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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Köln-Pleite Heldt schießt gegen den DFB – "beratungsresistent"
Dem 1. FC Köln wird gegen den SC Freiburg ein Treffer aberkannt. Sportchef Horst Heldt holt am Tag nach der bitteren Niederlage zur Generalabrechnung mit dem Deutschen Fußball-Bund aus.
Während die Spieler des 1. FC Köln am Montagvormittag ihre erste Trainingseinheit der Woche absolvierten, schritt Sportchef Horst Heldt vor die Mikrofone der wartenden Journalisten. Der 51-jährige wirkte ruhig und gelassen. Und doch hatte der Geschäftsführer Sport der Geißböcke eine klare Botschaft mitgebracht.
"Wir haben die erste Halbzeit komplett verbockt", sagte Heldt. "Darüber will ich auch nicht hinwegtäuschen. Aber wir haben uns nochmal geschüttelt, bis es für mich angefangen hat, wirklich nicht mehr erträglich zu sein." Heldt meinte die Szene in der 90. Minute, als Jan Thielmann das vermeintliche 2:2 erzielt hatte, Schiedsrichter Marco Fritz zuvor jedoch ein Handspiel von Jonas Hector erkannt haben wollte. Der FC-Kapitän hatte den Ball mit Schulter und Trikotärmel gespielt, seit dieser Saison offiziell kein Vergehen mehr.
Heldt erklärte, er habe noch am Sonntagabend Kontakt zu Lutz Michael Fröhlich aufgenommen, dem Vorsitzenden der DFB-Schiedsrichterkommission. Dieser hatte die entscheidende Szene in Köln aber noch nicht evaluiert und sich deswegen noch nicht äußern wollen. Heldt dürfte aber auf eine Antwort drängen, denn: "Was ich zum wiederholten Male nicht verstehe: Es geht um zu viel, als dass man nicht die Verantwortung hätte, solche Situationen komplett zu beleuchten."
Schiedsrichter Marco Fritz hatte von seinem Videoassistenten Sören Storks jedoch den Hinweis erhalten, er müsse sich die Szene nicht noch einmal am Monitor betrachten.
FC-Sportchef geht in Generalabrechnung mit DFB
Heldt beließ es am Montag aber nicht mit einer Kritik dieser Entscheidung. Der FC-Sportchef holte zur Generalabrechnung mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und seinen Schiedsrichtern aus. Aufhänger war die Personalie Manuel Gräfe, anerkanntermaßen einer der besten deutschen Referees in der Bundesliga. Dieser muss nach der Saison seine Karriere beenden, weil er die vom DFB festgelegte Altersgrenze von 47 Jahren erreicht. "Die besten Schiedsrichter werden einfach weggejagt, obwohl es eine breite Mehrheit der Liga gibt, so einen Schiedsrichter auch in der nächsten Saison weiterlaufen zu lassen", sagte Heldt. "Aber da sind sie beratungsresistent."
Die Schiedsrichter-Problematik und der inkonsequent gehandhabte Videobeweis seien weitere Beispiele für den allgemeinen Zustand des DFB. "Wir wünschen uns, dass die besten Schiedsrichter auf dem Platz stehen. Da gibt es aber keine Veränderungen“, sagte Heldt. "Das finde ich starrsinnig und nicht mehr zeitgemäß. Aber das passt zum DFB in den letzten Wochen und Monaten.“ Seit Monaten tobt ein offener Machtkampf um die Führung im deutschen Fußball. Nun hat Heldt neues Öl ins Feuer gegossen.
- Eigene Recherche des Geißblog