gefragt habe, sei er auf den Davidstern an seiner Halskette verwiesen worden. Erst wenn er diesen abnehme, würde er bedient. Kurz nach dem Vorfall am Montagabend drehte Ofarim ein Video, das er am Dienstagvormittag dann veröffentlichte.

Darin zeigt sich der 39-Jährige sichtlich mitgenommen von den Ereignissen. Eigentlich war er für die Aufzeichnung einer neuen MDR-Fernsehshow in Leipzig zu Gast.

"Eine Person nach der anderen wird vorgezogen"

"Ich bin gerade sprachlos", beginnt der Sänger zu erzählen. In dem großen Hotel im Zentrum der Stadt habe es einen Computerabsturz gegeben. Daher habe sich eine riesige Schlange am Check-in gebildet.

"Kann passieren, alles gut", sagt Ofarim. Aber: Während er gewartet habe, sei ihm aufgefallen, dass eine Person nach der anderen vorgelassen wurde. Als er endlich drankam, habe er gefragt: "Entschuldigen Sie bitte, was ist los?"

Leipziger Hotelmitarbeiter: "Packen Sie Ihren Stern ein"

Der Hotelmitarbeiter, den Ofarim in dem Instagram-Beitrag als einen Herrn W. vorstellt, habe geantwortet: "Um die Schlange zu entzerren." Dass Ofarim selbst in der Schlange stand, überging der Mitarbeiter demnach dabei.

In diesem Moment, so schildert es der Sänger, habe ein anderer gerufen, Ofarim solle seinen Davidstern abnehmen. "Und da sagt der Herr W.: 'Packen Sie Ihren Stern ein.'" Sekundenlang ringt der Sänger um Fassung, kämpft offensichtlich mit den Tränen. Dann sagt er: "Deutschland 2021."

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Im Text zu dem Post schreibt Ofarim: "Haben wir denn nichts aus der Vergangenheit gelernt?" Es sei nicht das erste Mal, dass er antisemitische Diskriminierung erlebt habe. "Aber irgendwann reicht es."

Hotel: Nehmen die Vorwürfe extrem ernst

Auch laut seiner Managerin war Ofarim nach den Ereignissen komplett aufgelöst. Sie habe ihm erst einmal ein neues Hotel gebucht, in dem er die Nacht verbringen konnte. Jetzt überlege man gemeinsam weitere Schritte.

Am Dienstag wollte sich Ofarim nicht mehr öffentlich zu Wort melden. Seine Managerin zu t-online: "Gil muss die Vorkommnisse erst einmal verdauen und ist noch sichtlich schockiert. Heute wäre der Geburtstag seines Vaters gewesen. Der Tag ist generell schon schwer genug für ihn."

t-online hat das Hotel, in dem sich der Vorfall laut Ofarim zugetragen hat, um eine Stellungnahme gebeten. Bis jetzt hat es nicht geantwortet. Der Nachrichtenagentur dpa sagte ein Hotelsprecher, dass man sehr besorgt über den Bericht sei und die Angelegenheit extrem ernst nehme.

Zentralratsvorsitzender: Hoffe "künftig auf Solidarität"

Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sprach von einer erschreckenden Anfeindung. Er hoffe, dass das Hotel personelle Konsequenzen ziehe und "dass wir künftig auf Solidarität treffen, wenn wir angegriffen werden".

Anna Staroselski, die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, twitterte zu den Vorwürfen: "Es reicht! Wir wollen uns nicht mehr verstecken! #Antisemitismus". Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes sprach von einem "unfassbaren Fall" und einem Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG): "Eine rasche Antwort des Hotels ist überfällig. Aus unserer Sicht kann das nicht folgenlos bleiben."

Das Bündnis "Leipzig nimmt Platz" rief zu einer Demo um 19 Uhr am Dienstagabend vor dem "Westin" auf, um mit allen Jüdinnen und Juden Solidarität zu zeigen.

Staatsanwaltschaft prüft den Fall

Auch mehrere Politiker reagierten. Sachsens Vize-Ministerpräsident Martin Dulig (SPD) erklärte: „Es ist inakzeptabel und macht mich wütend, was Gil Ofarim in meinem Heimatland widerfahren ist. Ich spreche für die übergroße Mehrheit der Menschen in Sachsen, wenn ich mich stellvertretend für die antisemitische Demütigung entschuldige. Wir haben noch viel zu tun in Sachsen!“

Olaf Hoppe, Sprecher der Leipziger Polizei, sagte, dass die mutmaßliche Aussage des Hotelangestellten für ihn "klar antisemitisch" sei. Die Polizei werde Inhalte des Videos an die Staatsanwaltschaft weiterleiten, die eine strafrechtliche Relevanz prüfe.

Verwendete Quellen
  • Anfrage an das Hotel
  • Eigene Recherche
  • Twitter-Account von "Leipzig nimmt Platz": Eintrag vom 5. Oktober 2021
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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