Erfurt Nashornkuh hätte ein Weibchen geboren: Todesursache unklar
Die bisherige Untersuchung der toten Erfurter Nashornkuh hat ergeben, dass Marcita einen weiblichen Fötus trug. "Das ist nicht nur für den Zoopark ein herber Verlust, sondern auch für das europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP)", teilte der Zoo am Mittwoch in Erfurt mit. Nach zwei Bullen, die Marcita in der Vergangenheit in Erfurt gebar, hätte man mit einem weiteren Weibchen wieder eine harmonische Kleingruppe im Gehege haben können. "Das war eigentlich unser Traum gewesen. Mit dem neuen Zuchtbullen hätten wir so die Konstellation gehabt, die wir uns gewünscht hatten", sagte Zoodirektorin Sabine Merz. Entsprechend groß sei die Anteilnahme aus anderen Zoos sowie von Besucherinnen und Besuchern und Zoofreunden.
In der vergangenen Woche wurden innerhalb von zwei Tagen erst der kleine Nashornbulle Tayo und dann seine trächtige Mutter Marcita tot in ihren Boxen gefunden. Die Todesursache blieb zunächst offen. Aktuell werden die Kadaver zur Ursachenklärung pathologisch untersucht. Äußere Einwirkungen sowie das Verschlucken von Fremdkörpern konnten bereits ausgeschlossen werden. Nach der anatomischen Untersuchung folge nun die histologische. Dabei werden die Organe detailliert untersucht und die verschiedenen Gewebetypen unter dem Mikroskop mit spezifischen Färbemethoden ausgewertet. Parallel werden die Nashörner auf diverse Infektionskrankheiten untersucht. Körperflüssigkeiten werden dabei genau unter die Lupe genommen. Das Augenmerk liegt auf Stoffwechselprodukten, um die Organfunktion zu prüfen.
Zusätzlich wird noch geprüft, ob eine Vergiftung vorliegt. Das könne mehrere Wochen dauern, teilte der Zoo mit. Neben Beileidsbekundungen sei man auch vermehrt kritischen Kommentaren ausgesetzt, die sich gegen die Haltung von Wildtieren in Zoos richteten, hieß es von Seite des Parks. "Fakt ist einfach: Sämtliche Nashornarten der Welt sind von der Ausrottung im Freiland bedroht", teilte der Zoo dazu mit. "Die Nashornzucht in Zoos ist deshalb so wichtig, weil jedes Individuum zählt, um die Art zu erhalten - auch Zooindividuen." Wissenschaftlich geleitete Zoos, wie es der Thüringer Zoopark Erfurt ist, seien weltweit vernetzt, um sicherzustellen, dass die Zuchtprogramme den höchstmöglichen Standard haben und dass, wenn die Wilderei beendet ist, dann auch Zoo-Nashörner die lokale Population verstärken könnten.