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Niedersachsen: Zu wenig Kita-Personal – Wie soll das weitergehen?


"Laufen auf große Lücke zu"
Niedersachsen mangelt es an Fachpersonal in Kitas

Von dpa
Aktualisiert am 25.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Kinder-Gummistiefel mit Blumen hängen an einem Zaun einer Kindertagesstätte (Symbolbild): Bei einer Fachkonferenz in Hannover wurde über den Personalmangel in Kitas gesprochen.Vergrößern des Bildes
Kinder-Gummistiefel mit Blumen hängen an einem Zaun einer Kindertagesstätte (Symbolbild): Bei einer Fachkonferenz in Hannover wurde über den Personalmangel in Kitas gesprochen. (Quelle: Julian Stratenschulte/dpa-bilder)
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Die Personalsituation in den Kindertageseinrichtungen in Niedersachsen ist dramatisch – eine Fachkonferenz in Hannover hat jetzt nach Lösungen gesucht.

Immer öfter müssen Kindertageseinrichtungen ihr Angebot einschränken und Gruppen schließen – tageweise oder sogar auf Dauer. Es gibt kaum Fachpersonal auf dem Arbeitsmarkt. Eine Fachkonferenz in Hannover hat sich am Donnerstag mit diesem Problem beschäftigt. Vertreter von Kita-Trägern, Kommunen, Verbänden, Gewerkschaften und Elternverbänden diskutierten Lösungen, wie der Personalmangel in Kitas behoben werden könnte. Ergebnisse sollten aber zunächst nicht veröffentlicht, sondern intern geprüft werden, hieß es vom einladenden Kultusministerium.

Es gebe einen frappierenden Fachkräftemangel, der das Land in den nächsten Jahren begleiten werde, sagte Kultusministerin Julia Hamburg (Grüne). In den vergangenen Jahren habe sich in Niedersachsen eine sehr gute frühkindliche Bildung entwickelt, sagte Hamburg: "Jetzt gerät das System aber aufgrund von Fachkräftemangel zunehmend unter Druck und wir stehen vor ganz neuen und auch großen Herausforderungen."

Kita-Gruppen müssen zeitweise schließen

Dass es für Kitas zu wenig Fachpersonal gibt, belastet die Einrichtungen schon seit Jahren. Nach Angaben des Niedersächsischen Städtetags ist inzwischen fast jede Kommune in Niedersachsen betroffen. Bereits jetzt müssen Gruppen zeitweise oder dauerhaft schließen, sagt Thore Wintermann, Geschäftsführer der AWO Niedersachsen Landesarbeitsgemeinschaft.

Die Lücke zwischen den Bedarfen von Kindern und Familien und dem Betreuungsangebot werde zusehends größer und gefährde dadurch gleiche Bildungschancen für alle Kinder. Gleichzeitig stiegen die Belastungen beim eingesetzten Personal, und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei für Eltern kaum noch zu leisten.

Karsten Herrmann vom Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung in Osnabrück verwies auf Studien, etwa vom Paritätischen Gesamtverband oder vom Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK). Sie zeigten, wie schwer es geworden sei, Fachkräfte zu finden. Demzufolge gibt es kaum noch Bewerbungen auf offene Stellen. Einer Befragung der Diakonie in Niedersachsen zufolge haben 75 Prozent der befragten Kitas unbesetzte Stellen.

Personalnot belastet auch Arbeitnehmer

Das habe bei mehr als der Hälfte der Einrichtungen zur tageweisen Schließung von Gruppen oder Verkürzung der Randzeiten geführt. Laut Nationalem Bildungsbericht fehlen vor allem in Westdeutschland aktuell und in den nächsten Jahren voraussichtlich bis 2025 zwischen 20.400 und 72.500 Personen.

"Die Suche nach Kita-Fachkräften ähnelt zurzeit dem Fischen in einem leeren Teich", sagte Herrmann. Ein Großteil der Einrichtungen werde über einen längeren Zeitraum mit der Personalnot umgehen müssen. Das hat nicht nur Folgen für die betreuten Kinder; auch Fachkräfte fühlen sich laut einer Studie belastet. Viele überlegen sich, den Beruf zu wechseln. Ein be- oder überlastetes Arbeitsfeld wirke wiederum wenig attraktiv auf Neu- oder Quereinsteiger, stellte Herrmann fest.

Es müsse offen darüber gesprochen werden, was Kitas angesichts des Personalmangels noch leisten können. Notwendig sei zum Beispiel eine Entlastung des Fachpersonals von Verwaltungsarbeit oder von hauswirtschaftlichen Tätigkeiten.

Als Quereinsteiger in die Kitas?

So wird derzeit diskutiert, ob nicht auch Quereinsteiger in den Kindertageseinrichtungen arbeiten könnten, sagt Herrmann – diese müssten allerdings auch qualifiziert werden, was wiederum Kapazitäten der Fachkräfte bindet. "Wir brauchen die Fachkräfte schnell im System, aber wir brauchen auch die Qualität, um frühkindliche Bildung umzusetzen", sagte Hamburg dazu.

Die Arbeitsplätze müssten auch attraktiv sein, um die Menschen im Beruf zu halten. Niedersachsen biete bereits viele Wege in den Beruf und auch Möglichkeiten, die Ausbildung zu verkürzen. Das wisse aber kaum jemand. Dies bekannter zu machen, berge ein großes Potenzial, um Lücken konsequent zu schließen.

Ministerin Hamburg verwies darauf, dass Niedersachsen in den vergangenen Jahren seine Ausbildungskapazitäten gesteigert habe: "Wir haben derzeit knapp 18.000 Menschen in der Ausbildung, und trotzdem muss man festhalten, dass wir auf einen großen Mangel, auf eine große Lücke zulaufen."

Die CDU-Fraktion im Landtag forderte, als Übergangslösung in Randzeiten bis 2027 auch Assistenzkräfte zuzulassen. Über Ausnahmeregelungen sollten die Träger dabei selbst entscheiden können. Außerdem sollten auch Azubis ins System eingebunden werden, deren Tätigkeit vom ersten Tag an zu vergüten sei.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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