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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Heißer Transfer-Sommer Dieses Duo soll den 1. FC Köln erneuern
Kurz vor dem schwierigsten Transfersommer der Bundesliga-Geschichte richtet sich der 1. FC Köln auf der sportlichen Führungsebene neu aus. t-online erklärt, wer die sportlichen Geschicke am Geißbockheim nun leiten soll.
Kontinuität – mit diesem Versprechen war das Präsidium des 1. FC Köln im Herbst 2019 angetreten. Seitdem entließ die FC-Führung zwei Sport-Geschäftsführer und zwei Trainer, dazu verlor der Vorstand einen seiner beiden Vizepräsidenten. Jetzt aber soll es gelingen mit der Kontinuität, zumindest sollen im sportlichen Bereich dafür die Strukturen geschaffen werden. Und das ausgerechnet im Moment des schwierigsten Transfersommers der Bundesliga-Geschichte.
20 bis 30 Transfers in einem Markt der Verluste
Europaweit haben die Fußballklubs in der Corona-Krise hunderte Millionen Euro, womöglich sogar Milliarden verloren. Alleine der 1. FC Köln hat Umsatzverluste von über 60 Millionen Euro hinnehmen müssen. Geld, das nun fehlt: nicht nur, um Transfers zu tätigen, sondern auch, um den eigenen Kader zu finanzieren, dessen Spielerverträge, Prämien und Klauseln größtenteils vor der Corona-Krise ausgehandelt worden waren.
Der 1. FC Köln gehört zu den Klubs, die es in Deutschland am härtesten getroffen hat, weil kaum ein Profiklub so abhängig ist von seinen Zuschauereinnahmen wie der FC, weil kaum ein Klub so wenig Substanz in anderen Werten wie Stadion oder Klubheim hat und weil kaum ein Klub derart über seinen Verhältnissen gelebt hat wie der FC in den letzten fünf Jahren.
Aktuell stehen noch 32 Spieler unter Vertrag, plus neun Leihspieler, die im Sommer zum FC zurückkehren. 41 Kicker also, deren Gehälter bezahlt werden müssen. Zwar laufen acht Verträge von Spielern aus, die man größtenteils nicht behalten möchte. Gleichzeitig will man aber auch praktisch keinen einzigen Leihspieler behalten, der zuletzt bei einem anderen Klub spielte.
Klar ist, dass der FC aufgrund seiner Finanznot mehrere Stars verkaufen und deren Abgänge durch vornehmlich ablösefreie Neuzugänge kompensieren muss. Zusätzlich will man sich von anderen Spielern trennen, die zwar noch unter Vertrag stehen, dem FC aber nicht mehr weiterhelfen. So könnten den FC in diesem Sommer bis zu 20 Spieler verlassen. Sollte dies so kommen, würde der Klub bis zu zehn Spieler selbst verpflichten.
"Langfristig sehe ich mich nicht in der Verantwortung"
Eine Herkulesaufgabe, die Horst Heldt nicht mehr übernimmt. Der entlassene Sportchef ist durch ein Trio aus Dr. Jörg Jakobs, Thomas Kessler und Lukas Berg ersetzt worden. In dieser Konstellation will der FC zunächst ein Jahr lang zusammenarbeiten. Jakobs als Interims-Sportchef, Kessler und Berg als Duo, das die Lizenzspielerabteilung leiten soll.
Die Führung soll Jakobs als Kaderplaner übernehmen, der sich jedoch nur ungern in der ersten Reihe und schon gar nicht in der Öffentlichkeit sieht. "Langfristig sehe ich mich nicht operativ in der Verantwortung. Da habe ich andere Vorstellungen", sagte der 51-jährige, der zuletzt als Berater des Vorstands agiert hatte und hauptberuflich eigentlich an der Deutschen Sporthochschule doziert. Eine Aufgabe, die er trotz der Herausforderung beim FC weiterführen will. Ein Teilzeit-Sportchef also in der größten Krise des FC?
Kein Wunder, dass nicht nur Jakobs, sondern auch Geschäftsführer Alexander Wehrle auf eine schnelle Nachfolge-Lösung hofft. Vor der Herausforderung fürchtet sich Jakobs allerdings nicht, "weil ich es schon einmal erlebt habe". Bereits nach dem Kölner Abstieg 2012 hatte Jakobs den Kader unter schwierigsten vertraglichen und finanziellen Bedingungen neu aufstellen müssen.
"Das ist den Umständen geschuldet"
Unterstützung bekommt Jakobs dabei von Thomas Kessler, dem langjährigen Torhüter der Kölner. Seit seinem Karriereende 2020 lässt sich der 35-Jährige vom DFB zum Fußball-Manager ausbilden. Als operativer Leiter der Lizenzspielerabteilung wird Kessler nun früher als geplant eine leitende Funktion übernehmen. "In einem normalen Konstrukt ohne einen Interims-Sportchef würde ich klassisch Seite an Seite mit dem Trainer arbeiten und ihn so gut es geht unterstützen. Durch die besondere Konstellation bekomme ich nun mehr Einblicke und werde bereits an der Kaderplanung mitwirken", erklärte Kessler.
Unverändert bleibt derweil die Position von Lukas Berg. Der administrative Leiter der Lizenzspielerabteilung war von Horst Heldt als Nachfolger von Frank Aehlig installiert worden. Der 27-Jährige soll sich auch weiterhin um die Abwicklung von Transfers, das Management von Spielerverträgen, die Digitalisierung des sportlichen Bereichs sowie um den Austausch mit anderen Vereinen kümmern. Kessler und Berg sollen bereits Teil der künftigen Struktur beim FC sein. Jakobs wird vorübergehend ihr Chef sein, und zwar mindestens bis in den Herbst hinein.
- Eigene Beobachtungen und Recherchen des GEISSBLOG