Kiel Hunderte Menschen demonstrieren gegen Corona-Auflagen
Mehrere Hundert Menschen haben am Sonntag in Kiel gegen Corona-Auflagen und Maskenpflicht demonstriert. Unter dem Motto "Freiheit und Selbstbestimmung" fanden sich nach Polizeiangaben rund 400 bis 500 Menschen auf der Reventlou-Wiese ein. Die Kundgebung von "Querdenken Kiel 22" sei friedlich verlaufen. Allerdings sei es insgesamt sehr voll gewesen, da sich dort am Wasser auch viele andere Menschen aufgehalten hätten, sagte der Polizeisprecher. Die Abstandsregeln seien insgesamt jedoch eingehalten worden. An der Kiellinie fanden sich unter dem Motto "Solidarität im Umgang mit Corona" auch Gegendemonstranten ein.
Auch an den Küsten von Nord- und Ostsee war es am Wochenende wieder voll. Die Strandampeln auf der Webseite strandticker.de zeigten am Sonntagmittag für die meisten Strände der Lübecker Bucht Rot. Voll waren die Strände in Rettin, Pelzerhaken, Neustadt, Sierksdorf, Haffkrug und Scharbeutz. Lediglich in Niendorf und Timmendorfer Strand gab es noch wenige Plätze. Bereits am Samstag waren etliche Strandabschnitte voll.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sah trotz steigender Fallzahlen keine erhöhte Corona-Gefahr für sein Land. "Seit Wochen haben wir viele Tausend Touristen in Schleswig-Holstein. Das hat nicht zu steigenden Infektionszahlen geführt", sagte er der "Bild am Sonntag". Die Gemeinden und Städte hätten gute Konzepte wie Kontrollen an den Stränden mit Ampeln, so dass diese nie überfüllt seien. "Es läuft insgesamt sehr gesittet ab", sagte Günther.
Zuletzt war die Zahl der Corona-Infizierten innerhalb eines Tages um 14 gestiegen. Wie die Landesregierung am Samstag mitteilte, wurden bisher - Stand Samstagabend - insgesamt 3782 Corona-Fälle im nördlichsten Bundesland registriert, wobei 3300 als genesen gelten. Im Zusammenhang mit dem Coronavirus starben 158 Menschen, diese Zahl hat sich nicht erhöht.
Trotz der wieder gestiegenen Zahl der Corona-Neuinfektionen ist es in Schleswig-Holsteins Krankenhäusern ruhig. "Wir haben noch eine entspannte Situation", sagte der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft, Patrick Reimund, der Deutschen Presse-Agentur. Zuletzt wurden im Norden in den Kliniken an die 20 Corona-Patienten behandelt. Zur Hochzeit im Frühjahr waren es laut Reimund 150 Erkrankte gleichzeitig. "Da haben wir noch reichlich Luft nach oben."
Im Streit um nicht anerkannte Atteste von Lehrern hat Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) die Landesregierung ermahnt, Lehrer aus Corona-Risikogruppen nicht unzumutbaren Belastungen auszusetzen. "Wichtig für jeden Arbeitgeber ist, auf die Gesundheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu achten", sagte sie der "Welt am Sonntag". "Wir brauchen die Kompetenz aller Lehrerinnen und Lehrer. Dabei müssen wir sicherstellen, dass die Arbeit für sie nicht zu einem persönlichen Risiko wird."
Die Lehrergewerkschaft GEW wirft der Kieler Bildungsministerin Karin Prien (CDU) einen "hartherzigen Kurs" vor. 2000 der 28 000 Lehrkräfte im Norden hatten ein Attest vorgelegt, das sie als Angehörige einer Risikogruppe ausweist. "Die Betriebsärztin hat bis auf 100 Fälle alle rigide abgebürstet", sagte Landesgeschäftsführer Bernd Schauer der "Welt am Sonntag". Ministerin Prien wies die Vorwürfe zurück. "An einer Zivilisationskrankheit wie Übergewicht oder Asthma zu leiden, begründet abstrakt noch kein besonderes Schutzbedürfnis. Übrigens ja auch nicht bei Verkäufern im Supermarkt oder in der Industrie", sagte Prien der Zeitung.