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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Rettung des FC Köln Funkel: Abschied mit Emotionen und harten Worten
Friedhelm Funkel hat sich mit der Rettung des 1. FC Köln ein Denkmal geschaffen. Der 67-Jährige beschert den Geißböcken eine weitere Erstliga-Saison. Doch nach dem erreichten Klassenerhalt kritisiert der scheidende FC-Trainer die Vereinsführung scharf.
Ob man Friedhelm Funkel in Köln eine Statue bauen wird? Der 67-Jährige hat den 1. FC Köln in der wohl schwierigsten Situation der Vereinsgeschichte vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit bewahrt. Seit der Rettung am vergangenen Wochenende kursiert ein Video des Trainers, das schon jetzt in der Domstadt Kultstatus genießt: Funkel bei seiner Ansprache an die Mannschaft auf dem Rückflug aus Kiel nach Köln.
Video aus Flugzeug wird Social-Media-Hit
"Was Ihr in den letzten Wochen geleistet habt, ist unfassbar", sagte Funkel. "Das war außergewöhnlich und Ihr seid dafür belohnt worden, damit Ihr in der nächsten Saison wieder in der ersten Bundesliga spielen könnt und nie mehr in der Zweiten Liga". Immer wieder wurden Funkels Worte vom Jubel der Spieler unterbrochen. Immer wieder feierten die FC-Profis ihren Trainer, der sich in nur sieben Wochen zu einer Art Vaterfigur für die Mannschaft entwickelt hatte.
In kürzester Zeit hatte Funkel geschafft, woran Markus Gisdol gescheitert war: Er hatte eine enge, persönliche Verbindung zu den Spielern aufgebaut, sodass ihm diese folgten und für den FC zusammenhielten. "Ich möchte mich ganz herzlich bei Euch bedanken, dass ich so in die Rente gehen kann", sagte Funkel und schob mit Blick auf seine Prämie zum Klassenerhalt in Höhe von 300.000 Euro hinterher: "Ich muss mich nicht nur bei Euch bedanken, sondern auch beim FC, denn so ist meine Rentenkasse etwas aufgebessert worden."
"Es waren geile sieben Wochen"
Es waren auch dieser Humor und diese Lockerheit, die Funkel in der schwierigen Situation ab dem 29. Spieltag halfen. Vier Siege aus acht Spielen unter dem 67-jährigen retteten die Geißböcke. Und Funkel versprach seinen Spielern: "Ich werde Euch in der nächsten Saison beim Training besuchen und werde, wenn ich von Euch eine Karte bekomme, beim ersten Heimspiel im Stadion sein". Er schloss mit den Worten: "Es waren geile sieben Wochen."
Doch Funkel wäre nicht Funkel, wenn er tags drauf die Entlassung von Sportchef Horst Heldt und die generellen Umstände am Geißbockheim kritisiert hätte. Fast 50 Jahre hat der einstige Spieler und nun pensionierte Trainer im Fußball-Business verbracht. Und so fand er deutliche Worte für den schlingernden Klub und seine verbliebenen Führungspersonen. "Ich habe das Gefühl, dass zu viele Menschen, die nicht aus dem Fußball kommen und zu wenig Ahnung haben, im Verein im sportlichen Tagesgeschäft mitreden wollen", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Solange sich das nicht ändert, wird sich auch beim FC nicht viel zum Positiven verändern."
Vorstand schickt nur eine Dankes-SMS
Funkel war von Heldt über Wochen bearbeitet und warm gehalten worden für den Fall, dass Markus Gisdol scheitern würde. Schließlich stand der 67-Jährige Mitte April bereit, um den FC bis Saisonende zu betreuen. Was Funkel besonders aufstieß, war das Verhalten des amtierenden Präsidiums, mit dem er in seiner siebenwöchigen Amtszeit "leider keinen persönlichen Kontakt" gehabt habe. Lediglich eine Textnachricht zum Antritt und eine weitere Nachricht als Dankeschön zur Rettung habe es vom Vorstand gegeben.
Präsident Werner Wolf erklärte am Montag auf der Pressekonferenz, er habe Funkel zu Beginn dessen Amtszeit in einem Telefonat und nicht per SMS beim FC begrüßt. Jedoch bestätigte er auch: "Das Erste, was ich nach dem gewonnenen Spiel in Kiel gemacht habe, ist ihm eine Nachricht zu schicken. Insofern stimmt es zwar, dass die Kommunikation nicht häufig war, aber ich habe ihm gesagt, dass der Vorstand hinter ihm steht und er mich jederzeit anrufen kann". Dabei ließ Wolf offen, warum er in Kiel eine Textnachricht schickte, statt die wenigen Stufen von der Tribüne auf den Rasen zu gehen, um Trainer und Mannschaft persönlich zu gratulieren.
Stattdessen war das Vorstandsteam zurück nach Köln gefahren, um die Trennung von Horst Heldt einzuleiten. Funkel soll nun in der nächsten Saison vor Publikum geladen und gebührend gedankt werden. Zumindest der Wunsch einer Eintrittskarte dürfte damit also in Erfüllung gehen.
- Eigene Beobachtungen und Recherchen des GEISSBLOG
- "Kölner Stadt-Anzeiger": Mahnender Retter Funkel: "Leider keinen persönlichen Kontakt zur Vereinsführung gehabt"