Leipzig Nach Streik: Zugverkehr im Südosten wieder angelaufen
Nach dem zweitägigen Streik der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn hat sich der Zugverkehr auch im Südosten mittlerweile weitgehend normalisiert. "Mit Eintreten des Berufsverkehrs hat es bei den Bahnen in der Region keine größeren Probleme gegeben", sagte ein Sprecher des Unternehmens für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen am Freitagmittag. Es gebe auch keine Meldung darüber, dass die Züge übermäßig voll seien. "Allerdings beginnt die richtige Reisewelle erst am Freitag gegen Nachmittag", sagte er.
Die Bahn hatte im Vorfeld vor einer besonders hohen Auslastung der Fernzüge gewarnt und empfohlen, einen Sitzplatz zu reservieren oder möglichst erst in den kommenden Tagen zu fahren. Zum Wochenende soll sich die Lage endgültig wieder entspannen. "Wir haben in unseren drei Ländern noch kein Ferienende. Wenn nicht gerade Unmengen von Menschen ihre Reise wegen des Streiks aufgeschoben haben, wird das ein ganz normales Wochenende für uns", so der Sprecher.
Der 48 Stunden lange Streik hatte den Südosten vergleichsweise hart getroffen, weil viele Lokführer aus der Region in der GDL organisiert sind. In allen drei Ländern fielen Züge komplett aus oder fuhren verspätet, Strecken wurden gekürzt und vor den Reisezentren bildeten sich lange Schlangen. Am Freitagmittag war davon zumindest am Leipziger Bahnhof keine Spur mehr: Die blauen Anzeigetafeln zeigten keine Zugausfälle und nur vereinzelt Verspätungen um wenige Minuten.
Vorerst will die GDL den Bahn-Kunden eine Atempause gönnen. Bei seiner vorläufigen Bilanz der am Freitag beendeten Streikwelle verzichtete GDL-Chef Claus Weselsky darauf, einen konkreten Termin für einen zweiten Arbeitskampf zu nennen. Er kündigte stattdessen eine Protest-Kundgebung gemeinsam mit dem Deutschen Beamtenbund am kommenden Dienstag (17. August) vor dem Bahn-Tower am Potsdamer Platz in Berlin an. Danach werde es nur noch "sehr kurze Zeit" bis zu einem erneuten Streik dauern.
Die GDL ringt in der Tarifrunde mit der Bahn um eine Lohnerhöhung von 3,2 Prozent. Strittig ist jedoch, wann die Erhöhung greifen und wie lang der neue Tarifvertrag gelten soll. Auch Betriebsrenten sind ein Streitthema. Die Bahn will die Kosten des Tarifabschlusses gering halten, weil sie in der Corona-Krise hohe Verluste eingefahren hat. Zudem hat der Bund als Eigentümer im Gegenzug für Milliardenhilfen auch Einsparungen im Konzern verlangt.