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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der große Einschnitt Wenn Wehrle geht, wird beim FC vieles anders
Der 1. FC Köln verliert den Kampf um Alexander Wehrle. Der Geschäftsführer wird seinen Vertrag nicht verlängern. Damit ist der Abschied nur noch eine Frage der Zeit – und wird zu großen Veränderungen führen.
Als der 1. FC Köln am Mittwoch zum zweiten Mal innerhalb eines Monats einen neuen Geschäftsführer vorstellte, war eigentlich alles so, wie man es erwarten konnte: Nach Christian Keller, der ab April 2022 als Sport-Geschäftsführer einsteigen wird, gab der FC nun die Verpflichtung von Philipp Türoff bekannt.
Ein Finanzexperte, der sich bei SAP, Red Bull und zuletzt dem Birkenstock-Konzern als CFO internationale Meriten verdient hat, wird ab Januar kaufmännischer Geschäftsführer des Bundesligisten. Er soll die Bereiche Finanzen, Vertrieb, Personal und IT verantworten.
Kölns Wehrle: Bombe ist geplatzt
In der Mitteilung hieß es weiter, neben Türoff und Keller werde auch Alexander Wehrle Teil der Geschäftsführung bleiben – und zwar für die Bereiche Strategie, Kommunikation, Marketing und Internationalisierung.
Doch dann kam der letzte Satz der Pressemitteilung, der mit den Worten endete: "…der sich dazu entschlossen hat, seinen laufenden Vertrag nicht zu verlängern". Womit die Bombe geplatzt war. Wehrle wird seinen bis zum 30. Juni 2023 laufenden Vertrag auslaufen lassen. Oder anders: Wehrle will weg – lieber früher als später. Was bedeutet das für den FC?
1. Wehrle will zum VfB Stuttgart
Wehrle wechselte 2013 vom VfB Stuttgart zum 1. FC Köln – und will nun zu seinem Ex-Klub zurück. Die Schwaben bieten dem 46-Jährigen den Posten des Vorstandschefs an. Spätestens ab dem 1. Juli 2022 soll Wehrle zurück in seine Heimat wechseln. Der aktuell alleinige FC-Geschäftsführer hängt zwar am FC und der Stadt. Doch der VfB gab das Werben über mehrere Jahre nie auf – was Wehrle imponierte.
2. Sein Vertrag beim FC gilt trotzdem
Wird der Wechsel nun so einfach geschehen? Nein. Wehrle fühlt sich dem FC noch immer verpflichtet. Ja, er will weg. Nein, er will keinen "Nach-mir-die-Sinnflut"-Scherbenhaufen hinterlassen. Sollte, womöglich schon in den nächsten Tagen, die Einigung mit Stuttgart erfolgen, würde er für eine geordnete Übergabe sorgen. Und diese wäre kaum in wenigen Wochen zu machen.
Nicht als aktuell alleiniger Geschäftsführer, der seit Jahren praktisch alles am Geißbockheim entschieden und nach seinen Wünschen gestaltet hat. Der FC würde Wehrle wohl nicht vor April, wahrscheinlich nicht vor Ende des laufenden Geschäftsjahres und damit nicht vor Ende Juni 2022 gehen lassen.
3. Drei Geschäftsführer – auch ohne Wehrle
Jedoch schon ab Januar beginnt beim FC eine neue Zeitrechnung: die der drei Geschäftsführer. Das gab es noch nie bei den Geißböcken. Doch die Aufgaben sind gewachsen. Vorbei ist die Zeit, in der sich ein Geschäftsführer um den Sport kümmern konnte, während der andere den Rest erledigen musste.
Die neue Aufteilung, die schon mit Wehrle beginnt, soll auch nach dessen Abschied Bestand haben. Heißt: Der FC muss sich bereits jetzt, da man mit Keller und Türoff gerade erst zwei neue Geschäftsführer gefunden hatte, nach dem nächsten umsehen – nach dem Wehrle-Nachfolger.
4. Mit Wehrle ist die "alte Garde" weg
Sobald Wehrle nicht mehr beim FC ist, ist die große Transformation seit dem letzten großen Erfolg vom Sommer 2017 abgeschlossen. Präsident Werner Spinner, die Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach, Geschäftsführer Alexander Wehrle, die Allmachts-Sportchefs Jörg Schmadtke, Armin Veh und Horst Heldt und die Sportliche-Leiter-Ebene unter ihnen, dazu Mediendirektor Tobias Kaufmann und der einstige Mitgliederrats-Chef und zwischenzeitliche Interimspräsident Stefan Müller-Römer: Sobald Wehrle weg ist, sitzt kein einziger dieser Führungscrew von damals mehr auf seinem Posten. Dann ist der Umbruch komplett vollzogen.
- Eigene Beobachtungen und Recherchen des GEISSBLOG