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Karlsruhe: So war der Kampf gegen Mücken im Sommer


Bilanz zum "Schnakensommer"
Mit Hubschraubern gegen Stechmücken

Von Ariane Lindemann

10.09.2019Lesedauer: 3 Min.
Schnake im Gras: In der Region um Karlsruhe geht man auch mit Hubschraubern gegen die Mückenart vor.Vergrößern des Bildes
Schnake im Gras: In der Region um Karlsruhe geht man auch mit Hubschraubern gegen die Mückenart vor. (Quelle: Andreas Gora/imago-images-bilder)
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Ein Verein aus Speyer hat sich dem Kampf gegen die Stechmücke verschrieben. Die Aktionsgemeinschaft setzt Bio-Mittel ein – und Hubschrauber. Wie ist die Lage an der Schnakenfront? t-online.de-Autorin Ariane Lindemann hat nachgefragt.

Im Frühjahr wurde die schlimmste Schnakenplage seit Langem für diesen Sommer angekündigt. Auch für Karlsruhe wurde eine extreme Belästigung vorhergesagt. Sind die Prognosen eingetroffen? Haben die Bekämpfungskonzepte gegriffen? t-online.de-Autorin Ariane Lindemann hat mit Norbert Becker gesprochen. Er ist Direktor der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) in Speyer.

t-online.de: Wie schlimm war die Schnakenplage tatsächlich? Sind Ihre Prognosen alle eingetroffen?

Norbert Becker: Wir haben bisher vier Hochwasserspitzen zu verzeichnen. Bei jeder Hochwasserspitze schlüpfen die Rheinschnakenlarven massenhaft und werden von uns biologisch bekämpft. Die erste Hochwasserspitze im April haben wir ordnungsgemäß bekämpfen können. Bei der zweiten Spitze Ende Mai sind zwei Hubschrauber beim Einsatz in Südbaden ausgefallen, sodass wir ab Rastatt keine Unterstützung aus der Luft hatten. Wir konnten nur zu Fuß bekämpfen, dort, wo die Gebiete begangen werden konnten und dort, wo es aus ökologischen Gründen akzeptabel war.

Hatte der Ausfall der Hubschrauber Auswirkungen auf die Schnakenentwicklung?

Aufgrund des Ausfalls ist es mancherorts nördlich von Rastatt zu einer erheblichen Belästigung gekommen. Die dritte und vierte Hochwasserspitze Mitte Juni und die Ende August haben wir wieder erfolgreich bekämpfen können, sodass es nur für einen Zeitraum von etwa sechs Wochen zu erheblichen Belästigungen kam. Zur Zeit spürt man die Überschwemmungsmücken erfreulicherweise kaum oder gar nicht.

Gab es besorgte Reaktionen aus der Bevölkerung?

Es kam Mitte Juni bis Mitte Juli aufgrund des erhöhten Stechmückenaufkommens zu Klagen und der Forderung, umgehend wieder Helikopter einzusetzen. Die Helikopter standen Anfang Juni wieder zur Verfügung. Bei einer Umfrage haben sich über 90 Prozent der Befragten sehr positiv über den Erfolg der Stechmückenbekämpfung geäußert.

Und wie ist die momentane Lage an der Schnakenfront?

Bis auf die Gebiete, in denen die eingeschleppten Tigermücken vorkommen, ist die Lage entspannt.


Können die Bürger selbst auch etwas gegen Schnaken tun?

Man sollte unnötige Wasseransammlungen vermeiden, Eimer und Gieskannen so aufstellen, dass sich kein Regenwasser ansammelt. In Regenfässern kann man Bti-Tabletten einsetzen, die es unentgeltlich in den Mitgliedsgemeinden der KABS entlang des Rheins gibt.

Welche Bekämpfungsmittel setzt die KABS bevorzugt ein?

Wir bekämpfen ausschließlich mit biologischen Mitteln, Produkten auf der Basis von Bti. Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) ist ein im Boden vorkommendes Bakterium, das zum Überdauern von ungünstigen Lebensbedingungen neben Sporen auch Eiweiße produziert, die ausschließlich Mückenlarven abtöten. Die Eiweiße zerstören durch einen komplizierten biologischen Wirkmechanismus die Darmzellen der Mückenlarven. Stech- und Kriebelmückenlarven reagieren besonders empfindlich und werden daher weltweit auch mit Bti-Produkten bekämpft. In Deutschland werden durch vorheriges Abtöten der Sporen und Bakterien ausschließlich die Eiweiße entweder als wässrige Suspension bei der Zufuß-Bekämpfung oder als Bti-Eisgranulat mit dem Hubschrauber angewendet.

Wie naturschutzkonform ist das Bekämpfungskonzept?

Im Rahmen einer ökologischen Feinkartierung werden störungsempfindliche oder seltene Tiere und Pflanzen mit aufgenommen, wobei auch die Daten von den Naturschutzbehörden beziehungsweise Genehmigungsbehörden mit einfließen. Je nach ökologischen Gegebenheiten erfolgt der Mitteleinsatz zu Fuß oder mit dem Hubschrauber aus unterschiedlichen Flughöhen. Eine stärkere Bekämpfung setzt erst dann ein, wenn festgelegte Schwellenwerte beim Larvenvorkommen überschritten werden. Gebiete, in denen besonders empfindliche Organismen, zum Beispiel störungsempfindliche Großvögel wie der Uhu, vorkommen, werden als Tabuzonen ausgewiesen. So entstand ein naturschutzkonformes Bekämpfungskonzept, bei dem mosaikartig und nicht flächendeckend bekämpft wird und das regelmäßig aktualisiert wird.

Vielen Dank für das Gespräch!

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Norbert Becker
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