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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln Erst "Slapstick", dann Matchwinner: Das sagt Ljubicic über den FC-Sieg
Der 1. FC Köln steht zum ersten Mal seit 15 Jahren im Viertelfinale des DFB-Pokals. Beim dramatischen 2:1 (1:1)-Sieg gegen Hertha BSC wurde der Pechvogel am Ende zum großen Matchwinner.
Einhundert Minuten waren im RheinEnergieStadion bereits gespielt, als Dejan Ljubicic das Spiel für den 1. FC Köln hätte entscheiden können. Eine Flanke von Leart Pacarada erreichte den Österreicher am langen Pfosten, der aus drei Metern nur noch ins leere Tor hätte einschieben müssen. Doch Ljubicic rutschte auf dem Ball aus und verstolperte die Großchance. Eine Szene für jeden Jahresrückblick, wenngleich der FC-Profi womöglich sogar knapp im Abseits gestanden hatte.
Ljubicic konnte danach selbst kaum fassen, dass er diese einhundertprozentige Chance auf das Viertelfinale im DFB-Pokal vergeben hatte. "Den muss ich machen, ganz klar", sagte der 27-Jährige nach dem Spiel selbstkritisch. Lachen konnte der Mittelfeld-Motor des FC trotzdem. Denn in der Nachspielzeit der Verlängerung bewies Ljubicic Nerven und verwandelte den Strafstoß nach Foul von Gustav Christensen an Florian Kainz ganz sicher.
Respekt von Sportchef Christian an Dejan Ljubicic
Wohl nicht jeder Spieler hätte sich nach dieser vergebenen Großchance den Elfmeter kurz vor Schluss zugetraut. "Es gibt Spieler, die gehen nach so einer Slapstick-Aktion nicht zum Elfmeter. Deswegen Respekt an Dejo, mit welcher Körpersprache er auch dahin geht", lobte Sportchef Christian Keller.
Beim FC hatte jedoch ohnehin kein Spieler einen Zweifel daran, dass Ljubicic den Elfmeter verwandeln würde. "Er hat eine gute Schusstechnik, deswegen war ich mir ziemlich sicher, dass er den macht", erklärte Eric Martel nach der Partie und bestätigte zugleich, dass Ljubicic ohnehin immer der vorgesehene Schütze sei. Jan Thielmann ergänzte: "Beim Elfmeter habe ich mir gar keine Gedanken gemacht. Ich wusste: Der Dejan macht den jetzt rein und dann feiern wir hier zusammen."
Dank Ljubicic konnte der FC am Ende nach 120 nervenaufreibenden Minuten in Überzahl also doch noch jubeln. Obwohl die Kölner nach dem Platzverweis von Deyovaisio Zeefuik in der 25. Minute in Überzahl agierten, tat sich die Mannschaft lange Zeit schwer gegen das Berliner Abwehrbollwerk. Ljubicics Nerven aus Drahtseilen haben dem FC schließlich den ersten Viertelfinal-Einzug seit der Saison 2009/10 beschert.
Die Stimmen zum Pokalsieg des 1. FC Köln gegen Hertha BSC
Dejan Ljubicic: "Matchwinner will ich nicht sagen. Ich hatte vorher schon eine Chance, die ich machen musste. Man hat mir gesagt, dass ich knapp im Abseits gestanden habe, aber den muss ich machen, ganz klar. Am Ende war es glücklich, dass ich noch eine Chance bekommen habe. Die Mannschaft hat alles gegeben, damit wir weiterkommen. Das ist etwas ganz Besonderes, dass wir jetzt im Viertelfinale stehen. Wir sind sehr glücklich. Wir haben den Ball zu oft geschleppt, nicht schnell kombiniert. Hertha hat das defensiv gut gemacht und gutgestanden. Wir werden diese positive Energie aufnehmen, aufsaugen und uns dann auf Sonntag konzentrieren."
Eric Martel: "Ich habe wieder einige graue Haare dazubekommen (lacht). Wir haben uns extrem schwergetan, in Überzahl zu agieren, weil die Herthaner den Laden gut dichtgehalten haben. Sie haben sich in jeden Schuss reingeworfen, ein großes Lob an die Herthaner. Uns hat ein Stück weit die Kreativität und das Glück im Abschluss gefehlt, da waren wir nicht so präzise. Nichtdestotrotz haben wir bis zum Schluss dran geglaubt, hatten bisschen Glück mit dem Elfmeter – und Dejo macht ihn rein. Wir können echt stolz auf uns, dass wir es bis ins Viertelfinale geschafft haben. Jetzt wollen wir da natürlich auch weiterkommen."
Jan Thielmann: "Der Abend kommt in meine Top-Fünf der dramatischen Spiele hier. Es war spannend bis zum Schluss, wir sind froh, dass wir das Spiel ziehen konnten. Vielleicht brauchst du das notwendige Glück am Ende auch. Hertha hat es gut gemacht, hat sich gut hinten reingestellt und alles verteidigt, was es zu verteidigen gab. Der Einzug ins Viertelfinale bedeutet uns brutal viel, das ist ein Wettbewerb, der sehr attraktiv ist. Es sind nicht mehr viele Spiele, um nach Berlin zu kommen – und natürlich wollen wir nach Berlin. Schauen wir mal, was das nächste Los zeigt, dann werden wir hochmotiviert sein. Ein Wunschlos habe ich nicht – hoffentlich wieder ein Heimspiel."
Timo Hübers: "Ich war noch nie im DFB-Pokal-Viertelfinale. Der Verein auch nur einmal in den letzten 20 Jahren. Dementsprechend wichtig war uns das Spiel heute. Umso schöner, dass wir es am Ende noch ziehen konnten. Wir haben uns nicht so leichtgetan gegen den tiefstehenden Gegner. Es gehören immer zwei Seiten dazu: Einmal wir, die nicht die richtigen Räume gefunden haben. Aber auch unermüdlich verteidigende Herthaner. Die haben wirklich alles angelaufen und weggesprintet, was an Lücken entstanden ist. Man hat immer so ein Gefühl auf dem Platz. Das hat heute eigentlich gesagt, dass wir kein Tor mehr schießen. Umso schöner, dass man da getrübt wurde."
Gerhard Struber: "Es war ein sehr leidenschaftlich geführter Fight über die gesamte Spielzeit. Wir haben uns trotz Überzahl schwergetan, am Drücker zu sein, haben die Räume nicht mehr so gut besetzt. In der zweiten Halbzeit haben wir umgestellt und sind viel besser, kontrollierter geworden. Der Gegner hat es wahnsinnig diszipliniert hinbekommen, den Raum zu verdichten. Ich rechne es meiner Mannschaft sehr hoch an, dass wir drangeblieben sind. Wir sind keiner Frustration erlegen, sondern haben Glauben entwickelt, es noch zu regeln. Am Ende war es aufgrund dessen, was wir investiert haben, ein verdienter Sieg. Ich freue mich richtig für meine Mannschaft, dass es uns seit langer, langer Zeit geglückt ist, mit und für den Verein ins Viertelfinale einzuziehen."
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