Kiel Losse-Müller digital bei SPD-Listenkonferenz
Applaus und Blumen für den frisch gewählten Spitzenkandidaten, Umarmungen mit Parteifreunden - so ist es immer, wenn eine Partei einen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl bestimmt. Bei der SPD in Schleswig-Holstein diesmal nicht. Wenn sie an diesem Samstag in Neumünster ihren Hoffnungsträger Thomas Losse-Müller zum Herausforderer von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) kürt, wird der 48-Jährige in der Landesgeschäftsstelle in Kiel sitzen. Da eine Tochter von ihm positiv auf das Coronavirus getestet wurde, wird Losse-Müller nur digital zur Landeswahlkonferenz zugeschaltet.
Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme, gab der SPD-Landesverband an. Die PCR-Tests der anderen Familienmitglieder seien negativ ausgefallen. "Der Schutz der Gesundheit ist am wichtigsten", erklärte Losse-Müller. "Meiner Tochter geht es glücklicherweise gut." Er wolle aber kein Risiko eingehen, vor allem auch in den nächsten Tagen für seine Familie da sein können und sich nicht in einem Hotel isolieren. "Deshalb werde ich für meine Rede und die Debatte auf der Landeswahlkonferenz digital zugeschaltet werden."
Ein SPD-Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage, der Hinweis Losse-Müllers auf ein Hotel sei keinesfalls eine Anspielung auf einen Hotelaufenthalt Günthers. Dieser hatte sich Anfang Januar wegen eines positiven Corona-Tests in seinem Arbeitsumfeld in Quarantäne in ein Hotel begeben. Er galt als Kontaktperson. Für Losse-Müller wäre eine Isolation von der infizierten Tochter durch einen Hotelaufenthalt und die Teilnahme an der Landeswahlkonferenz die Alternative zum jetzt gewählten Vorgehen gewesen, erläuterte der SPD-Sprecher.
Bei der Listenaufstellung für die Wahl am 8. Mai wird es mehrere Kampfkandidaturen geben. Wie der Landesverband am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, haben mehrere Sozialdemokraten Bewerbungen für höhere Plätze auf der Liste angekündigt, als sie der Vorschlag des Landesvorstandes vorsieht. Die ersten sechs Plätze sind aber nicht betroffen. Über die Liste entscheidet die SPD an diesem Samstag in Neumünster.
Der Landtagsabgeordnete Kai Vogel (Pinneberg), Verkehrs- und Schulexperte, will demnach von Platz 25 auf 15 vorrücken. Für diesen Platz hat die Landesvorsitzende Serpil Midyatli bisher Thies Grothe (Stormarn-Mitte) vorgesehen, der noch nicht im Landtag ist. Der Landtagsabgeordnete Stefan Weber (Segeberg-West), von Midyatli auf 21 gesetzt, will anstelle des vorgeschlagenen Benjamin Walczak (Kiel-Nord) Platz 17 erreichen. Tarek Saad (Segeberg-Ost), nominiert auf Platz 27, will statt des vom Landesvorstand dort vorgeschlagenen Marc Timmer (Nordfriesland-Süd) Platz 7 erringen. Dorothea Siemers (Lauenburg-Nord) möchte anstelle der Parlamentarischen Geschäftsführerin der Landtagsfraktion, Birgit Herdejürgen (Steinburg-Ost), Platz 10 erreichen. Nach aktuellem Stand gibt es noch drei weitere Bewerbungen um aussichtsreichere Plätze.
Midyatli wertete die Gegenkandidaturen positiv. "Ich bin als Landesvorsitzende mit dem Ziel einer Kulturveränderung angetreten", sagte sie. "Dazu gehört mehr Transparenz und Offenheit." Ihr Listenvorschlag setze neue Schwerpunkte mit einem Mix aus Erfahrung, Kompetenz und neuen Gesichtern. "Die Bewerbungen auf unterschiedliche Listenplätze zeigen, dass der Kulturwandel gelungen ist." Midyatli steht im Vorstandsvorschlag auf Platz zwei nach dem Spitzenkandidaten Thomas Losse-Müller. Es folgen Bildungsexperte Martin Habersaat, die 32 Jahre alte SPD-Landesvizin Sophia Schiebe sowie die langjährigen Abgeordneten Kai Dolgner und Sandra Redmann.