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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zwei Niederlagen beim Rewe-Cup Phoenix Hagen profitiert vom Erkenntnisgewinn
Die zwei Niederlagen waren beim Rewe-Cup für Phoenix Hagen Nebensache. Viel wichtiger für die Basketballer: Headcoach Chris Harris gewann zwei Wochen vor dem Saisonstart wichtige Erkenntnisse.
Drei Hochkaräter aus der Basketball-Bundesliga als Gäste, eine regionale Supermarktkette als Sponsor und ein großer silberner Pokal: Die Planung des erstmals unter diesem Namen ausgetragenen Rewe-Cups überzeugte. Zweitligist Phoenix Hagen hat damit am Wochenende in der Krollmann-Arena die Tradition als Ausrichter qualitativ hochwertiger Vorbereitungsturniere fortgeführt. Dass die Feuervögel ihre zwei Partien verloren, störte letztendlich weder das Trainerteam noch das Management und die Fans nachhaltig. Da wog es schon schwerer, dass das Turnier aufgrund der Corona-Pandemie ohne Zuschauer stattfand. Die Fans konnten alle vier Spiele per Livestream verfolgen.
Zum Auftakt am Samstagnachmittag unterlagen die aggressiv verteidigenden Jobstairs Gießen 46ers im Hessenduell knapp den Fraport Skyliners mit 88:90 (46:52). Die Gastgeber verloren das zweite Halbfinale dagegen schon deutlicher mit 74:93 (37:53) gegen die Telekom Baskets Bonn. Hagens NRW-Rivale kürte sich am Sonntag mit einem 81:62 (41:41) gegen Frankfurt zum Sieger des Rewe-Cups. Zuvor hatten sich die 46ers mit dem 111:92 (65:45) gegen die Hausherren den dritten Platz gesichert. Gegen das Team des früheren Hagener Trainerduos Ingo Freyer und Steven Wriedt startete Phoenix schwach und ließ allein im ersten Viertel 38 Gegenpunkte zu.
Probleme im Spiel ohne Center
Interessant aber, dass das Trainerteam um Chris Harris offenbar die richtigen Töne in der Halbzeitpause traf. Im dritten Viertel beider Partien hatten die Feuervögel ihre stärksten Phasen. Diesen Spielabschnitt entschieden sie jeweils auch für sich: 21:20 gegen Bonn, 30:22 gegen Gießen. Es mangelte jedoch an Konstanz – eine von mehreren wichtigen Erkenntnissen des Wochenendes. "Die Erstligisten waren uns überlegen in der Physis und der Schnelligkeit, auch in der Entscheidungsschnelligkeit", sagte Chris Harris nach dem verlorenen kleinen Finale. "Daran müssen wir arbeiten."
Arbeiten muss Phoenix auch an einigen taktischen Varianten. So fand die zwischenzeitlich sehr kleine Aufstellung ohne Javon Baumann und Neuzugang Zach Haney gegen das Gießener Smallball-Spiel kaum Lösungen in der Offense. Nachdem für Haney bereits im dritten Viertel mit fünf Fouls Schluss war, entschied sich Harris bewusst dafür, Baumann Pausen zu gönnen und das Spiel ohne Center zu testen. Auch im Schlussviertel gegen Bonn, als die beiden Big Men mit je vier Fouls auf der Bank saßen, gab es ähnliche Probleme. "Das können wir in einem Trainingsspiel verbessern, indem wir Javon und Zach in ein Team stecken und die kleineren Spieler in das andere", sagte Harris.
Maskottchen als einzige Zuschauer
Atmosphärisch stand das Turnier im Zeichen der Corona-Pandemie. Maskenpflicht in weiten Teilen der Halle, Desinfektionsmittelspender an so gut wie jeder Ecke und die genaue Aufnahme aller Kontaktdaten sind in diesen Zeiten ohnehin Standard. In Abwesenheit der Zuschauer mussten die Maskottchen Felix und Fipps auf der leeren Haupttribüne allein für Stimmung sorgen, beim Spiel um Platz drei verstärkt durch die Hagener Cheerleader. Das einzige Positive an der Geisterkulisse: Anweisungen der Coaches und Diskussionen mit Spielern oder Schiedsrichtern waren für Beobachter bestens zu vernehmen.
Trotz aller notwendigen Sicherheitsmaßnahmen verlief das Turnier reibungslos. "Organisatorisch haben wir eine rundherum gelungene Veranstaltung auf die Beine gestellt, besonders auch zur Zufriedenheit unserer Gäste", sagte Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel. Er weilte am Wochenende bei der Liga-Tagung in Quakenbrück und konnte das Turnier nur am Bildschirm verfolgen. Die Konferenz mit den Verantwortlichen der 2. Liga und der anderen Vereine war für Seidel "intensiv, aber gut".
Regenerationswoche vor dem letzten Test
Ähnliches lässt sich auch aus sportlicher Sicht sagen, angesichts des Klassenunterschiedes zwischen den Hagenern und ihren Gegnern. Für Chris Harris genau richtig: "Das tut uns gut, für die Kondition und für den Kopf. Deshalb machen wir solche Spiele." Die Niederlagen wurden fast schon in Kauf genommen: "Dass wir körperlich oder auch in der Effizienz gegen höherklassige Teams teilweise an unsere Grenzen stoßen würden, war klar. Und zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung auch so gewollt", sagte Seidel.
Nach den drei anspruchsvollen Tests gegen die drei Erstligisten Bonn und Gießen am Wochenende sowie Braunschweig am Mittwoch steht diese Woche für Phoenix im Zeichen der Regeneration. "Montag und Dienstag sind frei, außerdem wollen wir mit einem Teamtag den Zusammenhalt in der Gruppe weiter stärken", sagte Harris. Das letzte Testspiel steht am Samstag in Bochum gegen den dort beheimateten ProB-Ligisten mit dem abgewanderten Ex-Feuervogel Niklas Geske an.
Regeneration ist gerade für die angeschlagenen Spieler wichtig. Das gilt etwa für Joel Aminu, der am Wochenende die meiste Einsatzzeit aller Phoenix-Akteure bekam, obwohl dessen Fußprobleme noch nicht vollständig überstanden sind. Oder für Jermaine Bishop, der gegen Bonn für offensive Akzente sorgte, aber im Schlussviertel aufgrund von Krämpfen im rechten Oberschenkel pausieren musste. "Die nächsten zwei Wochen nutzen wir, um gegen Leverkusen frisch zu sein", sagte Harris. Bei den Bayer Giants wird es am 17. Oktober mit dem ersten Saisonspiel in der ProA ernst für die Feuervögel. Die Eindrücke vom Rewe-Cup sollen dabei helfen.
- Besuch des Rewe-Cups
- Gespräch mit Chris Harris
- Gespräch mit Patrick Seidel
- Eigene Recherchen