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Zum journalistischen Leitbild von t-online.300 Ärzte Kiels erstes Corona-Impfzentrum ist einsatzbereit
Das Impfzentrum am Schwedenkai ist fertig. In drei Wochen haben Feuerwehr und Kassenärztliche Vereinigung die Einrichtung im Stena-Line-Gebäude hochgezogen. Damit es mit dem Impfen losgehen kann, fehlt jetzt nur noch der Impfstoff – und die Bereitschaft der Kieler.
Letzte Handgriffe werden gerade noch erledigt, als Presse und Stadtvertreter am Freitagvormittag schon zur Besichtigung eintreffen. Doch im Grunde ist Kiels erstes Corona-Impf-Zentrum am Schwedenkai betriebsfertig. Innerhalb von drei Wochen haben die Feuerwehr Kiel und die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) die Anlage in den Räumlichkeiten der Stena-Line geplant und aufgebaut. Jetzt fehlt nur noch der Impfstoff.
Im Anmeldebereich, in dem auch Soldaten der Bundeswehr aushelfen werden, füllen die zu Impfenden zunächst einen Fragebogen aus, ganz ähnlich wie bei ihrer Hausarztpraxis. Der Impfstoff und das Impf-Prozedere – eine Spritze in den Muskel des Oberarms – wird ihnen erklärt. Anschließend geht es in die jeweils sieben Umkleide- und Impfkabinen. Bei Patienten ohne großen Aufklärungsbedarf soll der ganze Vorgang unter 25 Minuten dauern.
1.000 Impfungen am Tag, sieben Tage die Woche
"Circa 1.000 Impfungen können wir am Tag mit allen sieben Linien schaffen, sieben Tage die Woche, auch an Feiertagen", sagt Markus Brandau von der Feuerwehr. Das entspreche der Größe Kiels. Und auch für die Umgebung seien noch Kapazitäten da. 300 Ärzte sind für die Impfungen in Kiel vorgesehen. Kein Problem laut Brandau: "Es haben sich mittlerweile über 3.000 Ärzte für ganz Schleswig-Holstein angemeldet. Das reicht locker." Auch Parkmöglichkeiten – entweder am ZOB oder direkt vor Ort – sollen ausreichend vorhanden sein.
Wer genau zuerst geimpft wird, ist noch offen. "Die Priorisierung muss noch geklärt werden", so Dennis Kramkowski, Impfkoordinator und ärztlicher Leiter des Impfzentrums. Anmeldungen sollen, wenn es losgeht, über den allgemeinen Ärztlichen Bereitschaftsdienst (Telefon 116 117) sowie online möglich sein. An die Altenheime erging bereits der Auftrag, ihren jeweiligen Bedarf der KVSH mitzuteilen. Für Menschen, die etwa aus gesundheitlichen Gründen nicht zum Impfzentrum kommen können, stehen mobile Dreierteams aus Arzt, medizinischem Fachangestellten und Fahrer bereit. Sie sind etwa für die Impfungen in Altenheimen vorgesehen.
Sorgen um Impf-Bereitschaft
Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer zeigt sich beim Rundgang zufrieden: "Wie erwartet: Wenn unsere Feuerwehr etwas anfasst, dann wird das auch was. Was ich hier sehe, gibt mir sehr viel Sicherheit und Vertrauen – und das brauchen wir auch." Markus Brandau von der Feuerwehr stimmt ihm zu: "Wir sind im Großen und Ganzen sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Jetzt muss es natürlich noch den Praxistest bestehen."
Der ist für den 4. Januar angepeilt. Doch der Oberbürgermeister gibt zu Bedenken: "Wir haben noch nicht mal einen genehmigten Impfstoff." Sicher ist der Eröffnungstermin also noch nicht.
Sorgen bereitet Dennis Kramkowski noch die Bereitschaft der Menschen zur Impfung. 60 bis 70 Prozent sind laut dem Impfkoordinator notwendig für eine Herdenimmunität. "Wir haben keine speziellen Umfragen für Kiel gemacht", so Ulf Kämpfer. "Bundesweit sind es ja immer deutlich über 50 Prozent." Er rechnet damit, dass viele zunächst noch abwarten werden. "Das ist angesichts der Kapazitäten auch okay. Ab ich kann nur an alle appellieren. Ich bin überzeugt, es ist richtig und wichtig, sich impfen zu lassen."
Zweites Impfzentrum als Reserve geplant
Das Impfzentrum ist für sechs Monate vorgesehen. Danach sollen die Arztpraxen die Arbeit übernehmen. Die Kosten teilen sich Bund und Land. Wie teuer der Betrieb wird, ist noch unklar.
Ein zweites Impfzentrum für Kiel ist als Reserve geplant und soll bei Bedarf im Citti-Park in den Räumen des Blutspendezentrums vom UKSH eingerichtet werden. "Dazu müssen wir aber erst mal sehen, wie es läuft und ob es notwendig sein wird", sagt Impfkoordinator Kramkowski. Feuerwehrmann Brandau ergänzt: "Die Zahl der verfügbaren Impfdosen würde für ein zweites Zentrum wohl zunächst gar nicht ausreichen."
- Gespräch mit
- Dennis Kramkowski, Impfkoordinator Kiel und ärztlicher Leiter des Impfzentrums
- Markus Brandau, Feuerwehr Kiel
- Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister