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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kunst in Corona-Zeiten "Beambike" – ein Videoprojekt verzaubert die Stadt
Mit einem Projektor und einem Fahrrad verwandelt Jonas Denzel öde Orte in Kunstwerke. Sein nächster Auftritt ist an einer Bushaltestelle in Karlsruhe. Was hat seine Video-Kunst mit Corona zu tun?
Am Sonntag (25. Oktober) ist Jonas Denzel wieder mit seinem umgebauten Fahrrad unterwegs, um Karlsruhe in ein anderes Licht zu tauchen – und das nicht nur sinnbildlich. Der Karlsruher Künstler hat ein Lastenfahrrad und einen Projektor zusammengebaut und bespielt damit verschiedene Orte in der Stadt mit seinen Videoprojektionen.
Diesmal kommt er mit seinem "Beambike" in die Nordstadt. Dort hat er sich eine alte Bushaltestelle ausgesucht, heruntergekommen und voller Graffiti, wie er sagt – also genau richtig, um von Denzel verwandelt zu werden.
Dabei bringt der Karlsruher "Licht an Spots, die keinen interessieren", wie er t-online sagt. "Darum geht es beim Beambike". Das können neben alten Industrieflächen auch Brücken oder sogar Bäume sein. Kein unscheinbarer Ort ist vor dem "Beambike" sicher. Die Ideen hole sich Denzel aus dem Alltag, da er selbst viel mit dem Fahrrad unterwegs ist. "Ich lasse mich vom Spot selbst inspirieren", sagt er. "Und überlege: das könnte in einem anderen Licht cool wirken."
Bekannt sind etwa die Augenprojektion, mit der er einen Baum bespielte – oder auch eine Projektion von vielen verschlungenen Händen. Letzteres hat in der Corona-Pandemie eine tiefere Bedeutung bekommen, die über das reine Licht-Spektakel hinausgeht.
"Social Distancing"-Kunst aus Karlsruhe
Händen greifen nacheinander, doch sie berühren sich nie. Denzel erkennt in diesem "Gig", wie er seine Kunstprojektionen nennt, offenbar auch die zwischenmenschliche Tragik der Corona-Krise. Menschen wollen sich sehen, umarmen – und können es wegen der Abstandgebote und Kontaktverbote nicht immer. Doch in der Corona-Krise sieht Denzel auch etwas Positives.
Gerade in einer Zeit, in der Menschen nicht in Museen gehen können oder an bestimmte Orte gebunden sind, sei das "Beambike" ein "enormer Vorteil". Denn es bringe die Kunst zu den Leuten. Im Freien kann jeder Denzels Videowerke sehen.
Was die Leute diesen Sonntag in Karlsruhe erwartet, verrät Denzel noch nicht. Es sei eine Überraschung. Ab 18 Uhr geht es mit der Projektion los, etwa eine Stunde soll sie zu sehen sein. Viel länger hält die Batterie des Lastenfahrrads auch nicht durch. Bei seinem ersten Prototyp des "Beambikes" benutzte Denzel noch eine ehemalige Lkw-Batterie vom Schrottplatz. Mittlerweile ist das "Beambike" auf ein E-Lastenfahrrad hochgerüstet und könnte sogar zwei oder drei Stunden lang Videos vom Projektor abspielen.
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Angefangen hat alles 2018 mit einem Fassadenprojekt bei den Schlosslichtspielen in Karlsruhe. Damals begeisterte er das Publikum mit seiner Lichtshow an der Schlossfassade.
Die Idee zum "Beambike" entstand im selben Jahr. Seitdem ist er immer wieder in der Stadt unterwegs, auf der Suche nach unscheinbaren Orten, die er verwandeln kann. Dabei fahre er, soweit das Fahrrad ihn trage.
In Zukunft will er es auch über die Stadtgrenze hinausschaffen. Denzel liebäugelt mit einer ganzen "Tour", wenn die Corona-Krise mal vorbei ist – aber dafür brauche er noch ein paar Sponsoren, lacht er.