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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zwischen Tränen und Party Funkel über FC-Sieg: "Werde das der Mannschaft nie vergessen"
Der 1. FC Köln bleibt in der Bundesliga. Dank eines furiosen 5:1-Auswärtssieges bei Holstein Kiel entscheiden die Geißböcke die Relegation für sich. Anschließend brechen alle Dämme – für den Trainer ist es auch ein Abschied.
Als Ellyes Skhiri in der 84. Minute die Vorlage von Jan Thielmann aufnahm und mit rechts ins lange Eck schlenzte, war der Klassenerhalt perfekt. Alle Spieler, ob auf dem Rasen oder auf der Ersatzbank, liefen gemeinsam mit dem Tunesier zur Eckfahne und bejubelten nicht nur den Treffer zum 5:1-Endstand, sondern den Klassenerhalt. Erst mit diesem Tor brach sich die Erleichterung Bahn, fühlten sich alle Beteiligten beim FC sicher, dass es geschafft war.
Eine lange, schwierige Saison hatte ihr Happy End gefunden. An der Ostsee, in Kiel, bei einem Zweitligisten, der das Hinspiel der Relegation in Köln noch mit 1:0 gewonnen hatte.
"Ich stinke!" Funkels naturtrübe Freude
Doch der 1. FC Köln hatte sich in einem furiosen Finale noch einmal zurückgekämpft. Mit einem Blitzstart und der Führung durch Jonas Hector in der 3. Minute, dem 2:1 und 3:1 durch den so lange verletzten Sebastian Andersson (6./16.), nachdem die 1:0-Führung keine 60 Sekunden gehalten hatte. Mit einem vierten Treffer sogar noch vor der Pause durch den Ex-Kieler Rafael Czichos, was umso bemerkenswerter war, als dass die Geißböcke in der gesamten Bundesliga-Saison in keinem einzigen Spiel vier Treffer erzielen konnten – in Kiel dafür aber nicht einmal eine Halbzeit brauchten.
Weil die Geißböcke aber ein äußerst fragiles Gebilde in der abgelaufenen Saison waren, zitterten sie sich durch die zweite Hälfte. Mit zahlreichen vergebenen Torchancen, die für vier weitere Tore gereicht hätten, aber auch mit defensiver Stabilität und Konsequenz. Als Deniz Aytekin schließlich den Schlusspfiff ertönen ließ, brachen die Dämme.
Die Spieler fielen sich in die Arme, die Verantwortlichen um Friedhelm Funkel, Horst Heldt und Alexander Wehrle ebenfalls. Marius Wolf und Jannes Horn badeten Funkel in Bier, was dieser später nur noch schwer ertragen konnte. "Ich stinke", lachte der 67-Jährige. "Und freue mich, wenn ich unter die Dusche komme. Ich mag Biergeruch, aber nicht in meinen Klamotten."
Funkels perfekter Abschied
Für Funkel war es sein letztes Spiel als Bundesliga-Trainer. Fast auf den Tag genau vor 30 Jahren hatte er seinen ersten Chefcoach-Posten in Uerdingen angetreten. Nun geht er mit dem erreichten Klassenerhalt (wieder) in Rente. "Jetzt gehe ich in den Ruhestand und freue mich, dass das Ende so gut ausgegangen ist. Das war der Abschluss, den ich mir gewünscht hatte", sagte der Trainer, der in seiner ersten Amtszeit beim FC 2002 den Abstieg nicht hatte verhindern können. Nun gelang es im zweiten Anlauf. "Dass mir die Mannschaft dieses Abschiedsgeschenk gemacht hat, werde ich ihr nie vergessen. Schöner kann man nicht in den Ruhestand gehen."
Die Spieler ließen derweil ihren Gefühlen freien Lauf. Marco Höger, der den FC nach fünf Jahren verlassen wird, weinte Abschiedstränen und wurde von seinen Mitspielern hochleben gelassen. Ausgelassene Tänze, Fotos, Bier und erschöpfte Spieler auf dem Rasen folgten. Anschließend holten mehrere FC-Profis mehrere Kästen Kölsch aus dem Mannschaftsbus und bugsierten diese in die Kabine.
Und auch die Rückfahrt, der Rückflug und die Ankunft am Geißbockheim am späten Samstagabend blieb feucht-fröhlich. In der Nacht zum Sonntag ging die Klassenerhaltsparty hinter verschlossenen Türen auf der Kölner Geschäftsstelle weiter. Der verdiente Abschluss einer nervenaufreibenden Achterbahn-Saison mit wenigen Höhen, vielen Talfahrten und ständigen Problemen auf allen Ebenen.
"Die Mannschaft war nie unterzukriegen", sagte Jonas Hector. "Jeder weiß, was der FC für die Stadt Köln bedeutet. Das ist eine ganz innige Bindung. Die Fans waren nicht immer zufrieden mit uns. Heute wollten wir das alles zurückgeben", so der Kapitän. Er hatte seine Mannschaft nicht nur mit dem frühen Führungstreffer auf Kurs gebracht, sondern auch mit einer emotionalen Ansprache in der Kabine. Das verriet Funkel später: "Man muss einfach daran glauben, zusammenarbeiten und zusammenstehen. Die Mannschaft war nie unterzukriegen."
Nur so war ein 5:1 im allerletzten Spiel, im letzten Moment, der letzten Chance der Saison möglich. Eine Leistung, mit der sich die Geißböcke eine weitere Bundesliga-Saison verdienten. Und allen Grund hatten, diese anschließend ausgiebig zu feiern.
- Eigene Beobachtungen und Recherche des Geißblog