Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Tausende Fans ohne Maske Wer wirklich die Verantwortung für diese Szenen trägt
Hat der 1. FC Köln unverantwortlich gehandelt, als 50.000 Zuschauer zum Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach kommen durften? Nein! Der Verein hat seine Hausaufgaben gemacht, andere jedoch nicht.
Ich war vor Ort, in Müngersdorf im Rheinenergie-Stadion, als die überwältigende Mehrheit der 50.000 Menschen am Samstag einen emotionalen 4:1-Derbysieg der Geißböcke gegen die Fohlen feierte. Das erste Derby seit zwei Jahren mit Zuschauern, ein hochklassiges Fußballspiel, und doch eine Veranstaltung inmitten erneut stark steigender Infektionszahlen in der Corona-Pandemie.
War es fahrlässig, die Fans überhaupt ins Stadion zu lassen? Eine berechtigte Frage, die es zu beantworten gilt. Vorher sollte jedoch geklärt werden: Wem muss diese Frage überhaupt gestellt werden?
Dass sich in den sozialen Netzwerken der Hass über den 1. FC Köln als Ausrichter des Spiels ergoss, war zu erwarten. Auch dass die "Bild" polemisch vom "Stadion der Toten" schrieb, dürfte kaum jemanden überrascht haben. Dass sich diese Negativität jedoch größtenteils gegen den FC und die vielen maskenlosen Zuschauer vor Ort richtete, verfehlte das Ziel.
Die kurzfristige Maskenpflicht war ein Alibi des Gesundheitsamtes
Denn nicht der 1. FC Köln war schuld an den 50.000 Zuschauern in Müngersdorf, sondern das Gesundheitsamt Köln. Die Geißböcke hatten dem Amt, wie vor jedem Heimspiel, ein Hygiene- und Sicherheitskonzept vorgelegt, wie das Derby vor ausverkauftem Haus stattfinden sollte, um kein Superspreader-Event zu werden. Das Gesundheitsamt stimmte diesem Konzept am Donnerstag ohne Widerspruch zu, nachdem das Ordnungsamt den FC bereits bei zwei vorherigen Heimspielen kontrolliert hatte.
Erst wenige Stunden vor dem Spiel fiel der Stadt Köln dann doch ein, diese Entscheidung noch einmal zu überdenken. Man teilte dem 1. FC Köln also mit, die Zuschauer müssten nun auch an ihren Plätzen Masken tragen. Der FC tat, was in der Kürze der Zeit noch möglich war: Durchsagen im Umlauf, Durchsagen durch den Stadionsprecher, die Bitte an alle Anwesenden, die Masken überall und immer zu tragen.
Doch wer glaubt, es hätte in der Macht des 1. FC Köln gelegen, allen 50.000 Fans die Masken dauerhaft aufzusetzen, war noch nie in einem Fußballstadion. Vielmehr war diese Regelung der verzweifelte Versuch des Gesundheitsamtes, die eigene Fehleinschätzung doch noch irgendwie zu korrigieren, um die Verantwortung auf den Veranstalter abzuwälzen. Schließlich kann das Gesundheitsamt jetzt mit dem Finger auf den FC zeigen und erklären, der Klub hätte die Maskenpflicht nicht durchgesetzt.
Der FC macht seine Hausaufgaben, die Stadt Köln nicht
Das passt zum verantwortungslosen Verhalten von Ämtern und Politikern in ganz Deutschland. Zur Erinnerung: Am Freitag noch hatte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) die Entscheidung für 50.000 Zuschauer in Köln als "angemessen" bezeichnet. Wenn der Landeschef also höchstselbst kein Problem mit der Einschätzung des Gesundheitsamtes hatte, warum sollte der 1. FC Köln freiwillig auf Fans verzichten?
Schließlich sind es die politischen Entscheidungsträger und Ämter, die für das Aufstellen klarer Regeln zuständig sind. Sie sind es, die in der Pandemie für den Schutz der Menschen sorgen müssen. Stattdessen zeigen sie auf Unternehmen und Veranstalter und lehnen es ab, sich ihrer Verantwortung zu stellen.
Ich bin seit Monaten bei den Heimspielen des 1. FC Köln als Reporter vor Ort. Bevor ich den Stadion-Umlauf betreten kann, wird mein digitaler Impfpass gescannt und somit auf seine Echtheit geprüft. Die 2G-Regelung ist im Rheinenergie-Stadion nicht nur Fassade, sondern wird durchgesetzt. Auch eine 2G-plus-Regelung hat der 1. FC Köln bereits prüfen lassen. Der Klub hat seine Hausaufgaben also gemacht. Von der Stadt Köln kann man das hingegen nicht behaupten.
- Eigene Beobachtungen und Gedanken