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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln Trainer-Analyse: Was macht Baumgart so erfolgreich?
Steffen Baumgart war einer der begehrtesten Trainer im Bundesliga-Karussell. Der 1. FC Köln konnte den 49-Jährigen frühzeitig für sich gewinnen. t-online stellt den neuen FC-Trainer vor.
Steffen Baumgart ist ein emotionaler Typ. Während eines Spieles seiner Mannschaft bekommt man den Eindruck, der Trainer lege in seiner kleinen Coaching-Zone ähnlich viel Strecke zurück wie seine Spieler auf dem Feld. Seine Worte an die Mannschaft sind mitreißend, klar, mitunter hitzig. Baumgart lebt das Spiel seines Teams mit. Nicht ohne Grund steht der Trainer weite Teile der Saison im kurzärmligen T-Shirt an der Seitenlinie – unabhängig der Temperaturen.
Allerdings ist es nicht nur seine Art, die als Norddeutscher im Rheinland knochig aufgenommen werden dürfe und die viele Fußballfans in den letzten Jahren begeistern konnte. Baumgart wusste in den letzten vier Jahren insbesondere mit seiner Art Fußball spielen zu lassen zu überzeugen.
Mit dem SC Paderborn sorgte der Trainer für Furore und führte die Mannschaft von der Dritten Liga ins Oberhaus. Auch wenn der Kader der Ostwestfalen qualitativ nicht stark genug für die Bundesliga war, sorgte der SC Paderborn immer wieder für mitreißende Spiele – wie beispielsweise beim 3:3 gegen Borussia Dortmund. Und auch in der vergangenen Saison, die durch den Abstieg einen großen Umbruch erfahren hatte, stabilisierte Baumgart seine Truppe auf einem einstelligen Tabellenplatz der Zweiten Liga.
Absolute Einsatzbereitschaft und Intensität
Aber wie hat es der 49-jährige geschafft, aus den wenigen Möglichkeiten in Paderborn sportlich so viel rauszuholen? So simpel die Antwort auch klingen mag, so schwer scheint sie in der Umsetzung zu sein, sind doch viele Trainer daran schon gescheitert. Baumgart verlangt seinen Spielern absolute Einsatzbereitschaft und Intensität ab. Das zeigt sich in mehreren Statistiken der zurückliegenden Zweitliga-Saison, in denen Paderborn durchweg zu den Spitzenteams gehört hat.
Baumgart ließ meist im 4-2-3-1 oder im 4-1-4-1 agieren. Dabei zeigte keine andere Mannschaft so viele progressive Läufe wie die Paderborner. Das bedeutet, dass Baumgart seine Spieler anwies, im Ballbesitz sofort Tempo aufzunehmen und freie Räume vermehrt mit Tempo am Ball statt mit Pässen zu überbrücken. Zudem gehörten Baumgarts Spieler zu den Top-Dribblern, die am häufigsten in Eins-gegen-Eins-Duelle gingen, im Angriffsdrittel überdurchschnittlich viele Pässe in die Schnittstellen spielten und die zweitmeisten sogenannten "smart Passes" suchten, mit denen angreifende Mannschaften eine stehende Defensive aushebeln.
Ein aggressives System
Schließlich war Baumgarts Team eine von zwei Mannschaften in der Liga, die den Gegnern im Spielaufbau die wenigste Zeit zugestand und stattdessen versuchte mit frühem Teampressing zu Ballgewinnen und Gegenangriffen mit Torabschlüssen zu kommen.
Es ist zu erwarten, dass Steffen Baumgart auch beim 1. FC Köln versuchen wird, seinen Spielern dieses aggressive System zu vermitteln. Gerade durch den Klassenerhalt werden die Kölner ähnlich wie Paderborn mit weniger Ballbesitz agieren und speziell auf diese Umschaltmomente setzen.
Bevor es jedoch am 5. Juli mit dem Training losgeht, wird auf den FC und Baumgart aber noch eine Menge Arbeit zukommen. Schließlich brauchen die Kölner auch die passenden Spieler für dieses System. Diese müssen vor allem mitbringen: Geschwindigkeit, Einsatzwillen und die Qualität, offensiv ins Eins gegen Eins zu gehen.
- Eigene Recherchen des Geißblog