Kiel Neues Schuljahr soll wieder in Präsenz stattfinden
Nach den Einschränkungen im Unterricht durch die Corona-Pandemie sollen Schleswig-Holsteins Schulen nach den Sommerferien wieder ihren Normalbetrieb aufnehmen. "Wir starten nach den Sommerferien in ein Präsenzschuljahr", sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Dienstag in Kiel. Zuvor hatte das Kabinett über das Rahmenkonzept für das kommende Schuljahr beraten.
Unter welchen dauerhaften Hygieneregeln der Unterricht ablaufen wird, soll zwei Wochen vor Beginn des Schuljahres entschieden werden. "Dazu müssen wir den Verlauf der Pandemie über den Sommer beobachten und sind auch weiterhin in engem Austausch mit unserem wissenschaftlichen Beirat", sagte Prien. Sie geht davon aus, dass zum Beginn des Schuljahres voraussichtlich für zwei Wochen die Maskenpflicht bestehen bleibt und es in dieser Zeit verpflichtende Corona-Tests geben wird. Prien begründete dies mit der Rückkehr vieler Familien aus dem Sommerurlaub.
"Schule wird nicht mehr so sein, wie sie vor der Pandemie war", sagte Prien. Der Präsenzunterricht habe vielen Schülern im zu Ende gehenenden Schuljahr gefehlt. "Dabei geht es nicht nur um fehlende Lernfortschritte, sondern auch um das Fehlen von Schule als sozialem Ort."
Für das kommende Schuljahr sind neben zusätzlichem Personal an den Schulen und Förderprogrammen auch weitere Lernangebote in den Sommerferien in diesem und im kommenden Jahr sowie in den Herbst- und den kommenden Osterferien geplant.
Laut Ministerium haben bereits mehr als 130 Schulen die Teilnahme am Programm Lernchancen.SH zugesagt. 40 weitere planen noch, wie sie teilnehmen werden. Dabei sollen Schüler Hilfe im Unterricht, bei Hausaufgaben oder der Prüfungsvorbereitung bekommen. Für mehr als 20 000 Schüler gibt es Gutscheine beispielsweise für zwei Wochen gezielte Nachhilfe.
Die Abschlussprüfungen sind nach ersten Einschätzungen trotz der Corona-Krise auf gleichem Niveau wie in den vergangenen Jahren verlaufen, sagte Prien. Noch keine konkreten Zahlen gibt es darüber, wie viele Kinder und Jugendliche das Schuljahr wiederholen werden. Allerdings werde von der Möglichkeit des freiwilligen Wiederholens nach ersten Erkenntnissen "nur zurückhaltend Gebrauch gemacht", sagte die Ministerin.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach von einer Fülle von Versprechen. Konkrete Aussagen, wie es nach den Ferien weitergehen solle, fehlten allerdings. Die Schulen brauchten für die Förderung zusätzliches Personal. Vor allem die Förderung der Schüler, die Nachteile durch die Pandemie erleiden mussten, müsse im Vordergrund stehen. "Wir brauchen eine Verteilung nach Sozialfaktoren", forderte die GEW-Landesvorsitzenden Astrid Henke. Die Gewerkschaft warnte davor, bei der Erhebung der Lernrückstände vermehrt auf Tests und Leistungsbewertungen zu setzen. "Der Schwerpunkt der ersten Wochen muss auf sozialen und gemeinschaftlichen Projekten liegen", sagte Henke.
Der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat warf der Ministerin vor, verbindliche Regeln und Standards für das Distanzlernen schuldig zu bleiben. "Zum zweiten Mal in Folge wurde ein Lernsommer in kürzester Frist aus dem Boden gestampft, als käme der Termin der Ferien überraschend", sagte Habersaat. "Wer wirklich auf Unterstützung angewiesen ist, bekommt vielleicht nur einen Nachhilfegutschein in die Hand gedrückt." Geschoben worden sei die Anschaffung der Endgeräte für Lehrer. "Niemand weiß, warum."
Nach Ansicht der FDP-Bildungspolitikerin Anita Klahn müssen die Lernrückstände der Kinder im neuen Schuljahr verstärkt in den Fokus rücken. "Unterrichtsausfall und Distanzunterricht wurden unterschiedlich umgesetzt und aufgenommen, daher ist es wichtig, dass wir genau schauen, auf welchem Stand die Schülerinnen und Schüler sind", sagte sie.