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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Krise beim 1. FC Köln Letzte Chance für Gisdol? Heldt zieht (noch) nicht die Notbremse
Nach der jüngsten Niederlage bei Union Berlin steht der Trainer des 1. FC Köln massiv unter Druck, doch Sportchef Horst Heldt scheint an Markus Gisdol festzuhalten. Wie lange noch?
Markus Gisdol verliert beim 1. FC Köln die Rückendeckung. Die Geißböcke rutschen immer tiefer in die Krise. Weil dem FC im Kampf um den Klassenerhalt die Zeit davonläuft, ist der Kredit des Trainers weitgehend aufgebraucht. Horst Heldt schaut nur noch auf das nächste Spiel gegen Borussia Dortmund. Dass er überhaupt noch an Gisdol festhält, liegt auch am Sportchef selbst.
Die Spieler des 1. FC Köln hatten am Sonntag gerade das Training beendet und waren in die Kabine gestapft, als Horst Heldt vor die wartenden Journalisten trat. "Natürlich" werde Markus Gisdol am Samstag gegen Borussia Dortmund auf der Bank sitzen, bekräftigte der Geschäftsführer Sport. Aber: Eine Jobgarantie für die nächsten Spiele, womöglich gar bis Saisonende, wollte Heldt seinem Vertrauten nicht aussprechen. "Das können wir nicht. Wir werden alles immer überprüfen und hinterfragen."
Damit ist das Tor offen für eine mögliche Trainerentlassung, sollte der FC gegen den BVB am Samstag kein Erfolgserlebnis feiern können. Die jüngste Bilanz von einem Punkt aus fünf Spielen hatte den FC wieder tief in den Tabellenkeller gezogen. Weil Mainz und Bielefeld gewannen, ist Platz 17 nur noch einen Zähler entfernt. Markus Gisdol sagte zwar nach der Niederlage bei Union Berlin: "Mainz hat gewonnen. Sollen wir deshalb in Panik verfallen?" Seine Ruhe teilen aber längst nicht mehr alle Verantwortlichen am Geißbockheim.
Schon gar nicht mit Blick auf die nächsten fünf Gegner. Diese lauten: Dortmund, Wolfsburg, Mainz, Leverkusen und Leipzig. Vier Topklubs plus Mainz, das mit Siebenmeilenstiefeln von hinten herangeeilt ist und – auch dank eines Trainerwechsels – eine ungeahnte Erfolgswelle reitet.
Das Schnitzel als Sinnbild
Diesen Trainerwechsel fürchtet Horst Heldt noch. Auch, weil sich der Sportchef eng an das Schicksal seines Trainers gebunden hat. Im vergangenen Sommer hatte Heldt den Vertrag mit dem Chefcoach ohne Not bis 2023 verlängert – wie inzwischen herauskam, sogar mit Gültigkeit für die Zweite Liga. Eine Entscheidung, die schon damals für Unverständnis gesorgt hatte und nun wegen der Zweitliga-Klausel noch einmal in den Fokus rückt.
Neuerdings fällt den Verantwortlichen zudem eine Selbstinszenierung auf die Füße. In der jüngsten Folge der Vereins-Doku "24/7" legte der FC den Fokus auf die persönliche Nähe zwischen Trainer und Sportchef. Das Duo, das als Nachbarn im Kölner Süden wohnt, war beim gemeinsamen Schnitzelessen in Gisdols Wohnung zu sehen. Seitdem steht das Schnitzel in den sozialen Netzwerken sinnbildlich für die Kölner Krise.
Heldt versuchte am Sonntag erstmals eine gewisse Distanz zwischen sich und Gisdol zu legen. Der Sportchef machte deutlich, dass er den Kader für stark genug hält. "Ich bin davon überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft die Liga halten können", sagte Heldt.
Im Umkehrschluss bleiben somit nur zwei Gründe für die Krise: Entweder holen die Spieler nicht alles aus sich heraus – oder der Trainer schafft es nicht, die Mannschaft entsprechend ihrer Stärken einzustellen. "Wir müssen jetzt in dieser Woche so trainieren, dass wir gegen Dortmund eine Chance haben", sagte Heldt und machte damit deutlich: Weiter als bis zum Heimspiel gegen den BVB denkt am Geißbockheim niemand mehr.
- Eigene Beobachtungen des GEISSBLOG