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Hamburg: Warum die Deutsche Bahn bei Azubis auf VR-Brillen setzt


Mit Simulationen und VR-Brille
Wie Azubis der Deutschen Bahn in der virtuellen Realität lernen

Von t-online, BvB

Aktualisiert am 22.07.2024Lesedauer: 3 Min.
Maurice Pascal Krause im digitalen Schulungszentrum der Deutschen Bahn: Der 21-Jährige macht eine Ausbildung zum Zugverkehrssteuerer.Vergrößern des BildesMaurice Pascal Krause im digitalen Schulungszentrum in Hamburg-Hammerbrook: Der 21-Jährige macht eine Ausbildung zum Zugverkehrssteuerer. (Quelle: Beatrice von Braunschweig)

Die Deutsche Bahn steht im Norden vor der Mammutaufgabe, Hunderte offene Stellen zu besetzen. Die Hoffnung ruht auf Azubis wie Maurice, der jetzt mit VR-Brillen lernt.

Fahrgäste der Deutschen Bahn kennen diese Durchsagen nur zu gut: "Unser Gleis ist noch besetzt", "Signalstörung", "Person im Gleis". Fast immer, wenn der Zugschaffner eine Durchsage macht, ahnen die Fahrgäste es bereits: schon wieder eine Verspätung.

In diesen Momenten sind es die Zugverkehrssteuerer, die einen kühlen Kopf bewahren und den Betrieb an den Stellwerken im Griff haben müssen. Damit in Zukunft genügend Menschen für diesen Beruf qualifiziert sind, hat die Deutsche Bahn ein neues Trainingszentrum in Hamburg-Hammerbrook eröffnet.

Die Hoffnung: eine höhere Qualität der Ausbildung und mehr Akzeptanz bei den Schülern. Maurice Pascal Krause (21) ist einer der ersten Azubis, der hier seine Ausbildung zum Zugverkehrssteuerer macht.

Die Deutsche Bahn sucht 330 Zugverkehrssteuerer

Bevor er zur Deutschen Bahn kam, wäre Maurice fast Pfleger geworden. "Doch ich habe festgestellt, dass das nichts für mich ist", erzählt der 21-Jährige.

Einer seiner Freunde arbeitet als Lokführer und machte Maurice auf die DB-Karrierewebsite aufmerksam. Da er sich schon immer für Technik interessiert hat und gerne Verantwortung im Job übernimmt, hat er sich für seine aktuelle Ausbildung entschieden.

Der Bedarf der DB an Fachkräften ist groß: Derzeit hat die Bahn 330 offene Stellen, 110 Nachwuchskräfte werden neu ausgebildet. Fehlen sie, könnte kein Zug den Bahnhof verlassen. Ein Zugverkehrssteuerer macht etwa das, was ein Fluglotse für den Luftverkehr tut. Er behält die Auslastung des Schienennetzes im Blick, stellt Weichen und gibt letztlich den Weg für die Züge frei.

In Hammerbrook steht ein neues digitales Schulungszentrum

Genau das kann die neue Generation an Zugverkehrssteuerern im neuen Ausbildungszentrum der Bahn üben. "Hier haben wir alles, was uns im Alltag begegnen kann", erklärt der 21-Jährige. Er sitzt an einem Schreibtisch mit acht Monitoren, "die roten Ausleuchtungen zeigen belegte und die gelben die freien Gleisabschnitte an."

Bei einer Störung ertöne ein akustisches Signal und ein bestimmtes Symbol fange an zu blinken. Wie in einem echten elektronischen Stellwerk, so Maurice.

Früher Kreidetafel – heute erweiterte und virtuelle Realität

Im Gegensatz zu einem elektronischen Stellwerk, wo ein Mausklick alles steuert, müssen die Angestellten der Bahn mancherorts noch selbst Hand anlegen. Wie zum Beispiel am Standort Niebüll in Richtung Westerland, wo die Mitarbeiter noch über lange Hebel die Weichen stellen.

"Ich war erst einmal überfordert, als ich in Niebüll vor 40 verschiedenen Hebeln stand", erinnert sich Maurice an seine Ausbildungsstation. Zwar hatte er die Theorie eines mechanischen Stellwerks an Bildern und Videos gelernt. Die Praxis sah dann doch anders aus. Zum Glück stand ihm ein erfahrener Kollege zur Seite.

Virtuelle Realität soll die Ausbildung besser machen

Damit der Wechsel vom Unterrichtsraum ins Stellwerk leichter fällt, ergänzt die Deutsche Bahn das Ausbildungsprogramm ab sofort durch virtuelle Realität. Sobald Maurice und seine Kollegen die VR-Brille aufsetzen, können sie in die exakte virtuelle Nachbildung eines Stellwerks eintauchen.

Die Azubis bewegen sich dann in dem virtuellen Raum und bedienen mittels zweier Sticks in den Händen die langen Hebel des Stellwerks. Das heißt: Die Azubis können dank der neuen VR-Brille im Unterricht genau so agieren, wie sie es an ihrem echten Arbeitsplatz tun würden.

Doch auch die beste Technologie hat ihre Grenzen

Auf eine Sache jedoch kann keine Technologie die Azubis vorbereiten, gibt der Ausbildungskoordinator Tim-Niklas Siemers zu bedenken. Der 35-Jährige steht im Seminarraum. "Macht man bei einer Simulation einen Fehler, gibt es maximal Ärger vom Ausbilder", sagt er und zwinkert.

Im Berufsalltag können Fehler im schlimmsten Fall dramatisch enden. Wie in Bad Aibling, als 2016 zwei Züge zusammenstießen und mehrere Hundert Menschen starben. Inzwischen sei der Fall ausführlich untersucht worden und immer wieder Thema im Unterricht.

"Man muss mit Respekt an den Beruf herangehen und sich der Verantwortung bewusst sein", so Ausbilder Siemers. Und Azubi Maurice ergänzt: "In der Berufsschule haben wir den kompletten Fall durchgearbeitet." Dabei hat er einen Leitspruch tief verinnerlicht: "Sicherheit vor Pünktlichkeit."

Verwendete Quellen
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