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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nur noch Mittelmaß Was ist los im FC-Nachwuchs?
Der 1. FC Köln war mit Top-Platzierungen der Jugendmannschaften ein Aushängeschild für die gute Arbeit im Nachwuchsleistungszentrum. Doch in diesem Jahr hängen die Teams nur im Mittelfeld der Junioren-Bundesliga fest.
Es ist in der Matchplan-Strategie des 1. FC Köln verankert: Die Ausbildung der Nachwuchstalente hat bei den Geißböcken die oberste Priorität. In jeder Saison soll dabei mindestens ein Spieler aus der eigenen Jugend bei den Profis etabliert werden.
Konnten in den vergangenen Jahren Noah Katterbach, Ismail Jakobs (inzwischen AS Monaco), Jan Thielmann oder Sava Cestic ihr Profi-Debüt feiern, erzielte in dieser Saison Tim Lemperle sein erstes Bundesliga-Tor. Auch Marvin Obuz kam bereits zu einem Kurzeinsatz im DFB-Pokal.
Doch wer nach der Hinrunde einen Blick auf die Tabellen der A- und B-Junioren-Bundesliga wirft, dem bietet sich ein ungewohntes Bild. So rangiert die U19, 2020 immerhin noch Westdeutscher Meister und in dieser Saison Teilnehmer an der UEFA Youth League, aktuell nur auf Platz sieben. Die U17 hat es bislang als Deutscher Meister von 2019 sogar nur auf den zehnten Platz geschafft. Sind die goldenen Nachwuchszeiten beim FC also erst einmal vorbei?
1. FC Köln: Enormes Verletzungspech in allen Jahrgängen
Zumindest am Geißbockheim ist man aktuell wenig überrascht von den eher durchwachsenen Ergebnissen der Nachwuchsteams. In Panik verfällt man aber dennoch nicht, schließlich habe man von vorneherein nicht erwartet, in dieser Saison ganz vorne mitmischen zu können.
Anders als in den Vorjahren hat der derzeitige 2005er-Jahrgang der U17 bislang noch nicht die ganz großen Einzelkönner hervorbringen können, vielmehr punktet die Mannschaft über das Kollektiv und den Ehrgeiz. Zudem hat die Corona-Pandemie die Talente-Sichtung in der Region in den vergangenen anderthalb Jahren praktisch unmöglich gemacht. Auch in der A-Jugend verfügt man dieses Jahr über eine nicht ganz so spielstarke Mannschaft wie in den Vorsaisons.
Darüber hinaus waren sowohl die U17 als auch die U19 in den vergangenen Monaten von enormen Verletzungspech gebeutelt. Im B-Junioren-Team von Trainer Martin Heck fiel mit Luis Cortijo-Lange (Kreuzbandriss) gleich ein vielversprechender Neuzugang aus. Zwischenzeitlich hatte Heck nur zwischen elf und 14 Spieler auf dem Trainingsplatz. Und auch die U19 von Trainer Stefan Ruthenbeck musste auf Leistungsträger wie Simon Breuer, Justin Diehl, Vladislav Fadeev oder Vladimir Fratea verzichten.
Wettbewerbsnachteil fängt schon im Nachwuchs an
Den Kopf in den Sand stecken wird man am Geißbockheim trotz allem aber nicht. Schließlich ist bei kaum einem anderen Bundesligisten die Durchlässigkeit zu den Profis so hoch wie beim FC Köln in den vergangenen Jahren. Schon jetzt haben die Kölner mit einem Großteil ihrer Talente langfristig verlängert, um sie in den kommenden Jahren in die Seniorenmannschaften einzugliedern.
Der aussichtsreiche Sprung zu den Profis ist es auch, der zukünftig weitere Talente ans Geißbockheim locken soll. Denn mit der Infrastruktur rund um das marode und in die Jahre gekommene Trainingszentrum, wo sich Profis und Nachwuchs die Klinke in die Hand geben, kann der FC schon lange nicht mehr mit der Konkurrenz mithalten. Auch die teilweise millionenschweren Transfers aus dem Ausland, wie sie Leverkusen, Dortmund oder Gladbach bereits im Jugendbereich tätigen, sind für die Kölner schlichtweg nicht zu realisieren.
Und so wird man sich beim FC weiterhin vorrangig auf die Entwicklung der eigenen Talente aus der Region fokussieren, auch wenn dies wie in dieser Saison mitunter auch mal zu ausbleibenden Ergebnissen führen kann. Sorgen macht man sich beim 1. FC Köln deshalb aber erstmal nicht.
- Eigene Beobachtungen und Recherchen des GEISSBLOG