Kiel Tarifverhandlungen für Einzelhandel laufen
Arbeitgeber und Gewerkschaft haben die Tarifverhandlungen für die 90.000 Beschäftigten im Einzelhandel in Schleswig-Holstein aufgenommen. Verdi fordert eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 4,5 Prozent im Monat - plus 45 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Der Handelsverband Nord legte in der ersten Verhandlungsrunde kein Angebot vor. Die Arbeitgeber verlangen eine Differenzierung nach Branchen und eine Laufzeit von drei Jahren.
Wegen der Corona-Pandemie gebe es eine besondere Ausgangslage, sagte Arbeitgeber-Verhandlungsführer Dierk Böckenholt. "Vor allem der Lebensmittel-Handel ist gut durch die Pandemie gekommen." Viele andere Unternehmen wie Schuhgeschäfte, Bekleidungsläden, Schmuckgeschäfte und Märkte für Unterhaltungselektronik hätten aber monatelang schließen müssen. Mieten seien nur gestundet worden, Investitionen in Hygienevorkehrungen hinzugekommen. "Diese Unternehmen haben Probleme." Die Gewerkschaftsforderungen beliefen sich unterm Strich auf Steigerungen von 6,2 bis zu 29 Prozent.
Die Gewerkschaft lehnt eine Differenzierung ab. Nach Darstellung von Verdi sei die Mehrheit der Krisenbetriebe längst nicht mehr tarifgebunden. "Dass die Arbeitgeber heute ohne ein Angebot für die Beschäftigten zu den Verhandlungen gekommen sind, ist absolut enttäuschend", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Heike Lattekamp. Der Einzelhandel habe 2020 den höchsten Umsatzanstieg seit 1994 erzielt. "Dieses Umsatzplus ist nicht alleine auf den Internethandel zurückzuführen. Auch der stationäre Einzelhandel kann ein Plus von 4,3 Prozent vorweisen."
Die Tarifverhandlungen sollen am 18. August fortgesetzt werden.