Erfurt Hasse: Mehr Datenschutz-Kompetenz für Schüler und Lehrer
Nach Ansicht des Thüringer Landesdatenschützers Lutz Hasse sollten Schülern und Lehrern mehr Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien und zum Datenschutz vermittelt werden. "Wir stellen uns vor, dass es ein eigenes Fach gibt", sagte Hasse am Dienstag bei einer Videokonferenz mit Bürgern, Lehrern und Schülern zum Safer Internet Day. In einem solchen Fach müsste den Schülerinnen und Schülern erklärt werden, wie manche Apps funktionierten, sagte Hasse. "Auch das Programmieren von einfachen Algorithmen ist denkbar."
In anderen Ländern gebe es solche Konzepte bereits. "Wir arbeiten daran, dass das passiert, dass ein Verständnis bei den Schülerinnen und Schülern geweckt wird: Was passiert da eigentlich und wozu kann ich Algorithmen auch missbrauchen?", sagte Hasse, der im Kreis der 16 Landesdatenschützer in Deutschland die Arbeitsgruppe "Datenschutz und Bildung" leitet.
Dafür brauche es aber auch Lehrkräfte, die ein solches Fach unterrichten könnten. "Wir können jetzt nicht so richtig erkennen, dass diese zumindest an den Universitäten ausgebildet werden", sagte Hasse. Dies sei ein "Hemmschuh".
In Thüringen gibt es bereits ein Schulfach Medienkunde/Informatik, das jedoch nicht als eigenständiges Fach unterrichtet wird. Stattdessen sollen die Inhalte als Querschnittsthemen in allen Fächern vermittelt werden. Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hatte im August vergangenen Jahres ein Pilotprojekt für rund 20 Schulen im Freistaat angekündigt, an denen Medienkunde/Informatik als eigenständiges Fach erprobt werden sollte.
Geplant war, dass der Lernstoff ausschließlich in der fünften Klasse einmal pro Woche in einer eigenständigen Unterrichtsstunde behandelt wird. Damit sollen Grundlagen vermittelt werden, die dann in allen Fächern zur Anwendung kommen sollen. Das Pilotprojekt läuft inzwischen, wie ein Sprecher des Bildungsministeriums sagte. Der Landesdatenschützer sei in die Lehrplanentwicklung mit einbezogen gewesen.
Hasse warnte in der Videoschalte vor Software und Apps, die mit Hilfe von Daten das Anlegen von Profilen ermöglichten. Auch vom Verwenden eigener Geräte in der Schule riet er klar ab: "Bring your own Device ist hochgefährlich, am besten die Finger davon lasen", sagte Hasse. Wenn Schüler oder Lehrer ihre eigenen Geräte mitbringen würden, bestünde die Gefahr, dass Apps mit anderen an der Schule verwendeten Anwendungen interagierten - und so sensible Daten sammeln könnten.
Kritisch blickte Hasse auch auf manche Angebote von Verlagen im digitalen Raum. Es sollten beispielsweise keine Daten darüber gesammelt werden, wie Schülerinnen und Schüler ihre Hausaufgaben erledigten und wie viel Zeit sie dafür benötigten. "Da tauchen viele Probleme auf, die man mit Anonymisierung oder guter Pseudonymisierung auch gut lösen kann", sagte Hasse. Wichtig sei auch, dass die Verlage die Daten dann nicht auf Servern in den USA speicherten. Er empfehle Speicherorte in der EU.