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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln Warum der zweite FC-Sieg in Folge auch eine Warnung ist
Der 1. FC Köln hat im Abstiegskampf gegen Augsburg eine Zitterpartie abgeliefert – und am Ende doch den Sieg geholt. Ist der Klassenkampf damit gerettet? Noch nicht, wie die t-online-Analyse zeigt.
Spektakuläres Aufatmen beim 1. FC Köln: Mit sechs Punkten aus der Englischen Woche geht es für die Geißböcke in eine 16-tägige Spielpause und in den Schlussspurt der Saison. Der 3:2-Sieg am Freitagabend beim FC Augsburg hatte alles zu bieten, was das Fußballherz höher schlagen lässt: Eine Kölner Gala mit drei Treffern inklusive eines Traumtores in Durchgang eins, ein Fast-Kollaps in Hälfte zwei und Hochspannung bis in die 97. Minute.
Das letzte Mal, dass der 1. FC Köln mit einer 3:0-Führung zur Halbzeit lag, war am 22. Februar 2020 bei Hertha BSC. Damals war die Welt sowohl für den FC als auch für das restliche Deutschland noch in Ordnung. An einem Karnevalssamstag hatten sich zigtausend verkleidete Köln-Fans auf den Weg in die Hauptstadt gemacht und am Ende einen berauschenden 5:0-Erfolg ihrer Mannschaft bejubelt.
14 Monate später war die Stimmung bei den Geißböcken gänzlich anders. Beinahe hätte der FC den komfortablen 3:0-Vorsprung noch verspielt. Statt mit Leichtigkeit den Gegner weiter zu beherrschen, entglitt den Kölnern die Partie beinahe noch. Die Mannschaft von Friedhelm Funkel zitterte sich bis in die siebte Minute der Nachspielzeit ins Ziel – und gab damit einen Vorgeschmack, wie der Endspurt um den Klassenerhalt aussehen dürfte.
Was dem FC Hoffnung macht
Der 1. FC Köln glänzte, kämpfte, zitterte. Am Ende machten die FC-Profis vor allem eines: jubeln. Die ersten 45 Minuten in Augsburg waren das Beste, was die Geißböcke in dieser Saison auf den Rasen gebracht hatten. Ein Volley-Traumtor der Marke "Tor des Monats" von Ondrej Duda (8.) zum 1:0. Das 2:0 in der 23. Minute nach 20 (!) Pässen vom eigenen Tor bis zum Abschluss von Florian Kainz, das Pep Guardiola stolz gemacht hätte. Dazu ein perfekter Konter zum 3:0 mit einem wuchtigen Abschluss Dudas (33.). Der FC spielte seinen Gegner regelrecht schwindelig. Die Funkel-Elf zeigte, dass sie durchaus in der Lage ist, spielerisch zum Erfolg zu kommen. Zudem scheint das Quäntchen Glück zurück, um brenzlige Situationen zu überstehen. Das Momentum ist wieder auf Kölns Seite.
Was dem FC eine Warnung bleibt
Dennoch schaffte es der FC Augsburg am Freitagabend beinahe noch, erstmals in seiner Bundesliga-Geschichte einen 0:3-Rückstand aufzuholen. Der FC verteidigte nach der Pause nicht mehr konsequent, ließ zwei schnelle Treffer von Robert Gumny und Ruben Vargas zu und brachte den FCA durch die eigene Inkonsequenz zurück ins Spiel.
Erst als Ellyes Skhiri in der 72. Minute für Timo Horn auf der Linie rettete, rissen sich die Geißböcke noch einmal zusammen. FC-Coach Funkel dürfte also genügend Anschauungsmaterial haben, um die Konzentration seiner Spieler aufrecht zu erhalten. Dabei dürfte das Spiel sinnbildlich für den Rest der Saison stehen: Der FC hat noch drei Spiele vor sich, die ähnlich eng und umkämpft werden dürften wie die Duelle gegen Augsburg und Leipzig.
Funkel: "Überragende erste Halbzeit"
"Wir haben eine überragende erste Halbzeit hingelegt und hochverdient geführt", sagte der 67-Jährige nach dem Spiel, ehe Funkel die Pressekonferenz vorzeitig verlassen musste, um noch in der Nacht mit der Mannschaft zurück nach Köln zu fliegen. "In der zweiten Halbzeit haben die Augsburger eine wahnsinnig positive Reaktion gezeigt. Sie haben uns ein bisschen das Selbstbewusstsein genommen." Letztlich werde aber niemand mehr fragen, wie der Kölner Sieg zu Stande gekommen sei. "Wichtig ist, dass wir gewonnen haben."
Was das Ergebnis für den Abstiegskampf bedeutet
Durch den zweiten Sieg in Folge ist der 1. FC Köln vorübergehend auf den Relegationsplatz geklettert. Zwar hat die Hertha auf Rang 17 drei Spiele weniger absolviert, entscheidend ist jedoch der verkürzte Rückstand auf Bielefeld, Bremen und Mainz.
Mit 29 Punkten liegt der FC nun einen Zähler hinter Bielefeld und Bremen (beide 30 Punkte) sowie zwei Zähler hinter Mainz (31 Punkte). Dazu kommt: Auch Augsburg ist nur noch vier Punkte entfernt. Die Kölner haben den Kontakt zum rettenden Ufer also wieder hergestellt.
Zur Belohnung hat Funkel seiner Mannschaft nach der kräftezehrenden Englischen Woche drei Tage frei gegeben. Ab Dienstag beginnt dann die Vorbereitung auf das Herzschlag-Finale im Mai.
- Eigene Recherche des Geißblog