Aktionstage gegen fossile Energie Auftakt für Proteste: LNG-Gegner ziehen durch Hamburg
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Protest gegen Fracking und LNG: Zahlreiche Menschen sind in Hamburg gegen fossile Energie auf die Straße gegangen. Es soll nur ein Auftakt sein.
In der prallen Abendsonne versammeln sich an den Landungsbrücken rund 1.800 Menschen. Auf ihren Transparenten steht "Mehr Kohle nur für Hafenarbeiter*innen" und "Frack off! Fight Neocolonialism". Mit Sprüchen wie "Umweltschutz und Hafenstreik: One struggle, one fight" ziehen sie durch die HafenCity in Richtung Rathausmarkt. Sie wollen LNG stoppen und den "fossilen Kapitalismus" sabotieren. "Gemeinsam auf die Straße in Hamburg für Klimagerechtigkeit und gegen die koloniale Zerstörung von Lebensgrundlagen" – so lautet das Motto der Demonstration am Mittwoch.
Die Auftaktreden gehören den Stimmen der Betroffenen: "Wir können der deutschen Regierung nicht erlauben, von einer fossilen Energie aus Russland zu einer noch schlimmerem Gas zu wechseln", sagt ein Anti-Fracking-Aktivist aus Argentinien auf Englisch, der in Berlin lebt. "Statt sich an die Versprechen der Klimakonferenzen zu halten, tun sie das Gegenteil und fördern mit Fracking weiterhin weltweit Gas. Deswegen ist es so wichtig, dass wir zusammenkommen und die Infrastruktur blockieren", sagt er.
Anti-LNG-Demo in Hamburg: Zahlreiche Polizisten vor Ort
An der Demonstration beteiligen sich Aktivistinnen und Aktivisten aus verschiedenen Teilen der Bewegung. "Die Aktionsformen der Klimagerechtigkeitsbewegung sind genauso vielfältig wie die Bewegung selbst", erklärt Liv Roth, Pressesprecherin des kommunistischen Bündnis "Ums Ganze". Mit der Demo wollen die Aktivistinnen und Aktivisten ihren Protest in die Stadt tragen. Begleitet wird die Demonstration von zahlreichen Polizistinnen und Polizisten.
In einem Aufruf heißt es: "Wir stehen gegen dieses System, das auf kolonialen Strukturen, Ausbeutung und Profit für Reiche beruht." Stattdessen fordern die Aktivisten das Ende aller fossilen Energieträger und den sofortigen Ausbau erneuerbarer Energien. "Die globale Logistik vernetzt lediglich Spaltung und Zerstörung. Wir wollen hingegen eine globale Vernetzung im Sinne von Solidarität und echter Bedürfnisbefriedigung. Das heißt, dass wir mit dem Kapitalismus brechen müssen", betont Liv Roth die antikapitalistische Perspektive des Protests.
Weitere Protestaktionen am Wochenende geplant
Der Hamburger Hafen sei ein Symbol für die kapitalistische Wirtschaftsweise und gleichzeitig ein Ort neokolonialer Strukturen, kritisieren die Aktivisten. Ob Steinkohle, Uran oder LNG: Fossile Energien zerstörten demnach die Natur und den Lebensraum der Menschen in den Abbaugebieten. Der Hamburger Hafen sei dabei ein wichtiges Umschlagzentrum fossiler Rohstoffe. Deshalb solidarisieren sich die Demonstrierenden mit den "Kämpfen gegen den kolonialen Extraktivismus im globalen Süden".
Gegen 20 Uhr endet die Demo nach mehreren Zwischenkundgebungen am Rathausmarkt, zweimal wurde auf der Strecke ein Rauchtopf gezündet. Der Protest verlief dabei ohne Zwischenfälle.
Die Demonstration ist Auftakt der Aktionstage gegen LNG und Neokolonialismus, die bis Montag in Hamburg stattfinden. Bündnisse wie "Ende Gelände" und "Ums Ganze" rufen fürs Wochenende zu Protestaktionen des zivilen Ungehorsams im Hamburger Hafen auf. Parallel dazu findet seit Dienstag auch am Altonaer Volkspark das sogenannte "System Change Camp" statt. Schon am Montag hatten sich Aktivistinnen und Aktivisten mit großen Transparenten von der Elbphilharmonie abgeseilt.
- Pressemitteilungen zur Demo
- systemchange.noblogs.de: Mitteilung zur Demonstration
- stopdatteln4.de: Informationsseite