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Zum journalistischen Leitbild von t-online.FC am Abgrund Gisdol entlassen – Funkel steht bereit
Es war das passende Drama zum Abschluss einer unglücklichen Ehe: Der 1. FC Köln hat Markus Gisdol nach der Niederlage gegen Mainz 05 entlassen. Jetzt soll Friedhelm Funkel übernehmen, um die Geißböcke vor dem siebten Abstieg der Vereinsgeschichte zu bewahren.
Um 23:39 Uhr vermeldete es der 1. FC Köln auf seinen Kanälen: Der FC hat sich von Markus Gisdol getrennt. Das war nach dem 2:3 gegen Mainz 05 keine Überraschung mehr. Acht sieglose Spiele in Folge, Platz 17, dazu eine 2:1-Führung gegen den FSV leichtfertig verspielt und in der 90.+1. Minute endgültig K.o. gegangen: Gisdol und die Geißböcke, diese Beziehung war vom Glück verlassen.
"Mit einer neuen Konstellation einen neuen Impuls geben"
"Obwohl die Leistung heute wieder gut war, haben wir keine Punkte geholt", wurde Sportchef Horst Heldt in der nächtlichen Stellungnahme des Vereins zitiert."Mit einem Trainerwechsel wollen wir der Mannschaft für diese entscheidende Phase mit einer neuen Konstellation einen neuen Impuls geben." Heldt hatte unmittelbar nach dem Spiel seinen Auftritt bei Sky abgesagt. Zu diesem Zeitpunkt war längst klar gewesen, dass Gisdol nicht länger FC-Trainer bleiben würde.
Gisdol hatte sich nach dem Schlusspfiff noch auf dem Rasen von seinen Spielern verabschiedet. Nicht offiziell natürlich, aber in seinen Gesten. Er ging von Spieler zu Spieler, tröstete Kapitän Jonas Hector, der nachdenklich an die Werbebande gelehnt ins Nichts gestarrt hatte. Ein durchaus passendes Bild, denn auch der FC starrte am Sonntag mit Schlusspfiff ins Nichts.
Die Kölner hatten die Partie gegen den Tabellennachbarn dominiert, waren in allen Belangen überlegen gewesen – nur nicht im Toreschießen. Die Folge: Als Vorletzter beträgt der Rückstand auf die Relegation und das rettende Ufer nun schon drei Punkte. Bei nur noch sechs ausbleibenden Spielen haben die Geißböcke kaum noch Möglichkeiten, ihrem Schicksal zu entrinnen.
Funkel bekommt eine zweite Chance zur FC-Rettung
"Am Montag findet kein Training statt. Über die Nachfolge informiert der 1. FC Köln zeitnah", ließ der FC am späten Sonntagabend mit Blick auf den neuen Trainer wissen. Doch die Formulierung war nur eine Frage der Pietät. Die Entscheidung war zu diesem Zeitpunkt längst gefallen, man wollte nur nicht das Offensichtliche bestätigen: dass die Verantwortlichen längst mit Funkel gesprochen hatten.
Am Montag wird sich Horst Heldt mit dem Trainer-Routinier treffen und die längst getroffene Vereinbarung über eine Zusammenarbeit in vertragliche Formen gießen. Der 67-jährige wird bis zum Saisonende die Geißböcke übernehmen und versuchen, den Klassenerhalt doch noch möglich zu machen.
Für Funkel wird es die Möglichkeit sein, einen Kreis zu schließen: Vor 18 Jahren war er schon einmal FC-Trainer gewesen. Damals hatte er den Aufstieg 2003 geschafft, in der folgenden Bundesliga-Saison aber nach nur zehn Spieltagen seinen Hut nehmen müssen. Mit fast zwei Jahrzehnten Verspätung bekommt er nun also die Möglichkeit doch noch die Rettung zu schaffen. Am Dienstag soll er die Arbeit mit der Mannschaft aufnehmen.
Gisdol wünscht seinen "Jungs" den Klassenerhalt
Und Gisdol? Der 51-jährige hatte nicht einmal zwei Stunden nach Spielschluss die Entscheidung mitgeteilt bekommen. Nach 51 Bundesliga-Spielen und einer verheerenden Bilanz von 25 Niederlagen – kein FC-Trainer in der Historie hatte zu diesem Zeitpunkt häufiger verloren – war Schluss.
Er ließ sich in der Mitteilung des Vereins mit den Worten verabschieden: "Die Mannschaft, mein Trainerteam und ich haben bis zuletzt alles investiert, um mit guten Leistungen zu guten Ergebnissen zu kommen. Das ist uns nach dem Derby nicht mehr geglückt. Ich wünsche meinen Jungs für den Saisonendspurt alles Gute und drücke ihnen und dem FC die Daumen, damit sie in der Bundesliga bleiben."