Kiel Erster Ausbildungstörn der "Gorch Fock" startet später
Die Stammcrew des runderneuerten Segelschulschiffs "Gorch Fock" muss sich weiter in Geduld üben. Der ursprünglich für Mittwoch geplante Start einer Reise zu den Kanarischen Inseln musste kurzfristig verschoben werden. Grund sind nach Angaben der Marine Keime in der Trinkwasseranlage des knapp 90 Meter langen Dreimasters. Voraussichtlich Ende kommender Woche soll das Schiff nun starten. "Nach sechs Jahren ist eine Woche kein Zeitraum, über den wir reden", sagte Kommandant Nils Brandt am Montag in Kiel.
Anfang Oktober war die Bark nach jahrelanger Werftzeit in ihren Heimathafen Kiel zurückgekehrt. Die Kosten für die Sanierung waren in den vergangenen Jahren von zunächst 10 Millionen auf 135 Millionen Euro gestiegen.
Natürlich sei die Crew enttäuscht wegen der Verschiebung, sagte Brandt. Das sei aber keine Panne, sondern "eine ganz normale Begleiterscheinung" der langen Werftzeit. "Jetzt haben wir so ein paar Keime, die uns das Leben schwer machen". Aus den Frischwasser-Zellen und dem -Erzeuger seien die Keime heraus. "Jetzt haben wir sie noch im Leitungssystem." Es müssten diverse Wasserleitungen gespült werden. Das Phänomen komme bei Neubauten und Instandsetzungen bei Hunderten Meter Leitungen immer mal vor.
Der Kommandant will deshalb ein paar Trainingsinhalte, die ursprünglich für den geplanten Halt in Lissabon geplant waren, vorziehen. Dort wird das Schiff auf dem Weg zu den Kanaren einen Stopp einlegen. "Ich möchte der Besatzung nach dann 16 Tagen mal wieder festen Boden unter den Füßen gönnen." Nach langer Segelpause soll die Stammbesatzung anschließend vor den Kanarischen Inseln unter günstigen Wetterbedingungen trainieren. Für das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel macht das Schiff im Hafen von Santa Cruz de Tenerife fest.
In den vergangenen Wochen hatte die Crew das überholte Schiff in der Ostsee getestet. Vor den ersten Tagen unter Segeln habe er eine "gewisse Grundspannung", sagte Brandt. Das Schiff habe sich unter Motorleistung auf See sehr gut verhalten. "Die Gorch Fock ist schneller geworden." Ihr Charme sei aber erhalten geblieben.
An Bord habe sich generell aber nicht viel verändert. Alle Identifikationssymbole der "Gorch Fock" wie die Glocke, die Seekisten oder die Steuerräder seien noch vorhanden. "Alles das, was neu gemacht worden ist, das sieht man ja kaum." Neu ist beispielsweise ein besserer Internetzugang auf See für die Besatzung. Filme lassen sich damit zwar nicht streamen, wohl aber Kurznachrichten und E-Mails schreiben, wie Brandt erläuterte.
Anfang 2022 sollen insgesamt rund 220 Offiziersanwärter bei zwei Ausbildungstörns auf dem Schiff das seemännische Rüstzeug lernen. Die ersten Kadetten werden am 3. Januar an Bord gehen. Mitte Januar startet die "Gorch Fock" mit ihnen in Richtung Mittelmeer. Im spanischen Málaga soll dann die zweite Gruppe Kadetten an Bord gehen. Im Heimathafen Kiel werden Schiff und Crew nach rund 10 000 Seemeilen (etwa 18 500 Kilometer) am 25. März zurückerwartet.