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"Zeynep" nimmt Fahrt auf: Orkanböen und Sturmflut erwartet


Emden
"Zeynep" nimmt Fahrt auf: Orkanböen und Sturmflut erwartet

Von dpa
18.02.2022Lesedauer: 3 Min.
Sturmtief Zeynep - Region HannoverVergrößern des Bildes
Einsatzkräfte der Feuerwehr Laatzen sperren während Orkantief Zeynep die Hildesheimer Straße für den Verkehr, Stadtbahn und Fußgänger, nachdem sich vom Flachdach eines Mehrfamilienhauses große Bleche gelöst hatten und auf die Straße gekracht waren. (Quelle: Julian Stratenschulte/dpa/dpa-bilder)
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Sturmtief "Zeynep" ist mit Macht auf Niedersachsen und Bremen zugerollt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartete den Orkan nach Mitternacht an der Nordseeküste - dann könnten extreme Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Stundenkilometern erreicht werden.

An der niedersächsischen Küste rechneten Küstenschützer mit erhöhten Wasserständen. "Wir gehen davon aus, dass wir es mit einer schweren Sturmflut zu tun bekommen werden", sagte der Sprecher des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, Carsten Lippe, am Freitag in Norden. Im Bahn- und Fährverkehr kam es witterungsbedingt erneut zu Ausfällen.

Die Feuerwehren in Ostfriesland, wo das aus den Niederlanden kommende Sturmtief "Zeynep" besonders heftig tobte, riefen Bürgerinnen und Bürger auf, während des Sturms Häuser und Wohnungen möglichst nicht zu verlassen. Ein Aufenthalt im Freien berge große Gefahren, etwa durch umfallende Bäume oder herabstürzende und umherfliegende Gegenstände, teilte der Sprecher der ostfriesischen Feuerwehren, Manuel Goldenstein, mit.

In Ostfriesland häuften sich am Abend Stumeinsätze, bis zum späten Abend rückten die Rettungskräfte allein im Landkreis Aurich mehr als 210 Mal raus. Verletzte wurden zunächst nicht gemeldet.

Weil ein Baukran in Aurich umzukippen drohte, sind dort zwei Einfamilienhäuser evakuiert worden. "Er drehte und neigte sich erheblich, wir mussten auch die Baufirma hinzuziehen", sagte ein Feuerwehrsprecher. Feuerwehr und Eigentümer sicherten den schweren Kran dann am Abend.

Wegen der zu erwartenden Sturmflut wurden auf den Ostfriesischen Inseln letzte Deichtore geschlossen. Da der Orkan die Nordsee besonders in die Flussmündungen drücken könnte, wurden dort nach Angaben der Verantwortlichen Sperrwerke bereits geschlossen - auch das große Emssperrwerk bei Gandersum sollte am Abend voraussichtlich dicht gemacht werden.

Der Sturmflutwarndienst des NLWKN - des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz - erwartete für das Hochwasser in der Nacht zum Samstag, dass die Flut zwischen 2,25 und 2,5 Meter höher auflaufen könnte als das mittlere Tidehochwasser. Damit werde die Schwelle nach NLKWN-Maßgabe zur schweren Sturmflut überschritten, sagte Sprecher Carsten Lippe. Strände, Vorländer und Hafenflächen könnten dann überflutet werden.

Bislang hatte es in dieser Sturmflutsaison lediglich viele leichte Sturmfluten an der niedersächsischen Küste gegeben. Erst vor wenigen Wochen hatte das Sturmtief "Nadia" zu großen Sandverlusten auf vielen Inseln geführt.

Das Unwetter bringt unterdessen den Bahn- und Fährverkehr durcheinander. Im Fährverkehr zu den Ostfriesischen Inseln Norderney, Baltrum, Langeoog und Spiekeroog gab es Änderungen, wie die Fährbetriebe mitteilten. Zum Teil wurde der Verkehr ab dem Nachmittag eingestellt. Zur Insel Wangerooge verkehrten keine Fähren.

Auf der Weser sorgte Regen für höhere Wasserstände. Dort musste etwa die Weserfähre in Großenwieden im Landkreis Hameln-Pyrmont bis auf weiteres ihren Betrieb einstellen.

Der regionale Metronom-Zugverkehr auf den Strecken Hamburg - Bremen, Hannover - Uelzen - Hamburg sowie Göttingen - Hannover wurde eingestellt. Der Zugverkehr werde am Samstagnachmittag frühestens ab 15.00 Uhr wieder aufgenommen, teilte die Metronom Eisenbahngesellschaft mit. Fahrgäste müssten noch das gesamte Wochenende mit Einschränkungen, Verspätungen und Zugausfällen rechnen. Ob und welche Strecken am Samstagnachmittag wieder befahrbar sind, entscheide sich im Laufe des Tages.

Hunderte Bahn-Reisende strandeten am Abend am Hauptbahnhof in Hannover. Sie mussten voraussichtlich die Nacht über dort ausharren. Die Deutschen Bahn stellte am frühen Abend einen Aufenthaltszug mit Essen und Trinken zur Verfügung, später sollte ein zweiter hinzukommen. "Wir erwarten noch zwei Züge aus dem Süden, von hier geht nichts mehr weiter", sagte ein Bahnsprecher am späten Abend.

Am Flughafen Hannover wurden zwei Maschinen gestrichen, ein Abflug am Abend und einer am Samstagmorgen, wie eine Sprecherin erläuterte.

Wegen der Wetterlage setzte Volkswagen die Produktion in seinem Emder Werk vorerst aus. Eine VW-Sprecherin bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Emder Zeitung". Demnach fielen die Spät- und die Nachtschicht aus. Die Beschäftigten wurden aufgerufen, zuhause zu bleiben.

Aus Vorsicht bleiben in Hannover am Wochenende die Außenanlagen der Herrenhäuser Gärten geschlossen. Das gelte auch für das Museum im Schloss Herrenhausen, den Stadtpark, den Tiergarten und die städtischen Friedhöfe, teilte die Stadt mit. Auch in anderen Städten wie Lüneburg wurden Friedhöfe geschlossen, die Landesforsten warnten vor dem Betreten der Wälder.

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