Höffner kein Einzelfall "Erschreckend, wie skrupellos Akteure die naturschutzrechtlichen Regeln brechen"
Seit bei Bauarbeiten in Kiel gegen die Naturschutzauflagen verstoßen wurde, steht die Firma Höffner im Fadenkreuz. Aber Höffner ist kein Einzelfall.
Nachdem der Fall "Höffner" in Kiel für Schlagzeilen sorgt, werden weitere Gebiete bekannt, in denen Konzerne gegen Naturschutzauflagen verstoßen haben. Auch in Neumünster wurden rund 5.000 Quadratmeter Wald illegal gerodet, um Platz für ein Baugebiet zu schaffen. Dabei war dem verantwortlichen Investor noch im Januar von Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) untersagt worden, den Wald zu roden. Das berichtete der "Schleswig Holstein Courier".
"Es ist erschreckend, wie skrupellos einzelne Akteure im Land die forst- und naturschutzrechtlichen Regeln brechen.", erklärt Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). Er forderte am Freitag einen schäferen Umgang mit illegalen Waldrodungen.
Höhere Strafen bei Verstößen gefordert
Eine Initiative zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes, um höhere Strafen zu ermöglichen, werde vorbereitet, sagte Albrecht. Land und Kommunen sollten die zur Verfügung stehenden Sanktionen aber auch ausschöpfen. "Umweltzerstörung darf sich weder rechnen noch dürfen die Behörden untätig zuschauen, wenn einfach Fakten geschaffen werden."
Die Beiratsvorsitzende des betroffenen Stadtteils Wittorf Sabine Krebs sagte hierzu gegenüber dem Courier: "Es kann nicht bei den Geldstrafen und Ausgleichspflanzungen an anderen Orten bleiben." Diese Art der illegalen Vorbereitung der Baufläche habe langsam Methode, wird Krebs zitiert. Von Martin Schmidt vom LLUR hieß es hierzu ganz ähnlich: "Es gibt in diesem Jahr eine unglaubliche Häufung von derartigen Fällen im ganzen Land."
Höffner räumt in einem Punkt ein
Nachdem bereits drei Strafanzeigen gegen die Firma Höffner gestellt wurden, lenkt das Unternehmen in einem Punkt ein. Die Geschäftsführerin von Höffner, Edda Metz, entschuldigte sich gegenüber den "Kieler Nachrichten" bei den Anwohnern für die Lärmbelästigung beim Bau des Höffner Möbelhauses.
Tatsächlich hat das Landesamt für Umwelt (LLUR) bestätigt, dass Lärmschutzvorschriften monatelang deutlich überschritten wurden. Auf ein angefordertes neues Lärmkonzept wartet man beim Amt seither. Immerhin wurde laut Höffner die tägliche Bauzeit von elf auf acht Stunden verringert. Auch das konnte das LLUR in einer Ratsversammlung am Donnerstag in Kiel bestätigen. Zudem werde nur noch eine von zwei Rammen zeitgleich eingesetzt, so der Konzern. Ebenfalls soll eine Plane für weiteren Schutz der Bürger vor Lärm sorgen. Diese soll laut Stadt 50 Meter lang und sechs Meter hoch sein.
Die Anpassungen würden allerdings den Eröffnungstermin beeinträchtigen. Dieser war bisher für Anfang September angepeilt. Bis dahin werde Höffner aktiv über die Bauvorgänge informieren.
Ende Januar wurde bekannt, dass auf der Fläche rund ums Höffner Baugelände, die eigentlich als Ausgleich im Naturzustand erhalten bleiben sollte, offenbar über Monate zahlreiche Bäume und Pflanzen beschädigt wurden. Der Möbel-Konzern spricht von einem Versehen. Doch daran gibt es massive Zweifel. Die Stadt sowie zwei Naturschutzinitiativen haben jeweils unabhängig voneinander Strafanzeige gestellt.
- Holsteinischer Courier: "Große Empörung und Anzeige:Investor aus Neumünster rodet 5000 Quadratmeter Wald in Wittorf ohne Genehmigung"
- Kieler Nachrichten: "Verstoß gegen Lärmschutzrichtlinie: Möbel Höffner war zu laut"
- Stadt Kiel: Möbelmarkt-Zentrum am Prüner Schlag
- Material der dpa
- Ratsversammlung der Stadt Kiel