Kiel Kein Zutritt für Ungeimpfte: Schärfere Corona-Regeln
Neue Corona-Regeln erlauben in Schleswig-Holstein nur noch Geimpften und Genesenen den Zutritt zu allen Geschäften. Bereits zu Beginn zeichnete sich am Samstag ab, dass dies sowohl den Händlern als auch Kunden einiges abverlangt. "Also begeistert ist der Handel nicht", sagte die Sprecherin des Handelsverbands Nord, Mareike Petersen, der Deutschen Presse-Agentur. Gleiches gelte für die Kundinnen und Kunden. Positiv sei jedoch, dass die Verbraucher dennoch Verständnis hätten und akzeptierten, dass die Händler die Kontrollen nicht machten, um sie zu drangsalieren.
"Es ist so, dass es in den Geschäften zu einem zweiten Advent wirklich sehr ruhig ist", sagte Petersen. Es sei aber unklar, ob das jetzt an der neuen 2G-Regel liege oder daran, dass die Menschen generell wegen der Corona-Pandemie vorsichtiger geworden seien und weniger zum Shoppen gingen. Generell geht der Handelsverband von Umsatzrückgängen in Schleswig-Holstein von bis zu 30 Prozent aus.
Wirtschaftsminister Bernd Buchholz kündigte an, dass das Land parallel zu den Corona-Bundeshilfen die eigenen Programme für Unternehmen bis Ende März 2022 verlängern wolle. Die derzeitige Situation vieler Betriebe erzwinge das, sagte der FDP-Politiker der Deutschen-Presse-Agentur. Durch die jüngsten Beschlüsse auf Bundesebene breche vielen Firmen ein Großteil ihres Weihnachts- und Wintergeschäfts weg. "Wir werden darum weiter mit unserem Mittelstandssicherungsfonds, zwei Härtefallfonds, einem Sonderbeteiligungsprogramm sowie einem speziellen Programm für gemeinnützige Unternehmen gegensteuern."
Für die rund 380 000 ungeimpften Menschen in Schleswig-Holstein bleiben nun nur noch die Geschäfte des täglichen Bedarfs geöffnet. Dazu zählen zum Beispiel Supermärkte und Discounter, Drogerien und Apotheken sowie Poststellen und Baumärkte, aber auch Buchhandlungen und Blumengeschäfte. Zudem sollen Mitte Dezember neue Kontaktbeschränkungen folgen. Private Zusammenkünfte, an denen nicht geimpfte und nicht genesene Personen teilnehmen, sind künftig auf den eigenen Haushalt sowie höchstens zwei Menschen eines weiteren Haushaltes beschränkt. Kinder bis zum Ende des 14. Lebensjahres sind ausgenommen.
Darüber hinaus soll die Besucherzahl bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen reduziert werden. Bei touristischen Übernachtungen sowie in Diskotheken, Clubs und Bars soll dann 2G plus gelten: Es erhalten nur Geimpfte und Genesene Zutritt und sie müssen zusätzlich einen negativen Corona-Test vorweisen.
Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg sprach sich wegen möglicherweise künftig regelmäßiger Corona-Impfungen für dauerhafte Impfzentren aus. "Es ist gut möglich, dass die Menschen in regelmäßigen Abständen eine Auffrischungsimpfung brauchen", sagte der FDP-Politiker dem "Spiegel". Noch fehlten wissenschaftliche Erkenntnisse. "Aber wir sollten uns darauf vorbereiten, möglicherweise im Schnitt alle sechs Monate 70 bis 75 Millionen Menschen zu impfen." Dafür seien dauerhafte Strukturen nötig.
Zur Bewältigung der Corona-Lage setzen die Kommunen wieder auf die Hilfe der Bundeswehr. Aktuell leiste man in Kiel, Neumünster, Büdelsdorf, Bad Oldesloe und Prisdorf (Kreis Pinneberg) Amtshilfe, sagte der Sprecher des Landeskommandos Schleswig-Holstein auf Anfrage. Insgesamt seien zurzeit 25 Soldatinnen und Soldaten in stationären Impfstellen des Landes im Einsatz - zusätzlich würden ab Montag fünf weitere Bundeswehrangehörige in Prisdorf eingesetzt. Eine weitere Anfrage gibt es nach Angaben des Landeskommandos aus dem städtischen Krankenhaus Kiel. Dort solle von Donnerstag an ein Soldat die Krankenhausapotheke unterstützen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein sank unterdessen den vierten Tag in Folge leicht. Nach Angaben der Landesmeldestelle fiel die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner und Woche am Samstag auf 142,1 - nach 148,3 am Freitag und 150,8 am Samstag vor einer Woche. Im Vergleich der Bundesländer hat Schleswig-Holstein laut Robert Koch-Institut (RKI) noch immer die geringste Sieben-Tage-Inzidenz.
Insgesamt registrierten die Behörden im Land 340 Neuinfektionen. Am gleichen Tag vor einer Woche waren es mehr als 440 Neuansteckungen gewesen. Die Hospitalisierungsinzidenz betrug am Samstag wie am Freitag 3,26. Sie besagt, wie viele Corona-Kranke innerhalb einer Woche je 100 000 Menschen in Kliniken kamen. 184 Corona-Patienten wurden im Krankenhaus behandelt. Davon befanden sich wie schon am Freitag 54 auf den Intensivstationen; 32 dieser Schwerkranken mussten - wie am Tag zuvor - beatmet werden. Die Zahl der registrierten Corona-Todesfälle blieb gleich: Sie lag am Samstag weiter bei 1807 seit Beginn der Pandemie.