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Trockenheit in Karlsruhe bedroht Bäume und Menschen


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Gefahren für Wanderer im Wald
Baumsterben in Karlsruhe – das plant das Städtische Gartenbauamt

InterviewVon Ariane Lindemann

13.08.2019Lesedauer: 3 Min.
Abgestorbene Nadelbäume: Auch in Karlsruhe leiden die Bäume unter der Trockenheit.Vergrößern des Bildes
Abgestorbene Nadelbäume: Auch in Karlsruhe leiden die Bäume unter der Trockenheit. (Quelle: Rene Traut/imago-images-bilder)

Die Bäume in Karlsruhe leiden unter den Folgen der Trockenheit der letzten Jahre. Vor allem Buchen, Hainbuchen und Kiefern sind betroffen. Die Beseitigung von abgestorbenen Bäumen läuft bereits teilweise. Es bestehe jedoch kein Grund zur Panik, sagt Jürgen Unger vom Städtischen Gartenbauamt im Gespräch mit t-online.de-Autorin Ariane Lindemann.

t-online.de: Warum sterben gerade jetzt so viele Bäume?

Jürgen Unger: Der Grund für das Baumsterben in Karlsruhe sind die große Hitze und der fehlende Niederschlag. Allerdings ist das nicht nur auf den heißen Sommer 2018 zurückzuführen. Ein solches Problem entwickelt sich über viele Jahre.

Neben der Trockenheit sind auch bestimmte Pilzarten für das Absterben verantwortlich. Wie kommt es zu dieser Vermehrung der Pilze?

Bäume sind immer von Pilzen besiedelt. Ohne Pilze gibt es kein Leben. Sie gehören zum natürlichen Zersetzungsprozess von Biomasse. Was den Bäumen aber zum Verhängnis wird, ist das Ungleichgewicht, das auftritt, wenn es zu heiß ist und das notwendige Wasser fehlt. Die Pilze vermehren sich in dem Moment exorbitant, sobald ihr Wirt, also der Baum, schwächelt. Sie "retten" sich durch die Vermehrung, um es vereinfacht zu sagen.

Werden Buchen, Kiefern und Birken über kurz oder lang ganz verschwinden?

Es gibt sicherlich einige wenige Oasen, wo sich diese Baumarten noch länger halten können. Es ist aber damit zu rechnen, dass diese Arten in dieser Zahl früher oder später verschwinden werden.

Welche Möglichkeiten gibt es, den Baumbestand für die Zukunft zu sichern?

Worauf wir in Zukunft setzen müssen, sind Baumarten, die mit den Stressfaktoren wie extremer Hitze, aber auch Kälte besser zurecht kommen. Hier müssen kluge Entscheidungen getroffen werden. Denn die Bäume müssen ja nicht nur den klimatischen Bedingungen standhalten können, sondern auch Lebensräume für wichtige Lebewesen bieten. Wir werden außerdem in der städtischen Bepflanzung umdenken müssen und nicht mehr ganze Straßenzüge mit nur einer einzigen Baumart bepflanzen, sondern eine gute Durchmischung anstreben, damit bei Schädigungen einer Art nicht plötzlich ganze Straßenzüge baumfrei werden.

Welches sind jetzt die dringlichsten Aufgaben?

Momentan sind wir erst einmal mit dem Fällen der schadhaften Bäume beschäftigt. Dann werden die Flächen gesäubert und aufbereitet. Danach müssen wir abwarten, was die Naturverjüngung selbst übernimmt und was im Frühjahr wieder austreibt.

Was passiert mit den Flächen, die sich nicht selbst verjüngen, wo nichts mehr wächst?

Hier muss eine Liste von favorisierten Bäumen erstellt werden. Dann muss man überlegen, mit welchen Sorten man startet. Das passiert natürlich nicht von heute auf morgen. Meine Kolleginnen und Kollegen vom Gartenbauamt und von der Forstverwaltung sind bereits in der Planung. Das braucht alles Zeit. Zu schnelles Handeln ist meiner Meinung nach eher kontraproduktiv. Das ist ein sehr komplexes Thema. Letztlich geht es ja um die Standortfaktoren für einen Baum und auch um die Verfügbarkeit von Neupflanzen.

Wie wird die Forschung in die Thematik eingebunden?

Im Rahmen des Projektes "GrüneLunge" entwickeln Technikfolgenforscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) Strategien, um die Pflege und Bewirtschaftung städtischen Grüns an die neuen Herausforderungen anzupassen. Sie arbeiten mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Verantwortlichen in Karlsruhe und Rheinstetten zusammen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit insgesamt 1,4 Millionen Euro.

An vielen Waldabschnitten findet man Hinweise, dass das Betreten untersagt ist. Halten sich alle daran?

Leider nein. Dabei weisen wir immer wieder darauf hin, die Hinweise ernst zu nehmen. Denn die Baumkronen können auch ohne den geringsten Windstoß herabstürzen, nur durch ihre eigene Last. Das birgt unvorhersehbare Risiken. Im Übrigen auch für die erfahrenen Forstmitarbeiter.


Die Menschen machen sich große Sorgen um ihren Wald. Wie berechtigt sind diese Sorgen?

Wir als Fachleute sind natürlich gefragt, Schritt für Schritt kluge und nachhaltige Lösungen zu finden. Ich bin ganz sicher, dass auch die Natur selbst Lösungen findet und sich zu einem Teil aus eigener Kraft reguliert. Panikmache und Weltuntergangsstimmung halte ich deswegen für nicht angebracht. Wir müssen nach vorne schauen und Strategien erarbeiten, wie wir die Vitalität des Waldes trotz der sich ändernden Umweltbedingungen erhalten können.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Jürgen Unger
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