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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach der Rettung Warum musste Heldt beim 1. FC Köln gehen?
Einen Tag nach dem Klassenerhalt in der Relegation entlässt der 1. FC Köln seinen Sportchef. Die Art und Weise der Trennung von Horst Heldt wirft Fragen auf. t-online sagt, was die Entscheidung für die Geißböcke bedeutet.
Die Freude über den Klassenerhalt nach dem furiosen 5:1-Auswärtssieg in Kiel währte beim 1. FC Köln keine 24 Stunden. Dann gaben die Geißböcke die Trennung von Horst Heldt bekannt. Der Geschäftsführer Sport musste nach einer insgesamt enttäuschenden Saison gehen, obwohl das Saisonziel Klassenerhalt über den Umweg Relegation erreicht werden konnte. Die Gründe sind nachvollziehbar, der Weg dahin wirft jedoch Fragen auf.
1. Warum musste Heldt gehen?
Der 1. FC Köln machte bei der Bekanntgabe der Trennung keinen Hehl aus den Gründen. Man sei trotz des erreichten Klassenerhalts unzufrieden gewesen mit der Entwicklung im sportlichen Bereich und wolle diesen neu ausrichten – ohne Heldt. "Wir können mit der Zusammenstellung des Kaders in der abgelaufenen Saison nicht zufrieden sein", erklärte Präsident Werner Wolf.
Letztlich wurden diverse Transferflops (Limnios, Arokodare, Dennis, Meyer) dem 51-Jährigen zum Verhängnis. Insbesondere Dennis, mit dem Heldt im Winter noch einmal seine Fehler aus dem Sommer korrigieren wollte, wurde zum Rohrkrepierer und flog dem Manager um die Ohren. Hätte Heldt im Winter ein glückliches Händchen bewiesen, wäre er heute noch Sportchef.
2. Warum zu diesem Zeitpunkt?
Sehr viel mehr als die Gründe überraschten der Zeitpunkt und die Art und Weise der Trennung. Heldt wurde am Sonntagmittag zu einem Treffen mit dem Vorstand zitiert, dem Vernehmen nach zur sportlichen Analyse der Saison. Doch nach dieser Analyse legte das Präsidium Heldt den bereits zuvor getroffenen Beschluss der Kündigung vor.
Nebst der Stilfrage stellte sich in diesem Moment die Frage des Zeitpunkts: Nicht nur war die Entscheidung bereits Tage, womöglich Wochen vor der Relegation getroffen, aber nicht kommuniziert worden. Mit dem Vollzug nur wenige Stunden nach dem erreichten Klassenerhalt sendete der Vorstand stattdessen Schockwellen durch das Geißbockheim. Gerade hatte sich der Klub gerettet, Stadt und Fans befanden sich in einem Zustand der Erleichterung und Vorfreude auf ein neuerliches Jahr Bundesliga, da richtete sich die Aufmerksamkeit gleich wieder auf eine Führungsdiskussion.
3. Was wird aus Steffen Baumgart?
Diese Führungsdiskussion umfasste direkt auch Steffen Baumgart. Der künftige Trainer der Geißböcke war vornehmlich von Heldt überzeugt worden, zum FC zu wechseln. Noch am Sonntagmorgen hatte Baumgart in der "Bild" einen flammenden Appell gehalten, der FC müsse mit Heldt in die neue Saison gehen. "Ich hoffe, dass es so bleibt. Ich glaube, dass Horst mich aus einem gewissen Grund als Trainer wollte, und dann sollten wir es auch in dieser Konstellation so umsetzen." Das wird nun nicht geschehen. Baumgart wurde am Sonntag vom FC über die Entscheidung in Kenntnis gesetzt. Er soll nicht erfreut gewesen sein. Dennoch soll er seinen Dienst am 1. Juli antreten.
4. Wer wird Heldts Nachfolger?
Einen direkten Nachfolger für den Geschäftsführer Sport hat der 1. FC Köln nicht benannt. Zunächst bleibt Alexander Wehrle einziger Geschäftsführer bei den Geißböcken. Den sportlichen Bereich werden Dr. Jörg Jakobs und Thomas Kessler übernehmen.
Jakobs war bislang Berater des Vorstands, zwischen 2013 und 2017 war er als Sportdirektor unter Jörg Schmadtke beim FC tätig. Er verantwortet ab sofort in nicht näher benannter Funktion die strategische Ausrichtung des sportlichen Bereichs und die Kaderplanung. Ex-Torhüter Kessler beendete 2020 seine aktive Karriere und startete anschließend beim Deutschen Fußball-Bund ein Programm, das ihn zum Fußball-Manager ausbildet. Er wird neuer Sportlicher Leiter der Lizenzspielerabteilung werden. Am Montag wird sich das Duo offiziell vorstellen. Dann wird sich auch klären, wie sie sich ihre Arbeit aufteilen werden.
- Eigene Recherchen des GEISSBLOG