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Fickenscher: Testpflicht für Geimpfte wäre kontraproduktiv


Kiel
Fickenscher: Testpflicht für Geimpfte wäre kontraproduktiv

Von dpa
09.11.2021Lesedauer: 2 Min.
Kieler Virologe Helmut FickenscherVergrößern des Bildes
Der Virologe Helmut Fickenscher schaut in die Kamera. (Quelle: Carsten Rehder/dpa/Archivbild/dpa-bilder)

Der Kieler Virologe Helmut Fickenscher sieht den Vorschlag einer Einführung verpflichtender Tests für Geimpfte kritisch. Diese sei kontraproduktiv, "weil sie den Ungeimpften vermittelt, dass es kein Argument mehr gibt, sich impfen zu lassen", sagte Fickenscher, der in Kiel am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein das Institut für Infektionsmedizin leitet, dem "Flensburger Tageblatt" (Dienstag). Man müsse sich über diese Signalwirkung klar sein. "Viel sinnvoller ist es, wenn wir Ungeimpften noch besser deutlich machen, dass sie bei einer Impfung eine Schutzrate von deutlich über 90 Prozent erreichen."

Mit Blick auf Impfdurchbrüche sagte Fickenscher, man müsse unterscheiden zwischen Geimpften, die trotz der Impfung erkrankten, und solchen, die sich zwar infizierten, aber keine Symptome entwickelten. "Ein Viertel der Infektionen trotz Impfung bleiben symptomlos, und nur selten kommt es zur Krankenhauseinweisung oder Intensivtherapie." Geimpfte seien also durch die Impfung sehr gut, aber eben nicht vollständig geschützt.

Auf Forderungen nach einer Testpflicht für alle - auch für Geimpfte und Genesene - reagierte Fickenscher eher verhalten. "Der goldene Weg ist immer noch, die Impfquote zu erhöhen, darauf müssen wir uns konzentrieren." Massentestungen seien die zweite Wahl. "Ihr Nutzen ist übersichtlich, die Kosten hingegen sind immens." Sinnvoller wäre es aus Sicht des Virologen, über eine Impfpflicht nachzudenken,zumindest dort, wo enger Kontakt zu vulnerablen Bevölkerungsgruppen bestehe. "Da aber ein Impfpflicht politisch schwer durchzusetzen ist, kommen Testungen ganz besonders dort infrage, wo besonders hohe Inzidenzen beobachtet werden."

Nach den Zahlen des Robert Koch-Instituts von Dienstagmorgen hat Schleswig-Holstein mit 77,0 die niedrigste Inzidenz aller Bundesländer. Die höchste Inzidenz verzeichnet demnach Sachsen mit einem Wert von 483,7.

Die Hospitalisierungsinzidenz - also die Zahl der Corona-Kranken, die je 100.000 Menschen binnen sieben Tagen in Kliniken aufgenommen wurden - lag in Schleswig-Holstein nach Angaben der Landesmeldestelle von Montagabend bei 2,03.

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