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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln "Das wird unser Weg sein": Lichtblicke nach mauer Hinrunde
Timo Schultz' erste Startelf war jünger als sämtliche Formationen von Steffen Baumgart. Vor allem zwei Youngsters rücken beim 1. FC Köln in den Mittelpunkt.
Je näher der Abpfiff kam, desto jünger wurde der 1. FC Köln. Beim Debüt des neuen Trainers Timo Schultz gegen den 1. FC Heidenheim (1:1) sank der Altersdurchschnitt in der Schlussphase auf 22,9 Jahre. Die "Geißböcke" spielten mit der jüngsten Elf seit der Saison 2020/21, als unter Markus Gisdol Eigengewächse wie Jan Thielmann, Ismail Jakobs, Noah Katterbach und Sava Cestic ihre ersten Profi-Schritte gemacht hatten.
Schultz wechselte gegen Heidenheim zunächst Justin Diehl und später Faride Alidou sowie Steffen Tigges für die erfahreneren Florian Kainz, Linton Maina und Davie Selke ein. Doch bereits seine Startelf hatte mit 25,1 Jahren einen geringeren Altersschnitt als alle 98 Anfangsformationen, die Vorgänger Steffen Baumgart in seinen zweieinhalb Saisons beim FC aufgeboten hatte.
Nach Verletzungspech: noch mehr Fokus auf Youngsters
Aufgrund der Transfersperre sowie der wochenlangen Ausfälle von Luca Waldschmidt, Mark Uth und Davie Selke sind es die Youngsters, die beim Tabellenvorletzten, der mit elf Punkten und elf Toren die zweitschwächste Hinrunde der Vereinsgeschichte ablieferte, neue Hoffnung wecken.
Jan Thielmann, der mittlerweile schon seine fünfte Profi-Saison bestreitet, zählt dabei genau wie U21-Nationalmannschaftskapitän Eric Martel bereits zu den arrivierteren Jungen. Zudem stabilisieren sich die Leistungen des 22-jährigen Denis Huseinbasic, des Durchstarters der Vorsaison. Um diese Rolle bewerben sich nun wiederum die beiden 19-jährigen Max Finkgräfe und Justin Diehl.
Finkgräfe spielte gegen Heidenheim zum dritten Mal in Folge von Beginn an, Joker Diehl sammelte seine ersten Bundesliga-Minuten seit Februar 2023. Der Flügelstürmer war erst in der Winterpause aus der U21 zurück in den Profi-Kader befördert worden. An der Absicht, seinen Ausbildungsverein nach Vertragsende im kommenden Sommer zu verlassen, hat sich zwar nichts geändert – aber der abstiegsbedrohte FC braucht Diehls Qualitäten jetzt.
Zieht es Diehl zum VfB Stuttgart?
Beim Hinrunden-Abschluss war das Kölner Eigengewächs nicht nur der erste Joker, sondern schoss prompt sämtliche Standards. "An Selbstvertrauen mangelt es ihm nicht", kommentierte Trainer Timo Schultz und lobte dann: "Er ist ein Junge, der Spaß macht, immer die Kugel haben will, immer ins Eins-gegen-Eins geht. Justin hat Potenzial, er kann uns in der Rückrunde auf jeden Fall helfen."
Danach, so scheint es, wird er den FC nach 13 Jahren verlassen – auch wenn die Kölner Verantwortlichen nichts unversucht lassen, um Diehl noch umzustimmen. Der VfB Stuttgart befindet sich in Gesprächen mit dem Offensiv-Juwel und scheint die weitaus besseren Karten zu haben, lockt unter anderem mit der Chance aufs internationale Geschäft.
Die Aussicht auf eine Vertragsverlängerung beim FC hatte Sportchef Christian Keller beim Mitgliederstammtisch in der vergangenen Woche als "nicht allzu hoch" eingeschätzt. An den Spekulationen, Diehls ablösefreier Wechsel zu den Schwaben könne bereits diese Woche verkündet werden, ist dem Vernehmen nach allerdings nichts dran. Noch bleibt dem FC eine Restchance. Diehl spiele "aktuell keine Rolle" in den VfB-Plänen, hatte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth zuletzt den "Stuttgarter Nachrichten" gesagt. Wobei die Betonung auf "aktuell", jetzt im Winter, liegen dürfte.
Schultz lobt Finkgräfe
Weitaus weniger Aufregung herrscht um ein anderes Kölner Top-Talent, das in der Entwicklung womöglich sogar schon weiter als Diehl ist: Linksverteidiger Finkgräfe hat sich einen Stammplatz erobert und wirkt erstaunlich reif für sein Alter, trifft auffällig häufig die richtigen Entscheidungen. "Er hat hinten links ein richtig gutes Spiel gemacht, hat immer wieder die Momente gefunden, sich nach vorne einzuschalten, und war trotzdem stabil in der Defensive", lobte Schultz.
Finkgräfe und Diehl sind zwei Hoffnungsschimmer bei insgesamt trüben Kölner Aussichten vor dem Rückrunden-Start am Samstagnachmittag gegen Borussia Dortmund. "Das wird unser Weg sein in den nächsten Monaten, diese Jungs zu entwickeln", sagte Schultz nach seiner FC-Premiere, ergänzte: "Entwickeln heißt, ihnen Spielzeit und das Vertrauen zu schenken." Dieser Weg ist aktuell ohnehin alternativlos.
- Geissblog