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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Warmes Essen und Kleidung So hilft der Kölner Kältebus Obdachlosen
In Köln bietet der Kältebus Obdachlosen bei Minusgraden zusätzliche Hilfe an. Ehrenamtliche verteilen Essen und Kleidung für Bedürftige.
Es ist der Abend vor Silvester. Um 19 Uhr warten bereits etwa 20 Menschen am Breslauer Platz auf den Kältebus. An Abenden wie diesen ist die Arbeit der ehrenamtlichen Mitarbeiter besonders wichtig, denn es ist kalt in Köln: Die Temperatur beträgt 0 Grad. Zusätzlich zur Ausgabe von Essen und Kleidung, die zweimal pro Woche – immer montags und mittwochs – stattfindet, gibt es bei Minusgraden auch ein Notangebot des Kältebusses. Hier sei man auch auf die Hilfe der Zivilgesellschaft angewiesen, erklärt Malte Petrikat, Vorstandsvorsitzer des Vereins "Freunde der Kölner Straßen und Ihrer Bewohner e.V.", die den Bus koordinieren. Wem an kalten Tagen besonders gefährdete Obdachlose auffallen, der kann sich über das Kältebustelefon melden. Am Breslauer Platz ist der Andrang groß. Etwa 100 bis 120 Menschen würden hier an einem Abend versorgt, erzählt Petrikat.
Geldspenden helfen mehr als Sachspenden
Der Kältebus ist eine zivilgesellschaftliche Initiative, die auf Spenden angewiesen ist. Geldspenden helfen dabei eher als Sachspenden, da die Lagerkapazitäten begrenzt sind und so gezielt die Kleidung und die Lebensmittel eingekauft werden können, die gebraucht werden.
An der Essensausgabe erklärt ein Mann, der in der Schlange steht: "Die Stadt Köln drückt sich vor ihrer Verantwortung und wälzt das Problem auf private Organisationen ab." Er sei "dankbar, dass es solche Organisationen gibt." Der Mann, der seinen echten Namen nicht nennen möchte, erzählt, dass er selbstständig war und in der Corona-Krise seine Miete nicht mehr bezahlen konnte, worauf er zwangsgeräumt worden und auf der Straße gelandet sei.
Nun sei er in einer Notunterkunft. Er berichtet, dass dort teilweise fünf Menschen in einem circa 15 Quadratmeter großen Zimmer untergebracht seien. Man habe dort keine Privatsphäre, Konflikte seien vorprogrammiert. Auch die Ausstattung kritisiert der Mann, er berichtet von kaputten Möbeln und Milbenbefall. Zudem bestehe ständig die Gefahr, rausgeschmissen zu werden: "Es muss denen nur eine Kleinigkeit nicht gefallen, dann bist du draußen."
Manche Obdachlose bevorzugen Zelte statt städtischer Notunterkünfte
Einige Obdachlose schlafen lieber in Zelten, als die Notunterkünfte der Stadt zu nutzen. Das weiß auch Petrikat, denn die betroffenen Personen kommen dann zum Kältebus, um Zelte, Isomatten und Schlafsäcke zu erhalten. Er und seine Mitstreiter vom Verein "Freunde der Kölner Straßen und ihrer Bewohner" seien zwar keine geschulten Sozialarbeiter, aber "man merkt schon, dass es den Leuten hilft, wenn man einfach mal zuhört".
Ein großes Problem sei auch die Gesundheitsversorgung. Teilweise würden Obdachlose an Krankenhäusern abgewiesen oder nach Operationen viel zu früh entlassen und landeten dann mit frischen OP-Wunden wieder auf der Straße. Auch hier versuchen die Mitarbeiter vom Kältebus, zu helfen, damit die Betroffenen die nötige medizinische Versorgung erhalten. Vereinzelt komme es auch zu Konflikten oder gewalttätigen Auseinandersetzungen unter den Bedürftigen, zum Beispiel bei der Ausgabe von Kleidung.
Petrikat berichtet, in den vergangenen Jahren seien die Einkäufe teurer und die Anzahl der Bedürftigen größer geworden. Die Arbeit der "Freunde der Kölner Straßen und ihrer Bewohner" dürfte also weiterhin wichtig bleiben.
- Reporter vor Ort