Baumgart kritisiert DFB "Schwierige Burschen werden aussortiert statt gefördert"
Steffen Baumgart beschäftigt sich auch mit der deutschen Nationalmannschaft. Der FC-Köln-Trainer prangert die Nachwuchsarbeit des DFB an – und verrät, was für ihn einen guten Spieler ausmacht.
Bundesliga-Trainer Steffen Baumgart hat bei der Nachwuchsarbeit im deutschen Fußball zu viel Stromlinienform kritisiert.
"Für die Zukunft müssen wir dringend unser Nachwuchskonzept überdenken", schrieb der Trainer des 1. FC Köln in seiner EM-Kolumne im "Westfalen-Blatt". "Mein Eindruck: Schwierige junge Burschen werden aus Bequemlichkeit aussortiert statt richtig gefördert."
Der 49-Jährige mahnt falsche Auswahl-Kriterien und Prioritäten an. "Qualität ist für mich nicht, wenn einer fünfmal mit dem Ball jonglieren kann. Qualität ist, wer sich durchsetzen kann und fünf Gegner umspielt", schrieb Baumgart. "Ein Fußballspiel gewinne ich über Mentalität und Laufbereitschaft."
"Er ist der beste Spieler der EM"
Als Beispiel nannte er den Engländer Raheem Sterling, "der für mich der bislang beste Spieler dieses Turniers ist. Der führt unzählige Zweikämpfe und zieht immer wieder Sprints an. Manchmal heult er mir auch ein bisschen viel auf dem Platz rum, aber der Junge hat die richtige Einstellung. Die hat er auch beim 1:0 gegen Deutschland gezeigt. Aber diese Tugenden werden bei uns gar nicht mehr eingefordert."
Trotz des Ausscheidens im Achtelfinale gegen die Engländer hätte Deutschland aber "keine schlechte EM gespielt", schrieb der Ex-Paderborner: "Auch wenn die vielen Schlaumeier in den so genannten Expertenrunden etwas anderes behaupten. Von denen hätte es keiner besser gemacht."
Trotzdem seien "verschiedene Diskussionen, die jetzt geführt werden, notwendig und richtig. Für mich war unsere Dreierkette von Beginn an der falsche Weg. Sie wurde zwar nach dem Sieg über Portugal bejubelt, hat uns aber überhaupt nicht nach vorne gebracht", sagte Baumgart. "Auch ich hätte Joshua Kimmich lieber in der Zentrale gesehen, nicht auf der rechten Außenbahn."
- Nachrichtenagentur dpa