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Köln: Stadt sucht dringend private Wohnungen für Flüchtlinge


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Gefahr der Obdachlosigkeit
Stadt Köln sucht dringend private Wohnungen für Flüchtlinge


11.10.2019Lesedauer: 3 Min.
Flüchtlingswohnheim an der Herkulesstraße in Köln-Neuehrenfeld: Da die Geflüchteten dort nicht für immer bleiben können, wird nach Alternativen gesucht.Vergrößern des Bildes
Flüchtlingswohnheim an der Herkulesstraße in Köln-Neuehrenfeld: Da die Geflüchteten dort nicht für immer bleiben können, wird nach Alternativen gesucht. (Quelle: Stadt Köln)
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Auch vier Jahre nach der Ankunft von Tausenden Flüchtlingen in Deutschland leben viele von ihnen immer noch in städtischen, provisorischen Einrichtungen in Köln. Ein Projekt möchte das nun ändern. Doch das ist weniger einfach als gedacht.

Da die Heime, in denen die Flüchtlinge bisher in Köln untergebracht sind, nicht auf Dauer zur Verfügung stehen, sucht die Stadt dringend nach privatem Wohnraum für die dort untergebrachten Menschen. Eine Lösung soll nun laut Aussage der Stadt die zum 1. September 2019 beschlossene Erweiterung des so genannten Auszugsmanagement-Projektes sein. Dort sind neben der Stadt auch die Träger Rotes Kreuz, Caritas und der Kölner Flüchtlingsrat sowie viele ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuer vertreten.

Ziel des städtischen Projektes ist, die in Köln untergebrachten Geflüchteten vor einer möglicherweise drohenden Obdachlosigkeit zu bewahren, wozu die Stadt grundsätzlich gesetzlich verpflichtet ist. Jedoch hat diese Fürsorgepflicht auch Grenzen. So kann sich beispielsweise die Stadt darauf berufen, dass Menschen, die selbst in der Lage sind, eine private Wohnung zu finden, die städtischen Leistungen nicht mehr in Anspruch nehmen können, wenn sie die Wohnung wieder verlieren.

Bisherige Erfolge sind überschaubar

Claus-Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat bestätigt, dass sich geflüchtete Menschen in diesen Fällen an die Obdachlosenhilfe wenden müssen. Prölß kritisiert, dass Geflüchtete, die eine Beschäftigung aufnehmen, unter stärkeren Druck gesetzt werden, aus den städtischen Wohnheimen auszuziehen – zum Beispiel, weil die Nutzungsgebühren für die dortige Unterbringung steigen.

Das Auszugsmanagement gibt es bereits seit 2011. Und trotz des teilweise großen Engagements seitens der Träger und ehrenamtlichen Helfer sind die Erfolge bei der privaten Wohnungssuche überschaubar: Im Jahr 2017 wurden 537 Menschen in 189 Wohnungen vermittelt, 2018 waren es 426 Personen in 144 Wohnungen.

Im laufenden Jahr sieht es nicht besser aus. Stand 30. Juni sind erst 173 Geflüchtete in 53 Wohnungen privat untergekommen. Die angespannte Wohnungsmarktlage ist ein Hauptgrund, warum es so schwer ist, geflüchtete Menschen in private Mietwohnungen zu vermitteln.

Claus-Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat beklagt, dass immer weniger Privat-Vermieter Geflüchteten eine Wohnung anbieten: "Ich stelle leider fest, dass das bürgerschaftliche Engagement für geflüchtete Menschen in der Stadt insgesamt zurückgeht." Zudem seien rund 6.000 Flüchtlinge in Köln nur geduldet und erhalten mit diesem Status keinen Wohnberechtigungsschein, der für den Einzug in Sozialwohnungen Voraussetzung sei, so Prölß weiter.

Mehr Personal fürs Auszugsmanagement

Mit einer personellen Aufstockung des Auszugsmanagements will die Stadt diese Zahlen nun seit vergangenem Monat nach oben schrauben. Die bisher schon bestehende Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Betreuern der Flüchtlinge soll damit ausgebaut werden, teilt die Stadt mit.

Ziel bei der Einbeziehung der ehrenamtlichen Unterstützer sei es, deren gute Vernetzung in den Stadtteilen vor Ort zu nutzen, hebt Sabine Wotzlaw, Sprecherin der Stadt Köln, hervor. Insbesondere die sogenannten Tandems (Geflüchtete mit ehrenamtlichen Betreuern) werden vom Auszugsmanagement mit regelmäßigen Treffen in den Fachämtern und mit Vertretern der Träger unterstützt. Fachliche Workshops für die Unterstützer sollen zudem bei der Wohnungssuche helfen. Diese Angebote sollen weiter verstärkt werden, so die Planungen der Stadt.

Unterstützung bei Behördengängen

Die ehrenamtlichen Unterstützer aus den verschiedenen Willkommensinitiativen der Stadt sehen ihre Aufgaben vor allem darin, den Neu-Kölnern bei den Behördengängen, in den Verhandlungen mit den Vermietern oder bei der Organisation von Umzügen zu helfen. Sie sind Bezugsperson, Übersetzer und Informationsbeschaffer zugleich. Die Stadt hat das erkannt und wertet deren Leistung mit einer stärkeren Beteiligung der Ehrenamtler auf.

Der aktuell sehr angespannte Wohnungsmarkt im Kölner Raum könnte aber noch ein weiteres Problem für das Engagement der Stadt in der Flüchtlingshilfe mit sich bringen. Denn nicht nur Flüchtlinge suchen in Köln eine Wohnung, sondern insbesondere auch viele sozial schwächere Familien. Wie geht man mit diesem Dilemma um, ohne, dass es zu sozialem Unfrieden kommt?

Sozialwohnungen sind sehr begehrt

Die Stadt Köln sei sich der besonderen Lage auf dem Kölner Wohnungsmarkt bewusst, so Sprecherin Wotzlaw auf Nachfrage von t-online.de. "Daher wurde seitens der Stadt angemieteter Wohnraum und mit öffentlich geförderten Neubauten ein Konzept der integrativen Belegung entwickelt", so die Sprecherin. Demnach steht geflüchteten Menschen mit Aufenthaltserlaubnis und obdachlosen Kölnern lediglich ein Drittel der Sozialwohnungen zur Verfügung.


Die anderen zwei Drittel verteilen sich auf sonstige sozial schwächere Kölner, die eine Berechtigung auf Sozialwohnungen besitzen. "Die Mieter werden somit gut verteilt und in das Wohnumfeld integriert. Eine Stigmatisierung wird so vermieden", heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Ob diese Maßnahmen reichen, um einen möglichen sozialen Unfrieden zu vermeiden, werden die kommenden Jahre zeigen.

Verwendete Quellen
  • Sabine Wotzlaw, Sprecherin der Stadt Köln
  • Claus-Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat
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