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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Forrest Gump des 1. FC Köln Ellyes Skhiri ist nicht zu stoppen
Ellyes Skhiri lief am Freitagabend mal wieder allen davon. Der 26-Jährige ist fraglos einer der Schlüsselspieler beim 1. FC Köln. Dennoch sieht Steffen Baumgart beim tunesischen Nationalspieler noch großes Potential.
Als Ellyes Skhiri in der 89. Minute gegen Greuther Fürth zu sprinten begann, erinnerte er ein wenig an Tom Hanks als Forrest Gump, wie dieser als Footballspieler im gleichnamigen Film alle Gegen- und Mitspieler hinter sich lässt. Zum Glück für den 1. FC Köln vergaß Skhiri, anders als Forrest Gump, nicht stehen zu bleiben, sondern stellte sich, die Arme weit ausgestreckt, jubelnd vor die Südkurve. Sein Treffer zum 3:1 dürfte schon jetzt einen sicheren Platz in den Highlights der FC-Saison 2021/22 haben.
Der Treffer war ein neuerlicher Beweis der außergewöhnlichen Klasse des Tunesiers. Nach 90 intensiven Minuten, in denen Skhiri erneut die meisten Kilometer zurücklegte, war er sich nicht zu schade, noch einen letzten Sprint über das gesamte Feld anzuziehen. "Ich wusste, dass ich den Weg zum Tor noch gehen kann. Also musste ich ihn auch gehen", sagte Skhiri hinterher lachend.
Drei Tore hat er nun schon erzielt. Darüber hinaus sind auch seine anderen Werte top. Seine Passquote ist die siebtbeste der Liga. Nur zehn Spieler haben ligaweit mehr Zweikämpfe gewonnen. In den Kategorien intensive Läufe und Laufdistanz liegt Skhiri nur deswegen nicht ganz vorne, weil er gegen Freiburg erst spät eingewechselt wurde und ihm 60 Minuten Spielzeit im Vergleich zu den Top-Leuten der Liga fehlen. Kurzum: Kölns Sechser ist beim FC nicht zu ersetzen.
Baumgart zieht den Hut – und übt Kritik
"Ich habe das Tor zum 3:1 nochmal in der Zeitlupe gesehen und ihm dabei ins Gesicht geschaut", erzählte Sportchef Jörg Jakobs nach dem Sieg gegen Fürth. "Ellyes hatte einen großen Abstand zu Louis Schaub, und ich weiß gar nicht, wie Louis ihn gesehen hat. Vielleicht hat Flaco (Skhiris Spitzname, Anm. d. Red.) gerufen, aber Louis hat im perfekten Moment rüber gespielt. Das war eine pure Energieleistung. Den am Ende so locker reinzuschieben, kommt an Qualität noch hinzu."
Nur einer wollte am Freitagabend nicht in den Hype um Skhiri einstimmen: Steffen Baumgart. Zwar zog auch der FC-Trainer seine Schiebermütze vor der Art und Weise, wie Skhiri das 3:1 erzielt hatte. Doch damit hörte das Lob schon auf. "Wenn wir das letzte Tor sehen, wie er da vom eigenen Strafraum durchsprintet, da kann man schon mal die Kappe ziehen", sagte Baumgart. Doch darüber hinaus wollte der 49-Jährige wohl auch bewusst den Ball flach halten.
Baumgart will Skhiri noch besser machen
"Ellyes hat noch einen langen Weg vor sich, um dahin zu kommen, wo manche ihn schon sehen", sagte Baumgart. Der Grund für die kritischen Worte war einfach: Der FC-Trainer will Skhiri noch besser machen, sieht ihn längst nicht am Zenit seiner Leistungsfähigkeit. "Er ist ein sehr guter Spieler, sehr fleißig, sehr wichtig für die Mannschaft. Aber gerade im taktischen Bereich sieht man, dass er den einen oder anderen Schritt noch machen muss."
Wer Baumgart kennt, der weiß: Eigentlich schätzt der FC-Trainer laufstarke und spielintelligente Spieler. Ein solcher ist Skhiri. Und so sind die Worte des Rostockers gut überlegt und Ausdruck des Ansporns, die Qualitäten des tunesischen Nationalspielers zu noch größerem Vorteil für die Geißböcke zu formen. Insbesondere die Laufstärke des Mittelfeldmotors: "Ellyes läuft sehr viel, aber nicht immer richtig", sagte Baumgart. "Manchmal läuft er sogar zu viel, weil er viel machen will für die Jungs."
Schraubt Skhiri seine Ablösesumme in die Höhe?
Weiterhin mannschaftsdienlich, aber zielgerichteter – das will Baumgart seinem Schützling in den kommenden Monaten vermitteln. Um Skhiri noch besser zu machen, um den FC dank des Sechsers noch stabiler zu machen – und auch, um Skhiris Marktwert weiter zu steigern. Denn dass der 26-Jährige weiterhin als Verkaufskandidat gilt, ist bekannt.
Aktuell gibt Skhiri alles für den FC und verhilft den Geißböcken zu einem unerwarteten Höhenflug. Doch schon im Winter könnte seine Zeit zu Ende gehen. Niemand hätte etwas dagegen, wenn dies verbunden wäre mit noch besseren Leistungen als zuletzt – und einer noch höheren Ablösesumme, als sich die Geißböcke im Sommer versprochen hatten.
- Eigene Beobachtungen und Recherchen des GEISSBLOG